In dieser Woche zeigt Amazon selbst sehr schön, wie mächtig die eigenen Marketing-Tools sind: Eine Promotion, bei der mehrere Amazon-Publishing-Titel herabgesetzt wurden, hat diese in die Top 100 gespült. Der Gag liegt allerdings im Preis der eBooks: Mit glatten 3,00 Euro sind diese nämlich teurer als manch Indie-Titel. Allein die Präsenz auf der Homepage bringt einem Titel offenbar schon genug Käufer, um in den Charts weit nach oben zu kommen.

Der wöchentliche Blick in Amazons eBook-Charts zeigt in beruhigender Konstanz, dass Self Publisher immer noch dominieren. Diesmal sind 54 von 100 der bestplatzierten eBooks aus unabhängiger Hand. Nicht wundern: unser Grabber hat am Wochenende etwas gesponnen, deshalb fehlt Poppy J. Andersons neuester Roman auf dem 2. Platz, wo M. C. Poets dafür doppelt auftaucht. Das hat sich morgen aber wieder normalisiert.

Man könnte ja beim Betrachten der Amazon-Kindle-Charts manchmal auf die Idee kommen, dass ein paar erfolgreiche Autorinnen und Autoren die komplette Liste für sich gepachtet haben. Tatsächlich sind die Top 100 aber erstaunlich durchlässig. Immer wieder tauchen Namen auf, von denen ich noch nie gehört habe. Diesmal zum Beispiel “Die Gewandschneiderin” von Doris Niespor.

Die Self-Publisher-Charts erscheinen nun seit gut einem Jahr wöchentlich an dieser Stelle – und passenderweise gibt es in dieser Woche einen neuen Rekord zu vermelden: Der mittlere Preis der Indie-eBooks in den Kindle-Top-100 liegt diesmal bei 2,81 Euro. Zugegeben: Dass die aktuelle Nr. 1 gerade wieder auf ihren Normalpreis von 9,99 Euro umgestellt hat, hilft dabei sicher deutlich.

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Was zeigt der Blick zurück? Vor allem einige alte Bekannte. Die “MondSilber”-Reihe von Marah Woolf war auch vor einem Jahr schon komplett in den Top 100 vertreten. Ebenso die Krimis von Hanni Münzer, die Thriller von BC Schiller und Marc Franley oder auch “Ausradiert” von Andreas Adlon. Was braucht ein Buch, damit es dermaßen lange jede Woche neue Leser findet? Vielleicht findet ja jemand bei der Analyse dieser Titel die Antwort…

Die aktuellen Kindle-Charts bei Amazon zeigen schön, wie hilfreich eine Präsenz in der vordersten Reihe für alle Titel eines Autors ist. Hinter den insgesamt 62 eBooks in den Top 100 stehen nämlich nur 35 Autoren. Wer es einmal nach oben geschafft hat, kann oft auch weitere Bücher gut platzieren. Die meisten Autoren sind denn auch gleich mit drei Büchern ganz oben vertreten.

Die Bestenliste zeigt auch: dauerhaft halten kann sich dort nur, wer regelmäßig neuen Lesestoff nachliefert. Dabei gehen die Autoren praktisch durchaus unterschiedlich vor: Manche setzen den Preis ihrer älteren Werke kurzzeitig herunter, andere vertrauen komplett auf die Sogwirkung. Die Charts zeigen, dass eigentlich diese Sogwirkung durchaus genügt. Allerdings gilt das im Thriller-Genre wohl weniger als bei Romantik und Fantasy.