Spätestens, wenn Sie Ihre eBooks nicht mehr nur bei Amazon, sondern auch über andere Kanäle anbieten wollen, werden Sie auf die stoßen: die ISBN (Internationale Standardbuchnummer), eine 13-stellige Zahl, die ein bestimmtes Werk eindeutig kennzeichnet. Nicht über Titel oder Autor*in unterscheidet der Buchhandel Bücher, sondern über diese Nummer, die seit den 1970-er Jahren auch in Deutschland Standard ist.

Gerade hat man den “Veröffentlichen”-Knopf angeklickt, kommt siedend heiß der Gedanke: Wollte ich nicht an dieser oder jener Stelle unbedingt noch den Tippfehler korrigieren, der dem Lektorat entgangen war? Keine Panik. Erstens ist kein Buch fehlerfrei. Die übliche Toleranz beim Korrektorat liegt bei einem Fehler auf vier Normseiten. Wenn Ihr Buch also 300 Normseiten hat, wären 75 Fehler noch kein Reklamationsgrund beim Korrektorat (wobei ich jemanden, der 75 Fehler übersieht, eher nicht mehr beauftragen würde)!

Wenn man heute den Begriff Selfpublishing hört, denkt man sofort an Ebooks. Nie war es so einfach für uns Autoren, unsere Texte so schnell und praktisch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich lese auch gerne Ebooks und habe schon ein paar veröffentlicht, und doch liebe ich „richtige“ Papier-Bücher noch mehr und wünsche mir, auch meine Bücher in Buchläden ausgelegt zu sehen. Und ich glaube, so geht es vielen Autoren.

Das Selfpublishing hat ja eigentlich mit dem Drucken von Büchern bei BoD begonnen, als das Ebook noch weit in den Kinderschuhen lag. Heute bekommt man bei BoD und anderen Anbietern sogar eine ISBN für sein Buch und wird in bestimmte Barsortimente (Großhändler von Büchern) oder das VLB aufgenommen. So kann das Buch von allen Menschen, die in den Buchhandlungen nachfragen, gefunden werden. Doch fragen sie natürlich nicht nach, wenn sie gar nicht wissen, dass es dieses Buch gibt. Da geht es Selfpublishern nicht anders als kleinen Verlagen, für deren Bücher es meist keinen Platz in den Läden gibt.

Ein neues Medium wie das eBook kann eine ganze Menge verändern: Nutzungsgewohnheiten und Geschäftsmodelle ganz sicher, bei der Digitalisierung des Buches erwarten manche sogar, dass sich Strukturen und Inhalte erweitern könnten (ich bin da ausnahmsweise skeptisch). Ein aktueller Aspekt dazu ist die Forderung nach Eröffnung eines (oder Ablehnung eines) Zweitmarktes. Elektronische Bücher aus zweiter Hand – das erscheint manchen Akteuren der Branche als Apokalypse.

Bei der Diskussion darüber werden aber gern Argumente durcheinander geworfen, die sich gegenseitig widersprechen. Denn eigentlich hätten Verlage und auch Autoren ja gern 7 Prozent Mehrwertsteuer auf das eBook, wie sie auch für Bücher berechnet werden. “Das eBook ist ja auch nur eine moderne Art von Buch”, heißt es dann. Auch von mir übrigens. Allerdings klingt es scheinheilig, wenn man bei anderen Fragen dann herausstellt, dass das eBook eben kein Buch sei.

Der Berliner Anbieter Liber.io ist schon mit einem spannenden Konzept gestartet: Er setzt (wie im Liber.io-Test im Juli beschrieben) auf die Nutzung von Clouddiensten wie Google Drive, um aus dort hochgeladenen Manuskripten automatisch eBooks zu erstellen. Jetzt hat die Firma ein spannendes neues Feature vorgestellt, bei dem ich nur den Namen nicht überzeugend finde. Jedenfalls erinnert mich “eBook to go” eher an eine eBook-Anwendung für Unterwegs als an das, was Liber.io darunter versteht.

