Eigentlich dachte ich, es sei alles gesagt – doch einige Nutzer der Self-Publishing-Gruppe in Facebook haben noch ein paar interessante Fragen zu den Faktoren aufgeworfen, die das Ranking eines eBooks bestimmen. Oder eben nicht…
Wie bestimmt der Umfang den Preis? Bei dieser Frage tritt eine kleine Schwierigkeit in Erscheinung – bisher erfassen meine Amazon-Top-1000 nur die Dateigröße, nicht den Seitenumfang. Das ändert sich gerade, aber für 2013 kann ich mich nur auf die Dateigröße in Kilobyte beziehen. Diese ist dann kein gutes Maß für den Seitenumfang, wenn viele Bilder enthalten sind. Bei Belletristik ist das selten der Fall. Ich habe deshalb den Vergleich auf alle Titel beschränkt, die kleiner als 1 Megabyte sind.
Dann ergibt sich folgendes Bild: Es waren in den Top 1000 insgesamt 74 Titel mit weniger als 200 KB erfasst. Wenn man das Cover mit 128 KB berechnet, entspricht der Rest etwa 70.000 Zeichen, also maximal 50 Normseiten). 36 davon (49 Prozent) kosteten weniger als 1 Euro (Gratisexemplare nicht mitgerechnet), der Rest kostete maximal 2 Euro. Zwischen 200 und 300 Kilobyte (also bis zu 100 Normseiten) gab es schon 226 Titel. Dabei kosteten noch 82 weniger als 1 Euro (36 Prozent), 102 zwischen 1 und 2 Euro und der Rest über 2 Euro.
In der nächsten Größenstufe, also bei 100-200 Normseiten, lagen 928 eBooks. 241 davon waren für unter 1 Euro zu haben (25 Prozent), 297 lagen zwischen 1 und 2 Euro, 333 zwischen 2 und 3 Euro und der Rest war teurer. Hatte das Buch einen Umfang von 200-300 Normseiten, kostete es nur noch in 15 Prozent der Fälle weniger als 1 Euro, zu 21 Prozent lag es zwischen 1 und 2 Euro, zu 23 Prozent zwischen 2 und 3 Euro. Der Preis wächst also insgesamt eindeutig mit dem Umfang, und bei über 100 Normseiten traut sich die Mehrzahl der Autoren bereits, 2,99 Euro zu berechnen. Bei geringerem Umfang hingegen sind eher 0,99 oder 1,49 die Regel.
Aber wie sieht es aus, wenn man sich auf die Top 100 beschränkt? Also wie sehen die Käufer das Preis-Leistungsverhältnis? Tatsächlich schafften es nur zwei (!) eBooks mit weniger als 200 Kilobyte in die Top 100. Dabei handelte es sich um Verlagstitel, die wohl im Rahmen eines Kindle-Deals angeboten worden waren. In der nächsten Größenstufe erreichten 92 eBooks die Top 100, 39 davon für unter 1 Euro (42 Prozent – also ein deutlich höherer Prozentsatz als auf die Top 1000 bezogen). In Größenstufe 3 sieht es ähnlich aus. Allerdings lässt sich eine Vorliebe der Käufer für dickere Bücher trotzdem nicht sicher diagnostizieren – denn diese konkurriert ja mit der Vorliebe für günstigere Preise. Teure Bücher schaffen es nun mal seltener in die Top-Ränge…
Spielt es für die Käufer bei der Bewertung eine Rolle, ob ein Titel bei einem Verlag erschienen ist? Beeinflusst das Logo eines Verlags auf dem Cover also die mittlere Bewertung? Dem ist nicht so. Über die gesamten Top 1000 sind die Zahlen fast identisch. eBooks von Self Publishern waren im Mittel mit 4,28 bewertet, eBooks von Verlagen mit 4,27. In den Top 100 betrug das Verhältnis 4,35 zu 4,33.
Hat ein eBook, das in den Charts weit vorn liegt, auch stets viele Bewertungen? In den Top 3 hatten eBooks im Mittel 139 Bewertungen. In den Top 10 waren es sogar 187 Leser-Rezensionen. In den Top 50 waren es im Mittel 268 Bewertungen, in den Top 100 noch 258, unter den ersten 200 dann 208, bei den Top 300 lag der Wert bei 184, die Top 400 hatten 168 Rezis und die Top 500 noch 157. Das Maximum der Kurve liegt also eher in den mittleren Rängen der Top 100. Das erscheint auch nachvollziehbar, wenn man sich den Lebenszyklus eines eBooks ansieht: Es erscheint, dann schießt es aus irgendwelchen Gründen nach oben (Preisaktion, Kindle-Deal, Qualität…), danach wandert es allmählich wieder nach unten, während es mehr und mehr Rezensionen ansammelt. Zwischen dem Kauf eines Titels und der Leserbewertung vergeht ja in der Regel einige Zeit.
Weitere interessante Fragen zu Rankings und Statistik beantworten Teil 1 und Teil 2 dieser Auswertung.