Nachdem Self-Publisher-“Geheimtipp” KNM seit kurzem nur noch Exklusiv-Verträge schließt, fehlte scheinbar ein Anbieter auf dem Markt, der alle Plattformen beliefert, offen für Self Publisher ist und dem Autor trotzdem alle Freiheiten lässt. Die Lücke war aber tatsächlich gar nicht vorhanden, denn schon seit Mitte Februar liefert die seit 20 Jahren im Musikgeschäft tätige Firma Dance All Day (im oberbayerischen Traunstein beheimatet) auch eBooks deutschland- und weltweit aus, wohl ohne das groß anzukündigen. Dank eines Tipps in der Self-Publisher-Gruppe bei Facebook kam die Nachricht nun auch bei mir an – und ich musste das Angebot natürlich gleich testen.
Vorausschickend: Das Modell, das Feiyr wählt, ist ungewöhnlich. Es ist nämlich mit gewissen, wenn auch kleinen Kosten verbunden. Die Account-Eröffnung kostet knapp zehn Euro, jede Veröffentlichung knapp 5 Euro und für das Löschen oder Ändern eines eBooks fallen rund 30 Euro an. Die zieht die Firma von dem Guthaben ab, das normalerweise durch Verkäufe entsteht – am Anfang muss der Autor aber erst einmal Geld einzahlen.
Ansonsten sind die Regeln aber sehr fair (der Name feiyr ist wohl wortmalerisch gewählt): ISBNs kosten 49 Cent (man kann aber auch eigene mitbringen), und für die Verkäufe knappst sich der Anbieter 20 Prozent vom Nettoerlös ab, bleiben dem Autor also 80 Prozent. Je nach Plattform kommt man dadurch auf um die 50 Prozent vom Netto-Verkaufspreis (bei Amazon oder iTunes z.B. auf 56 Prozent). Abgerechnet wird 40 Tage nach Monatsende, danach kann man sich sein Guthaben jederzeit auszahlen lassen.
Beeindruckend ist die große Liste der belieferten Plattformen. Die schrumpft etwas, wenn man berücksichtigt, dass sehr viele davon über Ceebo (Mediacontrol) und Ciando beliefert werden. Das dürfte dann auch die Netto-Honorare senken, denn beim Weg über einen Drittanbieter nimmt sich ja jeder einen Teil des Kuchens. Die großen Anbieter (außer PagePlace via Ciando) beliefert Feiyr aber direkt. Dabei hat der Autor stets die Wahl, wohin sein eBook gehen soll. Was Feiyr natürlich nicht will, ist eine Doppelbelieferung einer Plattform. Man sollte sich deshalb sicherheitshalber genau informieren, ob eine Zielplattform, die man selbst beliefert, nicht auch von Feiyr via Ciando oder Ceebo bestückt wird.
Wie funktioniert Feiyr in der Praxis? Zunächst muss der Autor sich anmelden. Dazu muss er sein Konto nicht nur per E-Mail bestätigen. Vielmehr ist die Anmeldegebühr von 9,95 Euro zu zahlen (via Paypal, Direktüberweisung o.ä.), eine per Handy erhaltene PIN einzutragen und schließlich auch eine per Brief übersandte PIN zu bestätigen. Dazu hat man drei Wochen Zeit, sonst wird der Account wieder gelöscht.
Schon vor Erhalt der Brief-PIN kann man allerdings eBooks hochladen. Dazu definiert man zuerst einen Verlags- und einen Autorennamen. Beides merkt sich der Dienst, man kann aber auch weitere Label oder Autoren hinzufügen. Dann geht es ans Verfassen der Beschreibung und Eingabe der Titeldaten. Interessant: man kann für iTunes zum Beispiel auch einen Vorverkauf einrichten – die Interessenten können dann auch schon die Leseprobe ansehen, aber das eBook noch nicht erwerben. Danach lädt man Buch-Datei (ePub und, falls Amazon gewünscht, auch Mobi – Feiyr bietet optional auch die Umwandlung in das ePub-Format an), Vorschaudatei (optional), Cover (Cover-Gestaltung kann man auch von Feiyr kaufen), Rückseiten-Cover und Screenshot (beides optional) hoch.
Sind alle nötigen Dateien beisammen, folgt die Veröffentlichung. In diesem Schritt wählt man erst die Zielplattformen aus. Zusätzlich kann man das eBook auf bestimmte Länder beschränken oder auch bestimmte Länder ausschließen (Feiyr beliefert iTunes und Amazon weltweit). Die Preise kann man in den üblichen Stufen (49 Cent, 99 Cent usw. festlegen). Wer bei Amazon veröffentlicht, sollte mindestens 99 Cent wählen. Separate Preise pro Anbieter sind nicht möglich. In Deutschland verhindert das zwar die Preisbindung, aber weltweit könnte das ja interessant sein. Ein DRM wird derzeit noch nicht aufs eBook gepackt. Das soll sich aber ändern (hoffentlich nicht). Was ebenfalls noch fehlt, sind Statistiken. Daran arbeite man aber gerade, verriet mir eine Mitarbeiterin.
Vor dem letzten Speichern warnt der Anbieter, alle Daten genau zu kontrollieren: Nachträgliche Änderungen kosten nämlich 29,99 Euro. Hier ist also wirklich Sorgfalt angesagt, sonst wird’s teuer. Außerdem ist Feiyr damit nicht für Titel geeignet, die regelmäßig aktualisiert werden sollen, wie zum Beispiel mein Tolino-Shine-Handbuch. Von nun an heißt es warten: Feiyr überprüft alle Daten und leitet sie dann weiter. Da ich mein Test-Buch erst vor zwölf Stunden hochgeladen habe, liegen hierzu noch keine Erfahrungen vor. Update folgt!
Fazit: Der Anfang ist vielversprechend – jetzt muss sich zeigen, wie zuverlässig die Distribution und die Auszahlung funktionieren. Feiyr hat jedenfalls das Zeug dazu, die Self Publisher in Deutschland voranzubringen. Unter den Distributoren für eBooks füllt der Anbieter eine Lücke.