Es gibt keinen sicheren Weg, einen Bestseller zu landen. Darüber bin ich sehr froh, denn sonst würde alle Bücher diesem Weg folgen. Aber es gibt ein paar Regeln, die AutorInnen zumindest die Chance darauf bieten, mehr als ein paar LeserInnen zu finden. Regel Nummer 1 ist dabei immer: Schreibe ein gutes Buch. Ich gehe davon aus, dass das gegeben ist. Doch wenn ich ein Buch im Onlineshop betrachte, merkt ich nicht von selbst, dass es genau der Schmöker ist, den ich schon immer lesen wollte. Die ganze Aufmachung vom Cover bis zum Klappentext muss mir das verraten. Wenn es da Probleme gibt, wird sich das Buch nicht verkaufen. Wie sieht es bei den heutigen drei Kandidaten aus?
Buch 1: Sternmarie, von Jenny Völker (3,99 €, KU)
Hübsches Cover! Der Klappentext nennt das Buch “ein abenteuerliches Märchen”. So richtig vorstellen kann ich mir darunter nichts. Ich denke an Adaptionen klassischer Märchen, wie sie etwa Halo Summer mit “Aschenkindel” oder “Froschröschen” sehr erfolgreich auf den Markt gebracht hat. Dabei handelt es sich um Romane in moderner Sprache, die Märchenmotive auf neue Art aufnehmen und verfremden und damit die Leser(innen)schaft ansprechen. Sternmarie hingegen ist in dem Deutsch geschrieben, in dem man Volksmärchen erwartet. Es ist die Vorlesesprache von Oma und Opa. Doch das Buch (weitere sollen folgen) richtet sich an erwachsene Leserinnen. Das ist ein Zielkonflikt. Die Gruppe, die gern klassische Märchen mit erwachsenen Hauptpersonen liest, ist eher klein. Man kann solche Experimente mal probieren. Entweder, wenn man weiß, dass es ein Experiment ist und nicht zu viel davon erwartet. Oder wenn man bereits sehr erfolgreich ist und die vorhandene Fanbasis überzeugen kann, auch mal etwas auf den ersten Blick abwegiges auszuprobieren. Ich denke, das ist hier ein prinzipielles Problem. Trotzdem lässt sich auch am Klappentext noch einiges verbessern. Der Name der (bisher unbekannten) Autorin taucht darin sogar doppelt auf (unbedingt weglassen), aber es gibt auch noch weitere Dopplungen. Tipp: Rezensionen, bei denen die Nachnamen der Rezensenten wie der Nachname der Autorin lautet, würde ich eher vermeiden.
Buch 2: Königsfeuer von Jörg Benne (3,99 €, KU)
Königsfeuer ist ein Fantasy-Roman, und zwar nicht Teil einer Reihe. Das Cover des Fantasy-Titels könnte auch auf ein SF-Buch deuten. Das eigentliche Problem dürfte hier aber der Klappentext sein. Er beginnt mit “Der Eroberungsfeldzug des Königs ist ins Stocken geraten”. Welcher Feldzug? Welcher König? Ich nehme unwillkürlich an, dass ich hier im x-ten Teil einer Serie gelandet bin, und klicke mich woandershin. Das wird noch dadurch verstärkt, dass der Text darunter auf weitere Teile hinweist. Königsfeuer spielt jedoch nur im selben Universum. Die entsprechenden Hinweise würde ich entfernen und einen Klappentext für neue Leser entwerfen, anderenfalls fühle ich mich als jemand, der das Universum nicht kennt, darin nicht willkommen. Wichtig ist für den neuen Klappenext auch, dem Leser zu zeigen, worin denn nun der Konflikt besteht. Ist das Reich in Gefahr? Derzeit liest es sich etwas beliebig; ein Dieb hat es nicht so leicht, und eine Waffe führt zu Zwist. Da ein “actionreicher” Roman versprochen wird, sollte auch der Klappentext zeigen, dass das kein leeres Gerede ist.
Buch 3: Eistanzliebe von Mia Leonie (2,99 €, KU)
Eistanzliebe – ein Liebesroman aus der Welt des Eiskunstlaufs. Im Sommer haben es Wintersport-Titel selten ganz leicht. Aber Eistanzliebe ist zudem auch noch ein Jugendbuch. Das steht zwar nirgends explizit, aber die Protagonistin bekommt einen Platz auf einem Sportinternat. Damit ist sie für den Standard-Liebesroman und seine Leserinnen etwas zu jung. Und dann fehlt vielleicht auch noch ein bisschen die Fallhöhe, weil die Protagonistin jung, hübsch und sportlich ist. Die im Klappentext aufgebaute Bedrohung, dass ihr neuer Partner sie zu sehr vom Training ablenken könnte, ist im Zeitalter von Bad Boys und Millionären deutlich zu schwach. Das Cover geht ebenfalls in diese Richtung, weil es gezeichnet-romantisch die Protagonistin zeigt. Das deutet eher auf einen Entwicklungs- als einen Liebesroman. Beide Genres haben ihre Berechtigung, aber Liebesromane verkaufen sich eben besser.
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Weitere praktische Tipps bekommen Sie in “Warum verkauft sich mein Buch nicht wie erwartet”
(hier geht es zu Teil 1, Teil 2 , Teil 3, Teil 4,Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8 und Teil 9)