“Buch veröffentlichen” – das ist ein neuer Eintrag im Hauptmenü der mittelständischen Buchhandlungs-Kette Osiander. Ein Klick führt in ein vom Selfpublishing-Dienstleister Bookmundo bereitgestelltes Angebot, über das Nutzer Hardcover, Taschenbücher und E-Books veröffentlichen können. Wer das Angebot schon kennt, ist vielleicht bei der Mayerschen darauf gestoßen, denn auch diese setzt seit Sommer 2015 auf Bookmundo.
Das bringt auch schon den ersten Pluspunkt ein, denn Kinderkrankheiten sind damit längst nicht mehr zu erwarten. Auch die Oberfläche ist nachvollziehbar einfach zu bedienen. Was die Honorare betrifft, entsprechen die Zahlen exakt denen der Mayerschen. Bei einem Taschenbuch von 250 Seiten im kleinsten Format erhalten Sie hier wie dort 57 Cent, wenn Sie das Buch konkurrenzfähig für 9,99 Euro verkaufen wollen (egal, ob im deutschen Buchhandel oder bei Amazon). Anbieter wie BoD oder ePubli zahlen da deutlich mehr. Bei der Mayerschen können Sie ebenfalls mehr Honorar erhalten, wenn Ihr Buch bei diesem Buchhändler verkauft wird.
Diese Option (also ein höheres Honorar) bietet Osiander nicht, wobei man relativ nebulös eine Präsenz in den Buchhandlungen verspricht. Die Pressemitteilung sagt dazu: “Ziel ist es, die bestehende und von Selfpublishern oft kritisierte Lücke zum stationären Buchhandel zu schließen. Was das konkret bedeutet, zeigt Osiander mit dem neuen und zum Start passenden Titel „Kick Off‘ von der Selfpublishing-Autorin Jo Berger. Das Buch, das am 1. 3. 2017 erscheint, wird über Bookmundo nicht nur bei den relevanten Webshops gelistet, sondern wird auch in allen Osiander- Buchhandlungen erhältlich sein.”
E-Books liefern Osiander resp. Bookmundo an den deutschen Buchhandel (via Ciando), Kobo und Tolino. Bei 2,99 € Verkaufspreis werden bei Verkäufen über Tolino z.B. 1,38 € ausgezahlt, über Kobo 99 Cent und im sonstigen Buchhandel 1,13 €. Ich nehme an, Osiander zählt in dieser Liste zu Tolino, man ist ja Teil der Allianz.
Welche Alternativen gibt es? Osiander verkauft auch E-Books, die bei Tolino Media eingestellt wurden. Dort erhält der Nutzer höhere Tantiemen als beim Osiander-eigenen Selfpublishing. Gedruckte Bücher können Osiander-Kunden auch dann bestellen, wenn sie via BoD oder ePubli in Auftrag gegeben wurden.
Fazit: Schön, dass der Buchhandel das Selfpublishing entdeckt. Schade, dass man hier nicht konsequenter agiert. Die geringeren Honorare wären für manch Autor vermutlich zu verschmerzen, gäbe es dafür eine echte Anbindung an den Handel. Da scheint die Mayersche immerhin einen Schritt weiter zu sein.