Hallo Thomas, du startest heute das Self Publisher-Forum. Was willst du mit der Seite erreichen?

Die Zahl der AutorInnen, die sich im deutschsprachigen Raum ans Self Publishing wagen, ist gerade letztes Jahr noch einmal deutlich angestiegen. Man merkt das ja auch an den Mitgliederzahlen der Gruppe auf Facebook.
Dabei zeigt sich, dass viele Fragen zur Technik, zur Umsetzung oder zum Vertrieb immer wieder aufkommen oder Themen auch über einen längeren Zeitraum diskutiert werden.
Ein Forum bietet hier die geeignetste Plattform, um diese Diskussionen und Informationen zu bündeln. Und neben den großen Themen auch Detailfragen ihr, ja, gleichberechtigtes Forum zu bieten, ohne dass Mitglieder befürchten müssen, dass sie im Strom aktueller Beiträge untergehen.

Wie kam es zu der Idee, wie lange hat die Umsetzung gedauert und wie hast du das technisch aufgebaut?

Die Idee dazu ist nicht einmal eine Woche alt. Wir haben in unsere NanoWriMo-Gruppe auf Facebook (die auch über den November hinaus Bestand hat) über die Möglichkeiten gesprochen, wie sich AutorInnen untereinander austauschen können.

Mir selbst gehen bereits seit einem Jahr Ideen für eine Plattform für Self Publisher durch den Kopf, und spontan war dann die gemeinschaftliche Idee für ein Forum geboren. Ich habe mich dann bereit erklärt, das Projekt zu hosten und die Kosten dafür zu tragen, sehe es aber ganz klar als Projekt der Gruppe an. Mein Name steht halt im Impressum.

Für das Forum nutzen wir Burning Board von Woltlab, das aufgrund seiner Features und seiner Skalierbarkeit viel Raum für die Zukunft bietet. Schön ist z. B., dass die Anmeldung über Twitter komfortabel und die Anmeldung über Facebook sehr komfortabel gelöst ist. Das spart den Aufwand, sich ein weiteres Kennwort zu merken.

Das Self Publisher-Forum

Eigentlich dachte ich, es sei alles gesagt – doch einige Nutzer der Self-Publishing-Gruppe in Facebook haben noch ein paar interessante Fragen zu den Faktoren aufgeworfen, die das Ranking eines eBooks bestimmen. Oder eben nicht…

Wie bestimmt der Umfang den Preis? Bei dieser Frage tritt eine kleine Schwierigkeit in Erscheinung – bisher erfassen meine Amazon-Top-1000 nur die Dateigröße, nicht den Seitenumfang. Das ändert sich gerade, aber für 2013 kann ich mich nur auf die Dateigröße in Kilobyte beziehen. Diese ist dann kein gutes Maß für den Seitenumfang, wenn viele Bilder enthalten sind. Bei Belletristik ist das selten der Fall. Ich habe deshalb den Vergleich auf alle Titel beschränkt, die kleiner als 1 Megabyte sind.

In dieser Woche promotet Amazon anscheinend die eigenen Amazon-Crossing-Titel besonders. So finden sich in den Top 100 diesmal ungewöhnlich viele dieser von Self Publishern veröffentlichten, aber von Amazon selbst übersetzten Werke. Insgesamt 15 sind im Ranking vertreten. Rechnet man dann noch die 53 “normalen” Self-Publishing-Titel hinzu (üblicherweise betrachte ich Crossing hier als Verlag), dann kommt aus dritter Hand nur noch weniger als ein Drittel aller Bestseller. Das kann man gut finden – aber irgendwie auch erschreckend…

Ein großer Teil dieser eBooks ist ja exklusiv bei diesem Online-Händler zu haben – das ist für Kunden schon ein spannendes Argument. Zumal ja alle anderen eBooks ebenfalls bei Amazon erhältlich sind; deutsche Verlage dürften gar nicht einzelne Händler exklusiv beliefern. Damit hat sich der Online-Buchhandel aus deutschen Landen irgendwie in eine missliche Lage manövriert, fürchte ich.

Auch in dieser Woche ist übrigens Rekordhalterin Poppy J. Anderson wieder mit sieben Titeln vertreten. Die Daten im einzelnen:

Ein Distributor aus den USA könnte – neben Smashwords – auch für deutsche Autoren interessant werden: Bookbaby hat gerade die bisher kassierte Einstellgebühr gestrichen. Damit bietet der Distributor die derzeit höchsten Autoren-Anteile, nämlich 85 Prozent der Netto-Einnahmen (100 Prozent, wenn man einmalig 249 Dollar zahlt).

Amazon bzw. KDP kann man dabei trotzdem noch selbst bedienen, denn die Distributionskanäle darf der Autor selbst auswählen. Die Zahlung der Honorare erfolgt per Paypal. ISBNs kosten 19 Dollar, man darf aber auch eigene ISBNs mitbringen.

Nachteil für deutsche Autoren ist, dass der Preis nur in US-Dollar eingegeben werden kann. Währungskurs-Schwankungen führen dann auf dem deutschen Markt automatisch zu krummen Preisen. Zudem werden die rein deutschen Anbieter (Tolino) nicht unterstützt.

