Self Publishing boomt – das wissen inzwischen auch die Feuilletons der großen Zeitungen. Aber was haben Self Publisher im vergangenen Jahr tatsächlich mit eBooks auf Amazon und anderen großen Plattformen eingenommen? Ich versuche mich im folgenden an einer kleinen Abschätzung, die selbstverständlich mit jeder Menge Unsicherheiten behaftet ist und auf einigen Annahmen aufbaut:
- Der Tages-Umsatz der Top-100-eBooks bei Amazon entspricht ungefähr einem Viertel der gesamten täglichen eBook-Umsätze. Das ergibt jedenfalls eine Abschätzung über die Amazon-Top-1000 – die eine interessante Folgerung erbringt: Die Titel auf den Plätzen 101 bis 1000 bringen insgesamt deutlich mehr Umsatz als die ersten 100 eBooks. Die Midlist ist damit im Vergleich zu 2012 deutlich gewachsen.
- Unabhängige Autoren hatten nach Anzahl der Veröffentlichungen über das ganze Jahr 2013 einen Anteil von rund 50 Prozent an den Top-100-Titeln. Wegen ihrer im Mittel deutlich niedrigeren eBook-Preise (meist um 2,30 Euro) lag ihr Umsatzanteil bei etwa 20 Prozent.
- Im Mittel liegt der Umsatz eines Top-100-Titels bei Amazon bei 500 Euro pro Tag – dabei ist der Amazon-Anteil schon abgezogen.
- Über die Markanteile der anderen Plattformen ist leider wenig bekannt. Distributoren setzen diesen gern bei 40 Prozent und mehr an – allerdings sind etwa zwei Drittel der KDP-Veröffentlichungen Amazon-exklusiv. Self Publisher dürften deshalb insgesamt über andere Plattformen höchstens 20 Prozent zusätzliche Einkünfte erwirtschaften – zumal Indies dort oft nicht wirklich präsent sind.
Mit diesen Annahmen komme ich dann auf ca. 4,4 Millionen Euro Umsatz (exklusive Amazon-/Distributoren-Anteil), die Self Publisher 2013 in Deutschland erwirtschaftet haben.
Noch ein paar interessante Zahlen: Im zweiten Halbjahr 2013 haben es circa 5500 verschiedene Titel in die Top 1000 geschafft. 2012 haben allein die Verlage fast 80.000 neue Bücher herausgebracht, damals noch etwas mehr als die Hälfte auch als eBooks. 967 Titel schafften es in die Top 100, 200 in die Top 10 und 81 in die Top 3. Auf Platz 1 schafften es noch 38 Titel.
Die Titel in den Top 1000 kamen von 3300 verschiedenen Autoren. Sie wurden, das finde ich erstaunlich, zu 546 unterschiedlichen Preisen angeboten. Der höchste Preis, mit dem ein eBook es in die Top 1000 geschafft hat, lag bei 37,99 Euro; es handelte sich dabei um die Sammelbox von Kerstin Gier, “Liebe geht durch alle Zeiten“. 37 Prozent der Titel kosteten weniger als 3 Euro. 13 Prozent waren teurer als 10 Euro.
81 Prozent der Titel in den Top 1000 waren mit einem DRM (Kopierschutz) versehen. Etwa ein Viertel aller eBooks in den Top 1000 waren auch in der Kindle Owners Lending Library (Leihbibliothek) verfügbar.
Nur 0,2 Prozent aller eBooks unter den ersten 1000 hatten eine mittlere Bewertung von einem Stern. Das am schlechtesten bewertete eBook der Amazon-Top-1000 2013 ist nach meiner Datenbank die Serialausgabe, Teil 2 des ersten Bandes von Taberna Libraria, bei der sich die Leser offenbar kräftig verschaukelt fühlten. 0,5 Prozent der Titel hatten zwei Sterne, 4,5 Prozent drei Sterne, 55 Prozent hatten vier Sterne und der Rest von immerhin fast 40 Prozent im Mittel fünf Sterne. Der Titel mit den meisten Rezensionen hatte 3837 Leserbesprechungen. Es handelte sich um – Überraschung? – Shades of Grey, Band 1.
Der längste Titel eines eBooks in den Top 1000 hatte 214 Zeichen. Es handelt sich um das Werk “JANE AUSTEN – DIE GESAMTAUSGABE (von Jane Austen) DER WELTWEIT-BESTSELLER AUF ENGLISCH (Sämtliche Romane von Jane Austen in einem Band) [Illustriert] (Gesamtausgabe … Jane Austen | Jane Austens Sämtliche Romane)” (um dem Titel-Spammer nicht noch zu helfen, verlinke ich es hier nicht).
Weitere spannende Zahlen zum eBook-Markt 2013 finden Sie hier.