Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat heute neue Zahlen zum Buchmarkt 2013 herausgegeben. Diese kommen zum einen aus einer Befragung von Verlagen und Mitglieds-Buchhandlungen, zum zweiten aus einem GfK-Panel mit insgesamt 25.000 Buchkäufern, zum dritten schließlich aus einer Befragung von 10.000 Endverbrauchern zum Jahresanfang. Das muss man wissen, wenn man die in der Pressemitteilung genannten Zahlen einordnen will:

  • Der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) stieg 2013 auf 3,9 Prozent, 2012 lag er noch bei 2,4 Prozent.
  • Die durchschnittliche Intensität pro Käufer stieg von 5,5 auf 6,4 E-Books pro Jahr.
  • Erwarben 2013 3,4 Millionen Menschen 21,5 Millionen E-Books, so waren es 2012 2,4 Millionen Menschen, die 13,2 Millionen E-Books kauften.
  • 79 Prozent aller Befragten sagen: „Ich liebe gedruckte Bücher zu sehr, ein elektronisches Gerät reicht nicht an das Leseerlebnis heran“, 2009 waren es noch 88 Prozent.

Self Publishing boomt – das wissen inzwischen auch die Feuilletons der großen Zeitungen. Aber was haben Self Publisher im vergangenen Jahr tatsächlich mit eBooks auf Amazon und anderen großen Plattformen eingenommen? Ich versuche mich im folgenden an einer kleinen Abschätzung, die selbstverständlich mit jeder Menge Unsicherheiten behaftet ist und auf einigen Annahmen aufbaut:

  1. Der Tages-Umsatz der Top-100-eBooks bei Amazon entspricht ungefähr einem Viertel der gesamten täglichen eBook-Umsätze. Das ergibt jedenfalls eine Abschätzung über die Amazon-Top-1000 – die eine interessante Folgerung erbringt: Die Titel auf den Plätzen 101 bis 1000 bringen insgesamt deutlich mehr Umsatz als die ersten 100 eBooks. Die Midlist ist damit im Vergleich zu 2012 deutlich gewachsen.
  2. Unabhängige Autoren hatten nach Anzahl der Veröffentlichungen über das ganze Jahr 2013 einen Anteil von rund 50 Prozent an den Top-100-Titeln. Wegen ihrer im Mittel deutlich niedrigeren eBook-Preise (meist um 2,30 Euro) lag ihr Umsatzanteil bei etwa 20 Prozent.
  3. Im Mittel liegt der Umsatz eines Top-100-Titels bei Amazon bei 500 Euro pro Tag – dabei ist der Amazon-Anteil schon abgezogen.
  4. Über die Markanteile der anderen Plattformen ist leider wenig bekannt. Distributoren setzen diesen gern bei 40 Prozent und mehr an – allerdings sind etwa zwei Drittel der KDP-Veröffentlichungen Amazon-exklusiv. Self Publisher dürften deshalb insgesamt über andere Plattformen höchstens 20 Prozent zusätzliche Einkünfte erwirtschaften – zumal Indies dort oft nicht wirklich präsent sind.

Mit diesen Annahmen komme ich dann auf ca. 4,4 Millionen Euro Umsatz (exklusive Amazon-/Distributoren-Anteil), die Self Publisher 2013 in Deutschland erwirtschaftet haben.

Die Frankfurter Buchmesse wurde in diesem Jahr von der CONTEC eingeleitet – einer Konferenz, die die Branche auf die Veränderungen der kommenden Jahre vorbereiten soll. Auch Self Publishing wurde thematisiert: in einer Gesprächsrunde, die vom Branchenexperten Porter Anderson vorbereitet worden war.

Allein das ist ja schon ein Zeichen – hinzu kam jedoch, dass das böse Wort “Raubkopie” fast nie zu hören war. Schade nur, dass DRM noch immer als Lösung und nicht als Teil des Problems angesehen wird. Oder wie sonst ist es zu verstehen, dass ein EU-gefördertes Projekt die Schaffung eines anbieterübergreifenden DRM-Systems versucht? (als wäre Adobe DRM nicht “übergreifend”).

Aus der Self-Publishing-Runde stellvertretend ein paar Zitate. Bis auf den Buchagenten Jonny Geller vertraten alle Anwesenden recht einhellig die Seite der Self Publisher.

Hugh Howey (Autor): “The real story of self-publishing is the number of midlist authors who are making a living of it”

Hugh Howey (Autor): “There are a lot of Dollars to be made in books that no one ever reads. If you price it at 2.99, there is no consequence to not reading it, psychologically.”