Nachdem der erste Teil meiner Auswertung zum Self Publishing 2013 so gut ankam, habe ich meine Top-1000-Datenbank noch einmal nach interessanten Zahlen durchforstet. Das Faszinierende an so einem Berg Zahlen ist ja, dass die Datenmenge allein zunächst überhaupt nichts sagt. Stellt man aber die richtigen Fragen, ergeben sich neue Erkenntnisse.

Das bestbewertete eBook bei Amazon.de kommt von Halo Summers und heißt Feuersang und Schattentraum. Es liegt – bei einer großen Anzahl an Rezensionen – am nächsten an der magischen 5.0-Grenze.

Der subjektive Verdacht, dass mit zunehmendem Erfolg auch der Anteil der Neider wächst, die schlechte Rezensionen verteilen, bestätigt sich zumindest in der Statistik nicht. Tatsächlich wächst mit steigendem Charterfolg die mittlere Bewertung eines eBooks sogar leicht von 4,23 für die Top 1000 über 4,26 für die Top 100 auf 4,35 für die Top 10. Die Neider sind also wohl gegen die zufriedenen Leser in der Unterzahl.

Self Publishing boomt – das wissen inzwischen auch die Feuilletons der großen Zeitungen. Aber was haben Self Publisher im vergangenen Jahr tatsächlich mit eBooks auf Amazon und anderen großen Plattformen eingenommen? Ich versuche mich im folgenden an einer kleinen Abschätzung, die selbstverständlich mit jeder Menge Unsicherheiten behaftet ist und auf einigen Annahmen aufbaut:

  1. Der Tages-Umsatz der Top-100-eBooks bei Amazon entspricht ungefähr einem Viertel der gesamten täglichen eBook-Umsätze. Das ergibt jedenfalls eine Abschätzung über die Amazon-Top-1000 – die eine interessante Folgerung erbringt: Die Titel auf den Plätzen 101 bis 1000 bringen insgesamt deutlich mehr Umsatz als die ersten 100 eBooks. Die Midlist ist damit im Vergleich zu 2012 deutlich gewachsen.
  2. Unabhängige Autoren hatten nach Anzahl der Veröffentlichungen über das ganze Jahr 2013 einen Anteil von rund 50 Prozent an den Top-100-Titeln. Wegen ihrer im Mittel deutlich niedrigeren eBook-Preise (meist um 2,30 Euro) lag ihr Umsatzanteil bei etwa 20 Prozent.
  3. Im Mittel liegt der Umsatz eines Top-100-Titels bei Amazon bei 500 Euro pro Tag – dabei ist der Amazon-Anteil schon abgezogen.
  4. Über die Markanteile der anderen Plattformen ist leider wenig bekannt. Distributoren setzen diesen gern bei 40 Prozent und mehr an – allerdings sind etwa zwei Drittel der KDP-Veröffentlichungen Amazon-exklusiv. Self Publisher dürften deshalb insgesamt über andere Plattformen höchstens 20 Prozent zusätzliche Einkünfte erwirtschaften – zumal Indies dort oft nicht wirklich präsent sind.

Mit diesen Annahmen komme ich dann auf ca. 4,4 Millionen Euro Umsatz (exklusive Amazon-/Distributoren-Anteil), die Self Publisher 2013 in Deutschland erwirtschaftet haben.

Gleich mit sieben Titeln in den Top 100 – das hat, so viel ich weiß, in der (kurzen) Geschichte Amazons in Deutschland noch niemand geschafft. Bis auf Poppy J. Anderson, der das in dieser Woche gelingt. Herzlichen Glückwunsch!

Ansonsten sind trotz zahlreicher Werbeaktionen erneut 51 der 100 meistverkauften eBooks bei Amazon verlagsunabhängig publiziert – ich schätze, das wird sich auch im gesamten vor uns liegenden Jahr nicht ändern.

Die Zahlen im einzelnen:

Das neue Jahr beginnt mit drei Anbieter-News, die für Self Publisher interessant sein könnten.

Das erste neue Projekt heißt “Dyfaro” – eine Abkürzung, die für “Dystopie, Fantasy, Romance” steht. Designer und Autoren haben sich hier zusammengeschlossen, um Neulinge, die in diesen drei Genres veröffentlichen wollen, beim Start in den Independent-Alltag zu unterstützen. Dazu gibt es Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und diverse Werbematerialien bis hin zur Web- und Facebook-Seite kostenlos. Der Autor verpflichtet sich zu nichts – außer Dyfaro im Impressum zu nennen. Die Website des Projekts braucht zwar selbst noch ein Korrektorat – aber das muss nicht unbedingt etwas über die zu erwartende Qualität sagen.

Als Distributor interessant sein könnte GRIN. Die Firma, an der auch der bekannte Dienstleister BoD beteiligt ist, bietet recht gute Konditionen: 80 Prozent vom Umsatz werden ausgezahlt (anderswo gibt es meist 70 Prozent). Bedingung dürfte sein, dass bereits mehr als ein eigener Titel existiert. Einzelne Shops lassen sich auch ausschließen.