In den USA ist sie schon länger am Start: »Prime Reading«, die E-Book-Flatrate für Nutzer des Amazon-Prime-Dienstes, der u.a. kostenlose Lieferung, aber auch zahlreiche weitere Dienste wie Musikstreaming und Film-Downloads verspricht. In den USA werden jeweils gut 1000 E-Books angeboten, aus denen Prime-Nutzer unbegrenzt auswählen können. Das Angebot wechselt etwa alle drei Monate.
Nun soll der Service offenbar auch auf Deutschland ausgedehnt werden, wohl mit deutlich geringerer Titelzahl. Amazon verschickt jedenfalls, wie in der Selfpublishing-Gruppe auf Facebook zu lesen war, E-Mails an Autoren, in denen sie zur Teilnahme am Programm eingeladen werden. Wer bis 10. Mai darauf eingeht, stellt sein E-Book für 90 Tage dafür zur Verfügung. In dieser Zeit muss es auch bei KDP Select angemeldet sein. Als Vergütung dafür zahlt Amazon zwischen 200 und 1000 Euro pauschal (je nach aktuellen Verkaufszahlen). Das E-Book kann in dieser Zeit von Nicht-Prime-Nutzern weiter gekauft und über KindleUnlimited geliehen werden, diese Nutzungen werden ganz normal vergütet. Doch jedes Lesen im Rahmen von Prime Reading ist mit der Pauschalgebühr abgegolten.
Die Zahlen werden auch nicht via KDP angezeigt, allerdings gelten sie für das Ranking als normale Verkäufe – was den Prime-Reading-Titeln mehr Sichtbarkeit verschaffen sollte.
Für wen lohnt sich Prime Reading?
Auf den ersten Blick lohnt sich das Angebot nur für Titel, mit denen Sie weniger als 66 (bzw. 166 / 333) Euro im Monat einnehmen. Doch es gibt auch eine andere Sichtweise: Angeblich hatte Amazon in Deutschland vergangenes Jahr etwa 17 Millionen Prime-Nutzer. Wenn nur jeder zehnte davon dann E-Books über Prime Reading lädt, sind das 1,7 Millionen E-Book-Leser, die sich aus diesen x-Hundert Titeln nach Lust und Laune bedienen können. Das dürfte die Titel im Ranking deutlich nach oben spülen. Die Frage, die niemand (außer Amazon) beantworten kann: Wieviele der Prime-Nutzer fallen dann als E-Book-Käufer weg? Wenn dieser Anteil groß ist, werden die Verkäufe eines E-Books zusammenbrechen. Wenn er hingegen nicht so groß ist, werden sie durch den Ranking-Gewinn steigen. Je höher die aktuellen Einnahmen für das bei Ihnen angefragte E-Book sind, desto größer ist also das Risiko. Wie weit sind Sie bereit zu gehen?
Einfacher zu beantworten ist die Frage nach dem Gewinn für den Autor dann, wenn es sich um den ersten Band einer Reihe handelt und Sie sowieso schon daran gedacht haben, ihn kostenlos anzubieten – um dann am Verkauf der Folgebände zu verdienen (eine in den USA sehr übliche Strategie). Das kann funktionieren, weil Sie in den drei Monaten dann jede Menge neue Leser finden werden.
Welche Erfahrungen US-Autoren mit Prime Reading gemacht haben, können Sie hier nachlesen oder hier – im allgemeinen scheint es sich gelohnt zu haben. Dort erhalten die Autoren eine einmalige Summe von bis zu 1000 Dollar.
Wie kann ich als Autor an Prime Reading teilnehmen?
Amazon wählt Kandidaten selbst aus und verschickt E-Mails. Ziel ist ein buntes Angebot. Die Titel müssen in KDP Select angemeldet sein. Das Prime-Reading-Angebot wird dann sicher noch durch Amazon-Publishing-Titel und einige Verlags-E-Books ergänzt.