Noch immer sind 51 der 100 bestverkauften Titel der aktuellen Amazon-Charts von Autoren selbst publiziert. Das stellt zwar einen kleinen Rückgang im Vergleich zur vergangenen Woche dar, wo 53 von 100 Indie-Autoren zuzuordnen waren. Doch noch immer bilden diese damit die absolute Mehrheit. Wobei in den Top 10 vor allem Kindle-Deals von Verlagen dominieren.

Mit einem Durchschnittspreis von 2,54 Euro ist dieser sogar noch leicht gestiegen. 34 der Titel sind Amazon-exklusiv. Echte Neueinsteiger gab es in dieser Woche nur relativ wenige.

Noch nie, jedenfalls solange ich hier mitzähle, waren so viele Self Publisher in den Amazon-Top-100 vertreten wie in dieser Woche. Mit 53 von 100 Titeln haben sie die absolute Mehrheit erreicht. Bei einem Durchschnittspreis von 2,53 Euro kann man auch kaum von einer 99-Cent-Schwemme sprechen.

Im Gegenteil: ungewöhnlich viele Indie-Autoren trauen sich, 3,99 Euro zu berechnen, ein Preisschild, das auch die meisten Kindle-Deals der Woche von Verlagen tragen und das die Leser deshalb wohl zunehmend gewöhnt sind. 36 der 53 Titel sind exklusiv bei Amazon erhältlich.

Wie sehen sich deutschsprachige Self Publisher selbst? Betrachten sie sich als Hobbyautor oder als Schriftsteller? Vernetzen sie sich? Wie vermarkten Sie ihre Bücher? Die Fragen 25 bis 34 befassen sich mit diesen Themen. Die komplette Studie erhalten Sie hier.

Frage 25: Bitte bewerten Sie die folgenden Statements mit Noten von 1 bis 5.

Self Publisher sind ein widersprüchliches Volk. Einerseits bevorzugen sie offene eBook-Formate, lehnen die Dominanz eines Anbieters mehrheitlich ab und betrachten ihre Publikationsform als Demokratisierung des Buchmarkts. Auf der anderen Seite setzen sie auf Besitzstands-Sicherung, indem sie sich für Kopierschutz (DRM) einsetzen und Verleih- und Wiederverkaufsmöglichkeiten für eBooks ablehnen.

Ihr Verhältnis zu Verlagen ist widersprüchlich. Sie kritisieren, dass Verlage sich ihnen gegenüber überheblich verhalten, sehen aber doch, dass eine Verlagsveröffentlichung das eigene Image verbessert. Die Existenz der Verlage stellen sie mehrheitlich nicht in Frage, gestehen den Verlagen aber auch keine qualitätssichernde Funktion zu.

Die Qualitätsdiskussion sehen die Antwortenden überhaupt relativ gelassen. Weder sehen sie dringenden Bedarf an neuen Instanzen zur Qualitätskontrolle, noch hegen sie große Befürchtungen, der Markt könne von Schrott überschwemmt werden.

Es wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit interessant zu beobachten sein, inwieweit sich die Einstellungen der Self Publisher in diesen Bereichen verändern. Was uns die Zukunft bringt ist unklar: Der technische Fortschritt kann uns bereits in dem nächsten Jahr gänzlich neue eReader-Generationen präsentieren, neue Dienstleister können auf den Markt treten, die das Self Publishing komfortabler machen oder neue Schwerpunkte (möglicherweise Print) setzen. Auch wird interessant zu beobachten sein, wie die Einstellung zu Themen wie DRM und Verleih- und Wiederverkaufsmöglichkeiten bei einer neuen Generation von Self Publishern, die möglicherweise noch stärker von Verlagspublikationen getrennt ist, aussehen.