Hugh Howey (Autor): “We don’t appreciate yet the long tail of self-publishing. Your books are available forever.”

Jonny Geller (Agent): “Publishers will succeed in the long run because it’s too much self-publishing if you’re a career writer.”

Nach aktuellen Zahlen des Branchenverbands Bitkom werden in diesem Jahr 832.000 E-Book-Lesegeräte über den Ladentisch wandern – im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 22 Prozent. Die Prognosen waren allerdings von 1,4 Millionen E-Readern ausgegangen.

Dass die Zahlen nun weitaus niedriger liegen, führt der Bitkom auf die Popularität der Tablets zurück, die sich ja ebenfalls zum Lesen von E-Books eignen. Insgesamt acht Millionen Tablets haben sich deutsche Käufer demnach im Laufe des Jahres zugelegt. Während der Durchschnittspreis der E-Reader bei 97 Euro liegt, verkaufte sich die Hälfte aller Tablets zu Preisen unter 200 Euro.

Der letzte Buchmesse-Tag – ab 16 Uhr wird es in der Regel schon deutlich ruhiger. Trotzdem wird auch Self Publishern noch einiges geboten. Um 13 Uhr (Der Self Publisher: Künstler oder Kaufmann?) und um 15 Uhr (Self Publishing: Alles Schrott?) ist etwa Nika Lubitsch in der Next Generation: Self Publishing Area, um 15 Uhr wird sie von Emily Bold begleitet.

Am Samstag füllt sich die Frankfurter Buchmesse vor allem mit Privatbesuchern. Die Distributoren verstärken dann ihr Engagement, ePubli beschreibt zum Beispiel stündlich den Weg zum eigenen Buch.

Dafür gibt es deutlich weniger Vorträge, die an Profis gerichtet sind. Außerdem treffen sich Neobooks-Autoren zu einem Community-Event, und einige Self Publisher veranstalten ein Meet & Greet. Oder deutsch: sie treffen und grüßen sich.

Der Donnerstag ist für Autoren interessant, die über den deutschen Markt hinausdenken: Spezielle Veranstaltungen bieten Einblicke in die Märkte in Brasilien, China und Russland. Außerdem lade ich gern zur Diskussion zum Thema “Braucht man einen Verlag?” ein – mit dabei sein wird unter anderem auch Emily Bold. 12.15 Uhr in der Self-Publishing-Area.

Am Abend dann interessant: die Verleihung des Virenschleuderpreises. Die Marketing-Ideen, die hier präsentiert werden, sind garantiert auch für Self Publisher spannend. Einer der Kandidaten ist zum Beispiel das Qindie-Netzwerk.

Mit den in der Tabelle aufgeführten Vorträgen und Diskussionen startet die Buchmesse recht spannend. Als Tagestipps scheinen mir diese drei Veranstaltungen am interessantesten:

  • Studie: Self Publishing in Deutschland (Vortrag: Matthias Matting)
  • Von Arroganz bis Akzeptanz – Verlage und Selfpublisher
  • Sofortkauf mit 110 ECODE
  • Sascha Lobo – Sobooks Vorstellung der “Closed Beta”

Ergänzungen? Gern aktualisiere ich die Tabelle.

Nach der Leipziger hat nun auch die Frankfurter Buchmesse erkannt, dass sich die Buchlandschaft ändert. Das Phänomen Self Publishing wird auf der Messe in den verschiedensten Bereichen eine Rolle spielen. Vorträge, Workshops und Expertengespräche finden sich im Veranstaltungskalender. Weil der allerdings nicht so leicht zu durchsuchen ist, habe ich aus den über 2000 eingetragenen Terminen die herausgesucht, die für Autoren am spannendsten sein könnten.

Die Auswahl ist dabei durchaus subjektiver Art, und sie erlaubt auch den ein oder anderen Blick über den Rand. Vorträge etwa, die Verlagen den Nutzen von ePub 3 erklären sollen, sind für Self Publisher natürlich ebenfalls relevant – selbst wenn sie die Technik an Dienstleister abgeben.

Da pro Tag über 20 Veranstaltungen anfallen, habe ich die Termine in mehrere Abschnitte eingeteilt (das hat für mich auch den Vorteil, dass ich nicht alles auf einmal recherchieren musste). Wenn die Beschreibungen in englischer Sprache eingetragen sind, findet auch die Veranstaltung auf Englisch statt.