Worum geht’s? Schon bisher konnte Liber.io erstellte eBooks gleich an einen Shop senden. Allerdings war die Auswahl klein, denn sie bestand nur aus dem Google Play Store. Jetzt macht der Anbieter seine Plattform selbst zum Verkaufskanal. Wer “eBook to go” nutzt (die Funktion heißt intern verwirrenderweise “ePub to go”), bekommt eine ISBN und eine Mini-Website, von der auf alle relevanten Stores verlinkt werden kann. Außerdem darf der Nutzer dann alle Hinweise auf Liber.io aus eBook und Seite tilgen. Das kostet pro eBook 29 Dollar – deutlich weniger als eine einzelne ISBN, aber auch mehr als eine ISBN etwa beim Distributor Feiyr kostet (49 Cent). Da Liber.io als Verlag auftritt, gehört die auf diese Weise erworbene ISBN nicht dem Autor.

Ein Distributor aus den USA könnte – neben Smashwords – auch für deutsche Autoren interessant werden: Bookbaby hat gerade die bisher kassierte Einstellgebühr gestrichen. Damit bietet der Distributor die derzeit höchsten Autoren-Anteile, nämlich 85 Prozent der Netto-Einnahmen (100 Prozent, wenn man einmalig 249 Dollar zahlt).

Amazon bzw. KDP kann man dabei trotzdem noch selbst bedienen, denn die Distributionskanäle darf der Autor selbst auswählen. Die Zahlung der Honorare erfolgt per Paypal. ISBNs kosten 19 Dollar, man darf aber auch eigene ISBNs mitbringen.

Nachteil für deutsche Autoren ist, dass der Preis nur in US-Dollar eingegeben werden kann. Währungskurs-Schwankungen führen dann auf dem deutschen Markt automatisch zu krummen Preisen. Zudem werden die rein deutschen Anbieter (Tolino) nicht unterstützt.

Der Distributor Xinxii hat in Form einer Rundmail an alle Autoren interessante Neuerungen verkündet. Ab sofort liefert der Anbieter eBooks auch an Indiens wichtigsten eBook-Store, Flipkart, das dortige Amazon. Zuletzt hatte Smashwords den Vertrieb über Flipkart angekündigt. Wie bei allen anderen Plattformen erhalten Autoren hier 50 Prozent des Netto-Verkaufspreises, was laut Xinxii etwa 60 Prozent des Brutto-Verkaufspreises entspricht.

Alle derzeit von Xinxii vertriebenen eBooks werden automatisch auch an Flipkart geliefert – es sei denn, man legt bis 2. Oktober Widerspruch ein.

Kein Gewicht, keine Wartezeit: Flipkart wirbt für eBooks

Während die deutsche ISBN-Agentur ohne Gewerbeanmeldung als Verlag nur teure Einzel-ISBNs verkauft, ist die US-Agentur Bowker ein ganzes Stück weiter. Nicht nur, dass dort jeder ISBNs auch in kleineren und größeren Paketen kaufen kann – mit dem Angebot Selfpublishedauthor.com wendet man sich auch direkt an unabhängige Autoren. Manche dieser Dienste übernimmt der Anbieter selbst, andere in Kooperation mit Drittanbietern. Offeriert werden derzeit:

  • ISBNs (das Kerngeschäft, 1000 Stück für 1000 Dollar)
  • eBook-Umwandlung ab 139 Dollar (gibts hier günstiger)
  • Barcodes (aus der ISBN generiert, für das Print-Backcover)
  • Blick-ins-Buch-Widget (120 Dollar, ähnlich wie bei Amazon, bietet in Deutschland z.B. Book2look günstiger an)
  • QR-Codes (aus der ISBN generiert, 25 Dollar, gibts anderswo kostenlos)
  • Android-App (wandelt das eBook in eine App um, die bei Google und Amazon verkauft wird, Kosten: einmalig 299 Dollar plus 50 Dollar/Jahr, Honoraranteil 50%)