Frage 12: Diese eBook-Anbieter beliefere ich direkt (ohne Distributor)

Amazons KDP-System führt hier mit großem Vorsprung. Das hat sicher mit der Einfachheit zu tun, mit der sich eBooks dort einspeisen lassen. Google und Apple erfordern jedenfalls mehr Aufwand. Kobo und Beam hingegen lassen sich zwar noch ein wenig leichter bedienen als KDP, besitzen aber bei weitem nicht die Reichweite von Amazon. Viele Autoren sparen diese Plattformen deshalb wohl aus (wenn sie nicht sowieso durch KDP Select gebunden sind).

Frage 13: Nutzen Sie das KDP-Select-Programm von Amazon?

Dass die deutliche Vormacht von Amazon nicht allein dem Exklusiv-Programm KDP Select geschuldet ist, lässt sich an den Antworten auf Frage 13 erkennen. Nur 40 Prozent nutzen das Programm, während fast zwei Drittel Amazon selbst beliefern. Das verbleibende Fünftel der Autoren wäre also prinzipiell offen für Kobo, Beam und die anderen eBook-Shops.

Noch ist die Auswertung der Studie nicht komplett abgeschlossen. Das kann zwar nur noch wenige Tage dauern – trotzdem wollen wir schon einmal die ersten Ergebnisse vorstellen. Alle Daten werden künftig komplett und kostenlos im Excel- und PDF-Format hier abrufbar sein, die Studienergebnisse sind unter CC-Lizenz freigegeben. Außerdem wird es die eBook-Version der Studie kostenlos bei allen eBook-Anbietern in Deutschland zum Download geben.

Über die Umfrage

Zuerst die nackten Daten. Die unabhängige Umfrage fand vom 22. Mai bis zum 16. Juni unter http://selfpublishing.limequery.com/index.php/756156/lang-de statt. Limequery ist ein unabhängig entwickeltes Umfragetool, das sich in der Forschungslandschaft großer Beliebtheit erfreut.

Die insgesamt 50, in deutscher Sprache formulierten Fragen befassten sich mit der Arbeit der Self Publisher, mit ihren Motiven und ihrer Person. Entwickelt wurden sie von Hilke-Gesa Bußmann (Goethe-Universität Frankfurt) und Matthias Matting (selfpublisherbibel.de). Es erfolgte keinerlei Finanzierung von außen.

Die Dienstleister BoD, Bookrix, epubli, Neobooks und Xinxii (bitte teilen Sie uns mit, wenn wir entsprechende Meldungen verpasst haben!) unterstützten die Umfrage, indem sie den Link dazu per Newsletter und über Social-Media-Kanäle an ihre Kunden weitergaben. Vielen Dank dafür! Die Initiatoren der Studie selbst teilten den Link über ihre eigenen Kanäle sowie in der Gruppe “Self Publishing” bei Facebook.

Gleich auf den Plätzen 1 und 3 finden sich in den Amazon-Charts dieser Woche zwei Autorinnen, von denen ich noch nichts gehört hatte: Karola Löwenstein und Hannah Kaiser. Einmal Fantasy, einmal Liebe. Neu in den Top 100 ist aber auch einer meiner persönlichen Favoriten, und zwar gleich doppelt: Bela Bolten zeigt, dass nicht nur mit den üblichen Rezepten Leser zu finden sind, sondern auch mit gut recherchierten Krimis.

Insgesamt sind 45 der Top 100 und 6 der Top 10 verlagsunabhängig erschienen. Der mittlere Preis der SP-Titel liegt wie letzte Woche bei 2,52 Euro. 28 der 45 Titel gibt es nur bei Amazon.

Eins. Du hast ein Buch geschrieben. Lange gebraucht, ein paar Stipendien aufgegessen, eine Agentur mit der Verlagssuche beschäftigt. Du bist bereit, deinen Teil zu tun, damit das Buch unter die Leute kommt. Einige Verlage sind auch wirklich interessiert.

