Jutoh ist mein Lieblings-Werkzeug zum komfortablen Erzeugen von eBooks, die auf allen möglichen Geräten eine gute Figur machen. Dabei macht Jutoh auch noch alle möglichen Features eines eBooks einfach zugänglich, etwa Inhaltsverzeichnisse oder Indices. Nur bei Tabellen muss man hier mit HTML arbeiten.
Allerdings galt das bisher nur für eBooks ohne echte Gestaltung, bei denen der Text so fließt, wie es der Leser anhand seiner eigenen Vorlieben befiehlt. Für manche Zwecke ist das jedoch unpraktisch. eBooks mit hohem Bildanteil, Kinderbücher, Rezeptbücher, Reiseführer und so weiter könnten von einem fest vorgegebenen Layout (fachsprachlich “fixed layout”) profitieren, das die eBook-Standards von Amazon (KF8) und der restlichen Welt (ePub 3) auch bereits vorsehen. Werkzeuge, mit denen man standardkonforme eBooks in diesen Formaten systemübergreifend erstellen kann, gibt es jedoch derzeit im Grunde nicht. Jutoh 2 soll diese Lücke nun finden. Interessierte können unter http://www.jutoh.com/preview.htm eine Vorabversion herunterladen.
Ich habe die Version für den Mac einem Kurztest unterzogen. Die Installation unter MacOS 10.7 läuft reibungslos. Die Preview akzeptierte auch meinen bezahlten Benutzer-Key für Jutoh 1. Netterweise liegt eine Beispiel-Datei bei, mit der man die neuen Features testen kann. Beim Erstellen eines neuen eBooks stößt man schnell auf das neue Feature: Die Entscheidung, ob es “reflowable” oder “fixed” gestaltet werden soll, gilt, bis dass der Tod uns scheidet.
Entscheidung für’s Leben
An dieser Stelle legt man auch fest, ob Hoch- und Querformat oder nur eines von beiden unterstützt werden sollen. Derzeit scheint Jutoh 2 eine spätere Änderung nicht zu unterstützen. Beim im Querformat angelegten Birds-Sample jedenfalls brachte eine nachträgliche Änderung auf Portrait nicht. Auch die Seitengröße gilt es zu definieren – je nach Zielplattform. Das iPad bietet natürlich eine größere Auflösung als die ältesten Kindles. Legt man allerdings die Seiten so groß an, wie es das iPad erlaubt, sehen die Bilder später auf dem Kindle winzig aus. Richtet man sich nach der Auflösung eines typischen eReaders, werden die Bilder auf dem iPad pixelig. Am Ende wird man deshalb wohl mehrere Versionen pflegen müssen.
Beim Gestalten eines Fixed-Layout-eBooks steht jetzt eine neue Werkzeug-Palette bereit. Über diese fügt man Bilder und Texte ein, die man dann wie etwa in Indesign mit der Maus auf der Seite positioniert. Man kann den Objekten unterschiedliche Rahmen zuweisen, auch ein Hintergrundbild für die komplette Seite ist möglich. Welches Objekt welches andere überdeckt, wird von seiner (einstellbaren) Priorität bestimmt. An dieser Stelle stürzte Jutoh 2 im Test ab und zu ab.
Kindlegen akzeptiert die fertige Jutoh-Datei problemlos. Sie ließ sich auch bei KDP hochladen und wurde erfolgreich angenommen. Dabei stieß ich zum ersten Mal auf Amazons neue Rechtschreibprüfung, die mich warnte, dass zwei Rechtschreibfehler im Dokument enthalten sein könnten.
Mehr Aufwand beim Testen
Wie sieht das Ergebnis aus? Testen konnte ich bisher nur auf dem Paperwhite und mit der Kindle-App. Schon dabei ergaben sich deutliche Unterschiede bei der Interpretation. Ließen sich Texte noch einheitlich vergrößern (den Faktor stellt man beim Gestalten des eBooks in Jutoh ein), baute der Paperwhite bei Bildern nur einen vergrößerten Rahmen auf, ohne das eigentliche Bild zu vergrößern. Die Kindle-App auf dem Mac hingegen folgte den Einstellungen in Jutoh. Bei einem selbst im Hoch- und Quermodus erzeugten eBook wollte die App dafür nur den Hochmodus anzeigen, während sich der Paperwhite auch auf quer umschalten ließ. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es dann auf den anderen Kindle-Apps aussehen mag oder gar in iBooks auf dem iPad. Auch bei den älteren Kindles steht der Test noch aus.
Der eBook-Ersteller wird sich jedenfalls auf einen weit höheren Aufwand beim Testen einstellen müssen – und das liegt nicht an Jutoh, sondern an den im Detail leider unterschiedlichen Interpretationen der verschiedenen Geräte. Die gute Nachricht: zumindest für die Kindle-Geräte zeigt auch schon die Online-Vorschau von KDP, wo die Probleme liegen. Beim Fire HD 8.9 gibt es zum Beispiel beim Sample-eBook sehr viel Weißraum, beim Paperwhite tritt das Vergrößerungs-Problem hier ebenfalls auf. Leider emuliert die Preview nicht die älteren Kindles.