Auf rund drei belletristische Bücher wird in Deutschland ein Schul- oder Lehrbuch verkauft. Der Bildungsmarkt, meinen Prognosen, ist bei der Digitalisierung dem Buchmarkt insgesamt voraus – viele Staaten erhoffen sich Sparpotenziale. Klar, dass auch die Branchengrößen ihren Teil des Kuchens wollen. Apple hat mit iBooks Author schon vor einiger Zeit vorgelegt.
Einen anderen Weg geht nun Amazon mit dem Kindle Textbook Creator. Die Software ist wie gewohnt kostenlos bei Amazon erhältlich, und zwar in Versionen für Windows und Mac OS X. Auf der Festplatte braucht das Programm unter 100 Megabyte. Nach der Installation stehen Sie vor der Wahl, ein bestehendes eBook zu öffnen oder ein neues anzulegen. Der Prozess ist so simpel, wie er nur sein kann – wenn bereits ein fertiges PDF auf der Festplatte schlummert. Ich habe zum Test die PDF-Version meines Quanten-Buches eingeladen (erstellt mit iBooks Author).
Das war es auch schon. Ein Klick auf “Preview” bringt den Kindle-Previewer auf den Bildschirm, der das Buch in Hoch- oder Querformat anzeigt. Aus iBooks Author exportierte PDFs haben leider ein Seitenverhältnis von 4:3, während der Textbook Creator auf 16:9 optimiert. Das heißt, dass der Leser später auf jeder Seite scrollen muss. Wenn Sie das nicht wollen, müssen Sie das PDF mit einem externen Tool Ihrer Wahl skalieren; dann entsteht im Hochformat allerdings zusätzlicher Weißraum links und rechts – oder Ihre Grafiken werden verzerrt. Wichtig: das eBook lässt sich nur auf Kindle-Tablets und den Kindle-Apps für iPad und Abdroid-Tablets betrachten. Die eInk-Kindles ignorieren das Format einfach.
Wenn Sie nichts mehr auszusetzen haben, klicken Sie auf “Package”. Der Textbook Creator erzeugt nun eine KPF-Datei, die Sie bei KDP hochladen können. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Hülle für das PDF. Die Dateigröße ist beinahe identisch zur Ursprungsdatei. Das heißt auch, dass Ihnen Amazon vermutlich hohe Übertragungskosten berechnen wird.
Fazit: So einfach nutzbar der Kindle Textbook Creator auch ist – sinnvoll ist sein Einsatz nur, wenn Sie ein eBook mit zahlreichen Abbildungen verkaufen wollen, ohne sich aber mit den Feinheiten des interaktiven KF8-Formats und Programmen wie Pubcoder plagen zu wollen. Beim Erzeugen des PDF sollten Sie dann darauf achten, möglichst im 16:9-Format zu bleiben. Titel, bei denen der Textanteil überwiegt, sollten Sie besser auf herkömmlichem Weg veröffentlichen, selbst wenn es sich um Lerninhalte handelt.