Die Existenz der verschiedenen Bestenlisten und Empfehlungs-Algorithmen bei Amazon sorgt gern für Verwirrung. Das beginnt schon bei der Tatsache, dass der Anbieter mehr als ein solches Ranking führt. Wer braucht das, und warum? Und wie lässt sich mit Hilfe dieser Tatsache der Verkauf des eigenen Titels verbessern?
Schlagwort: Bestenliste
Eine willkommene Änderung gibt es bei den Produkt-Details für Bücher und eBooks bei Amazon: Das Ranking innerhalb der Kategorien wird nun auch dann angezeigt, wenn ein Titel nicht mehr unter den Top 100 ist. Das gilt für alle Kategorien und Formate, inklusive der Erotik.
In den Bestsellerlisten werden allerdings nach wie vor nur die ersten 100 aufgelistet – mehr Sichtbarkeit entsteht dadurch also nicht.
Welche eBooks waren im vergangenen Jahr bei Amazon besonders erfolgreich? Die folgende Tabelle zeigt eine Auswertung der Amazon-Top-1000, die diese Frage in Bezug auf die Anzahl der Tage beantwortet, die ein Titel in den Top 100 vertreten war. Da bei anderen Zusammenstellungen immer nur die ersten 10, 50 oder 100 genannt werden, habe ich die Tabelle diesmal auf die besten 200 eBooks erweitert.
Neben dem Verkaufsrang spielt für die Sichtbarkeit eines eBooks bei Amazon ein weiterer Faktor eine Rolle: Die “Beliebtheit”. Das Beliebtheitsranking werden Sie nicht unter diesem Namen finden. Sie haben es aber garantiert schon einmal genutzt. Es bestimmt nämlich, welche Titel Ihnen oben angezeigt werden, wenn Sie sich im Kindle-Store von oben her durch die Regale klicken.
Wie diese Reihenfolge zustande kommt, verrät Amazon natürlich nicht. Es gibt jede Menge Vermutungen und Halbwissen dazu. Sicher ist, dass nicht nur Verkäufe, sondern auch kostenlose Downloads gewertet werden, und zwar über einen vergleichsweise langen Zeitraum von 30 Tagen. Das ist der Grund, warum sich Gratisaktionen via KDP Select überhaupt auf die Verkäufe auswirken (und warum diese Auswirkung nach 30 Tagen dahin ist). Nach gängiger Meinung rechnet Amazon 30 kostenlose Downloads so wie einen echten Verkauf.
Seit Amazon Kindle Unlimited in Deutschland eingeführt hat, ist nicht mehr nur die Zahl der Self Publisher in den Top 100 interessant (da bleibt es auch in dieser Woche bei der absoluten Mehrheit, nämlich 52), sondern auch der Anteil der in der Kindle-Flatrate verfügbaren eBooks. Die liegt wie schon letzte Woche bei zwei Dritteln.
Trotzdem erreichen aber auch noch unabhängige Autoren Top-Positionen, die sich nicht auf Exklusivität einlassen. Verlage haben es allerdings zunehmend schwer: Zu den 52 Self Publishern kommen in den Top 100 auch noch 20 Amazon-Publishing-Titel.
In den Amazon-Charts dieser Woche regieren die Sonder- und Schnäppchen-Angebote. Kein Wunder, haben diese doch für ein paar Tage sogar auf dem Kindle selbst die eBook-Bestseller ersetzt. Der Mittelwert der Preise der selbst publizierten Titel ist denn auch auf 2,28 Euro gesunken. Das ändert allerdings nichts an der Dominanz der Self Publisher: 53 der 100 bestverkauften eBooks kommen nicht aus traditionellen Verlagen.
Deutlich wird aber auch eines: Ein Buch auch über KindleUnlimited anzubieten, ist zwar nicht Voraussetzung für einen Bestseller
Je billiger, desto erfolgreicher? Der zweite Teil meiner Datenbank-Auswertung hatte gezeigt, dass sich eBooks von Self Publishern im Mittel länger in den Amazon-Charts halten als Verlagstitel. Die Annahme, dass ihre niedrigeren Preisen daran schuld sind, liegt natürlich nahe, deshalb habe ich das nun ebenfalls abgefragt. Dabei konnte ich mangels statistischer Signifikanz die Top 10 nicht separat auswerten, wohl aber die Top 100 und die Top 1000. Ich habe Verlags- und SP-Titel dabei nicht getrennt, denn der Preis sollte ja das Kriterium sein. Die Ergebnisse sind interessant.
In den Top 100 gibt es demnach keine klare Präferenz für 99 Cent – wohl aber eine für günstige Preise. Insbesondere Titel über 5 und unter 9 Euro haben es schwer. Überraschend gut halten sich trotzdem eBooks für mehr als 9 Euro. Ich vermute, dass es sich dabei um die typischen Verlags-Titel auf den einschlägigen Bestseller-Listen handelt, die trotz ihrer hohen Preise genügend Leser finden.
Man könnte es positiv formulieren: Noch nie war es so einfach, mit einem neuen eBook zum Bestseller-Autor zu werden (naja, außer 2011 😉 ). An manchen Tagen in den letzten Wochen verkauften Titel am Ende der Amazon-Top-100 nur noch unter 100 Exemplare – während es vor genau einem Jahr noch doppelt so viele waren. Eine schnelle Umfrage unter einer Handvoll Autoren zeigt, dass derzeit niemand mit seinen Verkäufen wirklich zufrieden ist. Alle haben eingebüßt.
Trotzdem kann man klar zwischen Teilnehmern an KindleUnlimited und Verweigerern unterscheiden: Wer seine eBooks bei der Kindle-Flatrate anbietet, hat in der Regel Umsatz eingebüßt, aber noch genausoviele Leser wie zuvor. Ein Drittel Leihquote ist inzwischen normal. Wer sich jedoch nicht auf Amazon-Exklusivität einlassen wollte, hat in der Regel noch stärkere Verluste zu beklagen.
Meine Prognose ist nicht eingetroffen, KindleUnlimited wartet immer noch auf den offiziellen Start. Aber trotzdem kommen in dieser Woche 61 der 100 meistverkauften Kindle-eBooks von Self Publishern. Vor allem aber sind ebenfalls 61 der Top-100-Titel exklusiv bei Amazon erhältlich. Es beteiligen sich zwar nicht alle Indie-Autoren am Programm, aber für die, die nicht teilnehmen, kommen Amazon-Publishing-Titel hinzu.
Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber als Sachbuch-Autor freut es mich natürlich: In den Kindle-Top-100 dieser Woche sind immerhin gleich fünf Sachbücher vertreten. Ansonsten wieder das übliche Bild: 58 der 100 bestplatzierten eBooks kommen von Self Publishern.
Dabei hat sich während der Woche hinter den Kulissen einiges getan: Ein umstrittener Krimi ist ganz aus dem Angebot genommen worden (keiner weiß so recht, von wem) und drei Erotik-Titel hat es kurzzeitig in die separate Erotik-Ecke verschlagen.