E-Book-Flatrate Legimi: Was Verlage und Leser erwarten können (Interview)

Während die Buchbranche noch darüber grübelt, ob E-Book-Flatrates das Geschäftsmodell der Zukunft ist oder doch nur ein Marketing- und Sichtbarkeitskanal, hat der polnische Anbieter Legimi auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse endgültig auch hierzulande sein Angebot für ein deutschsprachiges Angebot geöffnet. In der Vergangenheit fiel Legimi durch eine sehr frühe Konzentration auf das Cloud-Modell auf und ein stark subventioniertes Lese-Gerät im Bundle mit seinem E-Book-Angebot. Mikolaj Malaczynski, CEO und Co-Founder, hierzu im Gespräch.

Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung dem digital publishing report entnommen – kostenlos hier erhältlich: www.digital-publishing-report.de

Wie kann man das Angebot von Legimi in einem Satz zusammenfassen?

Legimi wird oft mit anderen Digital-Abo-Anbietern verglichen, “Netflix für Bücher” oder auch Spotify der E-Books drückt ganz gut aus, was man von unserem Angebot erwarten kann. Einer unserer Vorteile ist das Angebot eines eReaders für 1 Euro, den wir Anfang kommenden Jahres auch auf dem deutschen Markt anbieten werden.

Warum sollten deutsche eBook-„Leiher“ zu Legimi statt zu Skoobe, Readfy oder Amazon kommen?

Wir stellen uns gar nicht in den Wettbewerb mit diesen Plattformen, es bringt keinen Sinn, gegeneinander um Leser zu kämpfen. Wir wollen die Aufmerksamkeit derer gewinnen, die bisher nicht zu „klassischen“ E-Book-Lesern zählten und sich eher anderen Unterhaltungsformen im Web widmeten. Daher konzentrieren wir uns auf unsere Abomodelle mit dem angeschlossenen eReader. Dadurch wollen wir diejenigen erreichen, die bisher eben noch nicht – aus welchen Gründen auch immer – ihren eigenen E-Book-Reader gekauft haben.

Gestern Polen, heute Deutschland, morgen China – wie sieht denn die Expansionsstrategie von Legimi aus?

Wir konzentrieren uns auf vielversprechende Märkte, insbesondere unter Berücksichtigung der mobilen Nutzung und Wachstumschancen. Die bisherige Zurückhaltung der großen Verlage hinsichtlich der Subskriptionsmodelle ist für uns hier eher eine positive Herausforderung als ein Hindernis. Dieses Verhalten kennen wir bereits aus Polen und haben es schon vor einigen Jahren erfolgreich gewendet. Unsere Argumente tragen Früchte und zeigen den Verlegern, dass es keine Kannibalisierung durch die Abomodelle gibt.

E-Books kaufen, aber auch mieten – zu welchem Preis in welchem Umfang für den Kunden?

Unser Angebot startet bei 4,99 Euro für ein auf 150 Seiten begrenztes Angebot – bei unlimitierter E-Book-Auswahl mit Offline-Lesemöglichkeit auf bis zu 2 Geräten. Dabei sind 2 Euro dieses Abopreises ein Bonus für den späteren Kauf eines E-Books aus dem Gesamtsortiment, so dass der tatsächliche Monatsbetrag für das Abo bei 2,99 Euro liegt – gerade einmal so viel wie ein Kaffee. Dieser Bonus wird in einer Art Payback-System gutgeschrieben und kann für jedes Buch aus dem Sortiment genutzt werden. Damit wird das Abomodell sehr attraktiv, geht es doch über die Auswahl der im Abonnement angebotenen Bücher hinaus. Die unbegrenzte Nutzung von bis zu 4 Geräten offline beginnt bei 7,99 Euro zuzüglich 6 Euro Bonusbetrag. Die Auswahl der Bücher wächst natürlich noch und auch unsere Abomodelle werden noch angepasst, doch aktuell starten wir mit diesem Pricing in Deutschland. Wer mit dem jetzigen Modell einsteigt, behält übrigens diesen Preis auch später.

Steht der Einzelverkauf oder das Leihen im strategischen Mittelpunkt?

Wir glauben daran, dass es langfristig gesehen auch für die Verleger Sinn macht und viele Vorteile hat, ihre Bücher für Abomodelle freizugeben. Im Augenblick setzen wir darauf, den Kunden beide Möglichkeiten bieten zu können.

Zuzahlung von 1 Euro – und man bekommt einen eReader? Welchen bekommt der Kunde denn da?

Unsere Partner sind PocketBook and Inkbook – ersterer ist ein qualitativ hochwertiger Mitbewerber im Reader-Markt im Vergleich mit anderen Marken, letzterer bietet die Freiheit der Installation jedweder App, da er Android- OS-basiert ist. Wir sind jedoch auch offen für weitere Anbieter, wenn beispielsweise Tolino interessiert wäre, gäbe es keine Einschränkungen unsererseits.

Wie sieht das Vergütungsmodell für Verlage aus? Und wie spielt das Leseverhalten in die Vergütung beim Ausleihen hinein?

Für unsere Geschäftspartner ist unsere Business-Modell klar: wir unterteilen die E-Books in fünf Teile, jeder Teil umfasst 20 Prozent des Gesamtwortanteils. Wenn alle 5 Teile als gelesen zurückgemeldet werden, unabhängig von der Anzahl der tatsächlichen Leser, verrechnen wir eine Kopie zum Retail-Preis weiter. Ungelesene bzw. nicht zurückgemeldete Teile werden in den nächsten Monat weitergereicht und gehen nicht verloren. Für die 7-Tage-Test-Phase zahlen wir die Anteile komplett aus unserem Marketing-Budget.

A propos Leseverhalten: Bekommen Verlage solche Daten zurückgespielt und wenn ja, welche?

Die Verlage erhalten von uns übersichtliche Dashboards zur Ansicht des Leseverhaltens zur Verfügung gestellt. So kann gesehen werden, wie viel Zeit ein Leser mit dem Buch verbringt, auf welchem Gerät gelesen wird und auch beispielsweise eine Auswertung im Monatsverlauf über die “Hochlesephase” oder auch wie „loyal“ die Leser einem Verlag gegenüber sind.

Was genau kann man sich denn unter der „Zusammenarbeit mit drei der größten Mobilfunkanbieter“ bzw. Samsung konkret vorstellen?

Die Zusammenarbeit mit den drei größten Telekomanbietern besteht nur in Polen, wo diese unsere Geräte innerhalb ihrer Vertragsmodelle anbieten. Samsung ist dort unser strategischer Partner und wir exklusiver E-Book-Provider. Das hat alles in allem schon über eine Million App-Downloads und Hunderttausende von aktiven monatlichen Nutzern gebracht.

Und zum Schluss: warum leistet sich Legimi eine eigene Buch-Community, was genau verbirgt sich hinter „booklikes“?

Booklikes.com ist eine Website für Blogger und ihre Buchrezensionen, die von Affiliate-Modellen profitieren können. Wir werden das nicht auf eine E-Book-Community begrenzen, sondern die Seite weiter öffnen. So können wir uns vorstellen, dass so eine zusätzliche Marketing-Möglichkeit für Verlage entstehen kann.

Mikolaj Malaczynski ist CEO und Co-Founder von Legimi Sp.o.o. Das Startup begann 2009 mit seinen Aktivitäten und wurde 2013 als Company of the Year ausgezeichnet. Malaczynski hat einen Abschluss der University of Technology und des Harvard Business School Management Programms.