Zwei. Du bist jemand, der Bücher herumträgt, liest, liebt, überall aufstapelt und manchmal sogar streichelt. Im technischen Leben bist du das Gegenteil eines early adopter: Du trägst die alten Tchibo-Handys deiner Patchworkkinder auf und hast noch nie geskypt. Nachdem sich kein Verlag für deinen Roman gefunden hat – wir schreiben in schwierigen Zeiten – entschließt du dich, für dieses Mal unter die Selfpublisher zu gehen. Es als E-Book zu machen. Die Amazon-Plattform verstehst sogar du. Du nimmst die Produktionsmittel selbst in die Hand. Das fühlt sich gut an.

Drei. Professionell soll es sein. Sich auf würdevolle Art von Schund und Schublade unterscheiden. Du hast eine Lektorin, eine Grafikerin, eine Fotografin und einen Social-Media-Berater beschäftigt. Ein paar Abende, und dein Buch ist im Shop. „Weltroman“ heißt es nun. Über den Einzelnen in der globalisierten Welt, seine begrenzte Wahrnehmung, über die größten Städte der Welt und verlassene Landstriche hier bei uns. Es ist schön geworden, findest du, und überall auf der Welt kann man den „Weltroman“ von Tanja Schwarz als E-Book kaufen.

Hans Schulte* aus Niederbayern ist ein echter Campingfreak. Er hat ein Indianer-Zelt bei Amazon gekauft, einen Camping-Tisch, eine Camping-Küche, Töpfe und Pfannen, drei Schlafsäcke, ein Zwei-Personen-Zelt, ein Drei-Personen-Zelt, dazu ein Vorzelt.

Christopher* aus Münster hingegen mag Schmuck. Eine Kette mit Tiermotiv hat er gleich mehrfach gekauft, in verschiedensten Farben. Frauen mag er offenbar auch, denn er hat sowohl eine Ehefrau als auch eine Freundin, der er jeweils Exemplare der Kette geschenkt hat. Christopher ist offenbar außerdem ein echter Handyfan. Denn er besitzt jede Menge Zubehör für Samsung-, Apple-, Nokia- und LG-Handys.

Diese Rückschlüsse lassen jedenfalls die über 70 Rezensionen zu, die Christopher auf Amazon hinterlassen hat. Bewertungen, wie sie auch Hans Schulte abgegeben hat, über eBooks, Schmuck, Campingartikel, Technikkrams. Oder wie eine gewisse Karin sie online stellte, oder Jens, Marc, Udo, Scotty, 123Trav und viele andere Nutzer, die (teilweise sogar von Amazon bestätigt) unter ihren echten oder erfundenen Namen agieren. Natürlich fanden alle die von ihnen rezensierten Produkte toll. Sie wurden ja auch dafür bezahlt.

Vom Kindle-Deal der Woche auf den zweiten Platz verdrängt zu werden, ist nun wirklich keine Schande: Dass Vanessa Mansini aka Michael Meisheit nun endlich der Sprung ganz nach vorn gelungen ist, ist dem Autor wirklich zu gönnen – berichtet er doch transparent wie kaum jemand anders von seinen vielen Experimenten. Also am besten abschauen und lernen, das ist hier ausnahmsweise erlaubt…

Ansonsten fällt auf, dass der mittlere Preis der besten SP-eBooks selten gesehene Höhen erreicht: Mit 2,52 Euro erreicht er beinahe die magischen 2,99. Noch immer sind 47 der Top 100 an den Verlagen vorbei gegangen, 32 der Titel sind nur bei Amazon erhältlich. Drei eBooks in den Top 100 zu haben, ist ja fast schon normal: Diesmal schaffen das Marah Woolf (wie schon seit Monaten), aber auch Lesley Marie Milton, dem Autorenduo BC Schiller und Melanie Hinz. Dank Preisaktionen sind sogar gleich fünf Titel von Volker Ferkau vertreten. Die Zahlen im einzelnen: