Liebe Windows-Nutzer, ich bedaure euch. Seit heute läuft Vellum 2 auf meinem Mac, und ich weiß, es wird meine Arbeitsweise verändern. Bisher habe ich in Scrivener geschrieben und dann eine Textdatei exportiert, mit der ich über Jutoh die E-Books und über OpenOffice die PDFs erzeugt habe. Das funktioniert gut, sogar das Print-Layout mit dem Schreibprogramm (kann man hier lernen). Aber es passiert, dass sich im Nachhinein Änderungen ergeben. Dann hatte ich die Wahl: ich führe sie im Manuskript aus und erzeuge dann E-Book und Print neu. Viel Arbeit, aber alle Versionen sind identisch. Oder ich ändere E-Book und PDF direkt – mit der Gefahr, dass sich diese mit der Zeit “auseinander entwickeln”.
Vellum 2 ändert das Verfahren: Ich schreibe in Scrivener und erzeuge in Vellum E-Book und Print-PDF. Falls es Änderungen gibt, trage ich diese in Vellum ein. Man mag es kaum glauben, aber es funktioniert. Manuskript importieren, Design festlegen, “Generate” anklicken, fertig. Trotzdem bleibt der Nutzer noch angenehm flexibel. Vellum 2 bietet acht verschiedene Stile, die für E-Book und Print gleichermaßen gelten. Innerhalb dieser Stile kann man dann noch einzelne Optionen variieren, z.B. Kopf- und Fußzeile (für Print), den Lauftext oder verschiedene Absatzformate. Das Programm erzeugt dann die vom Nutzer gewählten Formate (Kindle, ePub, PDF…) und hält sich dabei an sämtliche Konventionen, vermeidet Hurenkinder, sorgt für Registerhaltigkeit und platziert den Text so, dass es gut aussieht (Schusterjungen vermeidet das Programm absichtlich nicht, da diese inzwischen nicht mehr als Fehler gelten). Man kann da im Grunde nichts mehr falsch machen.
Gibt es trotzdem etwas zu kritisieren? Ja, die Formatauswahl. Es stehen nur vier US-Formate bereit (5 x 8 ” usw.), aber keine deutschen Standard-Formate. Das ist schade, aber vielleicht ändert sich das in Zukunft noch. Außerdem wäre es schön, die Titelei besser beinflussen zu können.
Vellum 2 kostet als “Vellum Press”, also mit der Möglichkeit, PDFs zu erzeugen, 249 Dollar. Das ist nicht wenig – aber dafür können Sie unbegrenzt viele E-Books und Print-PDFs generieren. Für 199 Dollar gibt es die E-Book-only-Version. Sie können das Programm aber zunächst kostenlos testen – erst wenn Sie eine Datei generieren, müssen Sie zahlen. Vellum läuft nur auf MacOS 10.11 und 10.12. Windows-Nutzer könnten überlegen, einen Service wie MacInCloud zu nutzen, das macht die Arbeit allerdings umständlicher (Tipp: warten Sie ein paar Tage mit dem Kauf eines MacBook, wahrscheinlich stellt Apple kommende Woche neue Modelle vor). Eine gewisse Alternative für Windows stellt das kostenlose Kindle Create dar, das allerdings nur E-Books kann.