Beim Stöbern im Netz stieß ich heute zufällig auf “The Joel Test: 12 Steps to Better Code” von Joel Spolsky. Spolsky ist ein in der Szene unter anderem für sein Blog “Joel on Software” bekannter Programmierer. Sein nicht ganz ernstgemeinter Joel-Test soll Programmierer über zwölf einfache Ja/Nein-Fragen animieren, über die Erfolgschancen ihres eigenen Projekts nachzudenken.
Beim Lesen des Beitrags fiel mir auf, dass sich der Test auch leicht auf Projekte im Self Publishing übertragen lassen müsste, wenn man die einzelnen Werkzeuge anpasst und berücksichtigt, dass das Erstellen eines Buches oder eBooks oft weniger Teamprozess ist als das Programmieren. Das versuche ich hiermit – Ihre Berichtigungen und Kommentare dazu sind mir sehr willkommen.
Es geht dabei nicht um den Prozess des Schreibens an sich, sondern um das Drumherum. Die Bedingungen also, unter denen das Buch entsteht – sie machen den Unterschied, ob ein Buchprojekt scheinbar ewig dauert oder nach der vorgesehenen Zeit beendet ist.
Meine Version des Tests, nennen wir sie den Self-Publisher-Bibel-Test, umfasst nur elf Fragen:
- Hebst du ältere Versionen deines Textes auf?
- Kannst du das Projekt in einem Schritt veröffentlichen?
- Ziehst du täglich ein Fazit deiner Arbeit?
- Führst du eine Fehlerliste?
- Korrigierst du Fehler, bevor du neuen Text schreibst?
- Aktualisierst du deinen Zeitplan regelmäßig?
- Hast du ein ausformuliertes Exposé?
- Garantierst du dir selbst optimale Arbeitsbedingungen?
- Benutzt du die bestmöglichen Werkzeuge?
- Hast du einen Lektor?
- Hast du Testleser?
Nimm dir eine Minute Zeit und beantworte alle Fragen mit Ja oder Nein. Kommst du auf wenigstens zehn Ja-Antworten, stehen die Chancen sehr gut, dass du planmäßig ein Buch ablieferst, das deinen Ansprüchen genügt.
Warum sind diese elf Punkte wichtig (nicht aber ihre Reihenfolge)?
- Hebst du ältere Versionen deines Textes auf?
Dafür spricht die nicht oft genug zu preisende Datensicherung. Noch wichtiger aber ist die Gedankensicherung. Wie oft hast du bereits einen Absatz geändert, nur um nach vielen Korrekturen festzustellen, dass die erste Version doch die beste war? - Kannst du das Projekt in einem Schritt veröffentlichen?
Viele Autoren schreiben in dem einen Programm, konvertieren dann mit Software X, bearbeiten das Ergebnis mit Y… Bei jeder Änderung im Text müssen sie diese fehlerträchtige Prozedur wiederholen. Oder sie korrigieren gleich in der ePub-Datei und vergessen dann, den Fehler auch im Word-Text auszumerzen. Ein Programm, das aus dem Text gleich alle Formate liefert, erleichtert die Arbeit. - Ziehst du täglich ein Fazit deiner Arbeit?
Hast du heute erreicht, was du schaffen wolltest? Musst du deinen Plan korrigieren? - Führst du eine Fehlerliste?
Wenn sich im neunten Kapitel herausstellt, dass die Hauptperson doch nicht in X geboren sein kann (warum auch immer) – schiebe die nötigen Änderungen nicht auf die lange Bank. Schreib sie auf – oder du wirst sie vergessen. - Korrigierst du Fehler, bevor du neuen Text schreibst?
Auch wenn die Handlung vorwärts drängt – erledige Korrekturen sofort. - Aktualisierst du deinen Zeitplan regelmäßig?
Ist dein Plan noch aktuell? - Hast du ein ausformuliertes Exposé?
Woran sonst willst du den Stand deines Projekts messen? - Garantierst du dir selbst optimale Arbeitsbedingungen?
Manch Autor kann auch bei Lärm schreiben – ich nicht. Schaffe dir optimale Umstände, sonst ist das Ergebnis nicht optimal. - Benutzt du die bestmöglichen Werkzeuge?
Werkzeuge, die zwar billig, aber nur in Grenzen brauchbar sind, schaffen dir nur Probleme, die du sonst nicht hättest. Investiere in gute Werkzeuge. - Hast du einen Lektor?
Ohne Lektorat kein gutes Buch. Punkt. - Hast du Testleser?
Hier streiten sich die Geister. Schaden kann es jedenfalls nicht, sein Buch Testlesern in die Hand zu geben, wenn diese gut ausgesucht sind.