Ein deutsches Start-up will Bücher gegen Werbeeinblendung verfügbar machen – zunächst unter Android, ab Sommer auch mit iOS. Frank Großklaus von Readfy hat uns ein paar Fragen beantwortet.
Readfy will kostenloses, werbefinanziertes Lesen von eBooks ermöglichen. Ist das nicht dasselbe wie Bücher zu verschenken?
Ich finde Geschenk ist nicht das richtige Wort. Wir verschenken keine Bücher. Jedes Buch hat seinen Wert. Es ist doch so dass man in einer anderen Währung bezahlt: Aufmerksamkeit und Zeit.
Der Leser hat ein Interesse das Buch zu lesen. Dabei gibt er seine Aufmerksamkeit auch freiwillig für die Werbung her und nimmt diese in Kauf. Das bezahlt das Buch und nützt allen drei Interessenten: Leser, Verlag/Autor und dem Werbetreibenden.
Wenn die Leser jedoch am Ende trotzdem das Gefühl haben, dass sie die Bücher geschenkt bekommen, dann haben wir vieles richtig gemacht.
Wie funktioniert das technisch? Welche Plattformen werden unterstützt?
Wir starten unsere Open-Beta Phase am 3. Februar mit einer Android-App für Smartphones und Tablets. Während der Testphase wird diese App noch nicht im Android-Appstore verfügbar sein, man kann sie direkt unter readfy.com herunterladen.
Für die Werbeeinblendung haben wir eine eigene Adserver-Technologie entwickelt, in die wir beliebige Werbenetzwerke einbinden und auch unsere eigenen Schaltungen steuern können. Das ist ein wichtiger Teil des readfy-Geschäftsmodells, da wir contentbasierte Schaltungen wie sie Google für Internet-Content etabliert hat, erstmals in die Buchwelt übertragen.
Welche Leser gehören zu eurer Zielgruppe?
Es gibt im Prinzip zwei Gruppen, für die wir uns interessieren: Gelegenheitsleser, die kein Geld ausgeben wollen oder schlimmstenfalls auf illegale Angebote zurückgreifen, können über unser Freemium-Angebot umsonst Bücher lesen und in unserem Katalog stöbern. Über Werbung wird jede Seite für den Verlag monetarisiert. Dann natürlich die Vielleser, die vom Lesen gar nicht mehr lassen können. Diese finden bei uns ihre eigene Riesen-Bibliothek und können per günstiger Flatrate werbefrei und Premiumfunktionen lesen.
Wie will Readfy Autoren von dem Modell überzeugen?
Wir überzeugen gerne Leser, Verlage und Autoren. Bei Autoren wären wir daran interessiert, deren Self-Publishing-Portalen eine neue Vertriebsform zu bieten.
Wird es zu Beginn Sonder-Konditionen oder besondere Bonbons geben?
In der Testphase sind bereits alle Bücher zu allererst mal kostenlos, es wird schwierig den Lesern noch ein Bonbon dazuzugeben. Für die Autoren haben wir ein Angebot: Einzelne erfolgreiche Selfpublisher können Neuerscheinungen für einen bestimmten Zeitraum exklusiv bei readfy anbieten und bekommen dann hohe Aufmerksamkeit durch unsere Kampagnen.
Es ist uns außerdem sehr wichtig, unter unseren 5.000 Testusern für die Betaphase möglichst viele Autoren zu haben. Deshalb geben wir hier eines unserer ersten Interviews vor dem Launchtermin.
Gibt es nicht Probleme mit der Preisbindung?
Das Preisbindungsgesetzt gilt nach aktueller Rechtsprechung für E-Book Verkäufe. readfy verkauft keine Bücher, readfy ist eine Online-Bibliothek. Man kann sich online Bücher ausleihen. Die Bücher wechseln nicht den Besitzer, somit gibt es keine Probleme.
Wie kommt das Modell in den Verlagen an? Mit Skoobe haben die ja ihr eigenes Flatrate-Angebot…
Viele Verlage haben in unseren Gesprächen Interesse am Geschäftsmodell bekundet. Skoobe ist komplett auf zahlungspflichtige Abos ausgelegt und hat kein Freemium-Angebot. Außerdem sind umfangreiche Social-Reading-Komponenten ein fester Bestandteil unseres Konzepts. Auch das unterscheidet uns. Außerdem ist Skoobe nicht das Geschäftsmodell der Verlage, sondern zweier großer Verlagsgruppen, das sogar vom Kartellamt genehmigt werden musste. Wir sind ein unabhängiges Start-Up 🙂 .
Wann geht es los – und was wird zum Marktstart passieren?
Los geht es am kommenden Montag, den 3. Februar. Dann wird die Android-App auf www.readfy.com verfügbar sein. Gleichzeitig starten wir Montag um 12 Uhr unsere Crowdfunding-Kampagne in Kooperation mit Companisto.de. Nach den bisherigen Reaktionen der Medien auf unsere Pressemitteilung zu urteilen, erhoffen wir uns natürlich ein gutes Feedback dafür.