Amazon experimentiert immer wieder mit neuartigen Diensten und Angeboten. Manche, wie etwa der StoryTeller-Award, starten zuerst in Deutschland. Die meisten jedoch kommen aus den USA zu uns. Oder auch nicht – etwa weil sie nicht erfolgreich genug sind oder es regulatorische Hürden gibt. Trotzdem lohnt es sich, diese Dienste mal genauer zu betrachten.
Dieser Artikel erschien erstmalig am 29. März 2017. Seitdem hat sich einiges getan: Kindle Scout (3) wurde in den USA geschlossen, und Prime Reading wird nun auch in Deutschland angeboten. Ich bin gespannt, wie es in einem Jahr aussieht.
1. ACX
Zweck: ACX, oder Audiobook Creation Exchange, ist eine Art CreateSpace für Hörbücher – mit dem zusätzlichen Nutzen, dass man hier auch Sprecher und Produzenten findet. ACX existiert in den USA schon so lange, dass es inzwischen unwahrscheinlich erscheint, dass Amazon das Modell je nach Deutschland bringt. Eine Anmeldung mit deutscher Adresse ist nicht möglich, aber über Umwege kann man auch als deutscher Nutzer profitieren.
2. ComiXology Submit
ComiXology ist ein Online-Comic-Anbieter, den Amazon vor einiger Zeit gekauft hat. Über ComiXology Submit können Autoren Comics im PDF-Format hochladen und vekaufen, 50 Prozent der Nettoeinnahmen werden ausgezahlt. Man kann sich auch mit deutscher Adresse anmelden und sogar Comics in deutscher Sprache hochladen – allerdings ist der Shop selbst komplett in Englisch und verkauft zu Dollar-Preisen. Man erreicht also vor allem deutschsprachige Leser weltweit.
3. KindleScout (geschlossen)
Bei KindleScout konnten Autoren unveröffentlichte, englischsprachige Werke hochladen und die Leser darüber abstimmen lassen. Erhielten sie genug Zustimmung, erschien das eBook bei KindlePress. Dafür gab es dann 1500 Dollar Vorschuss und 50 Prozent Tantiemen (statt 70 Prozent bei KDP).
4. Kindle Worlds
Kindle Worlds ist Amazons Reich für rechtlich legal verkaufte Fanfiction. Autoren wählen die Welt eines bekannten Romans aus und verfassen mit den Charakteren daraus eigene Geschichten. Von den Einnahmen erhalten sie 35 Prozent. Bisher gibt es englischsprachige Inhalte.
5. Amazon Giveaway
Gewinnspiele auf Amazon – mit Amazon Giveaway könnte man z.B. neue Follower für die eigene AuthorCentral-Seite gewinnen. Wenn Amazon den Dienst denn in Deutschland anbieten würde.
6. Amazon Marketing Services
Die Amazon Marketing Services erlauben es, auf Kindles oder auf den Amazon-Shop-Seiten im Auktionsprinzip bezahlte Werbung zu schalten. In Deutschland bisher nur für Verlage verfügbar, in den USA für jedes KDP-Buch (inklusive Taschenbücher).
7. Amazon Storybuilder
Den StoryBuilder haben die Amazon Studios entwickelt. Er hilft mit Kärtchen beim Verfassen von Drehbüchern.
8. Amazon StoryWriter
Der StoryWriter passt gut zum StoryBuilder: Er ermöglicht es, auf bequeme Art Drehbücher zu verfassen, weil er die Formatierung übernimmt. Die fertigen Drehbücher können die Nutzer dann gleich den Amazon Studios zum Verfilmen vorschlagen.
9. Kindle Countdown Deals
Bei einem Countdown Deal wird der Preis für ein KDP-Select-eBook über mehrere Tage schrittweise erhöht. In den USA und Großbritannien schon lange möglich, in Deutschland wird es wohl an der Preisbindung scheitern.
10. Kindle MatchBook
Mit Kindle MatchBook können Sie zum Taschenbuch das passende eBook preisgünstig als Add-on verkaufen. Praktisch für den Leser, aber aus verschiedenen Gründen in Deutschland rechtlich schwer umsetzbar.
11. Prime Reading (auch in Deutschland)
In Prime Reading vertretene E-Books können Prime-Abonnenten ganz ohne Aufpreis lesen, es ist also auch kein KindleUnlimited-Abonnement nötig.
12. Kindle-eBooks aus der Bibliothek
In den USA ist es über den Anbieter OverDrive möglich, Kindle-Titel auch aus lokalen Bibliotheken auszuleihen. Diesen Zugang zum Amazon-DRM haben deutsche Bibliotheksanbieter wie DiViBib (Onleihe) nicht.
13. Kindle-eBooks verleihen
Viele KDP-eBooks lassen sich in den USA vom Käufer für einige Tage ausleihen, also an andere Kindle-Nutzer weitergeben. Auf dem eigenen Kindle ist das Buch in dieser Zeit nicht verfügbar, die Rückgabe erfolgt automatisch.
Welche dieser Dienste wann und wie nach Deutschland kommen, ist völlig ungewiss. Bei den Marketing Services dürften die Hoffnungen wohl am konkretesten sein.
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