Wie sehen sich deutschsprachige Self Publisher selbst? Betrachten sie sich als Hobbyautor oder als Schriftsteller? Vernetzen sie sich? Wie vermarkten Sie ihre Bücher? Die Fragen 25 bis 34 befassen sich mit diesen Themen. Die komplette Studie erhalten Sie hier.

Frage 25: Bitte bewerten Sie die folgenden Statements mit Noten von 1 bis 5.

Self Publisher sind ein widersprüchliches Volk. Einerseits bevorzugen sie offene eBook-Formate, lehnen die Dominanz eines Anbieters mehrheitlich ab und betrachten ihre Publikationsform als Demokratisierung des Buchmarkts. Auf der anderen Seite setzen sie auf Besitzstands-Sicherung, indem sie sich für Kopierschutz (DRM) einsetzen und Verleih- und Wiederverkaufsmöglichkeiten für eBooks ablehnen.

Ihr Verhältnis zu Verlagen ist widersprüchlich. Sie kritisieren, dass Verlage sich ihnen gegenüber überheblich verhalten, sehen aber doch, dass eine Verlagsveröffentlichung das eigene Image verbessert. Die Existenz der Verlage stellen sie mehrheitlich nicht in Frage, gestehen den Verlagen aber auch keine qualitätssichernde Funktion zu.

Die Qualitätsdiskussion sehen die Antwortenden überhaupt relativ gelassen. Weder sehen sie dringenden Bedarf an neuen Instanzen zur Qualitätskontrolle, noch hegen sie große Befürchtungen, der Markt könne von Schrott überschwemmt werden.

Es wird in den kommenden Jahren mit Sicherheit interessant zu beobachten sein, inwieweit sich die Einstellungen der Self Publisher in diesen Bereichen verändern. Was uns die Zukunft bringt ist unklar: Der technische Fortschritt kann uns bereits in dem nächsten Jahr gänzlich neue eReader-Generationen präsentieren, neue Dienstleister können auf den Markt treten, die das Self Publishing komfortabler machen oder neue Schwerpunkte (möglicherweise Print) setzen. Auch wird interessant zu beobachten sein, wie die Einstellung zu Themen wie DRM und Verleih- und Wiederverkaufsmöglichkeiten bei einer neuen Generation von Self Publishern, die möglicherweise noch stärker von Verlagspublikationen getrennt ist, aussehen.

Frage 12: Diese eBook-Anbieter beliefere ich direkt (ohne Distributor)

Amazons KDP-System führt hier mit großem Vorsprung. Das hat sicher mit der Einfachheit zu tun, mit der sich eBooks dort einspeisen lassen. Google und Apple erfordern jedenfalls mehr Aufwand. Kobo und Beam hingegen lassen sich zwar noch ein wenig leichter bedienen als KDP, besitzen aber bei weitem nicht die Reichweite von Amazon. Viele Autoren sparen diese Plattformen deshalb wohl aus (wenn sie nicht sowieso durch KDP Select gebunden sind).

Frage 13: Nutzen Sie das KDP-Select-Programm von Amazon?

Dass die deutliche Vormacht von Amazon nicht allein dem Exklusiv-Programm KDP Select geschuldet ist, lässt sich an den Antworten auf Frage 13 erkennen. Nur 40 Prozent nutzen das Programm, während fast zwei Drittel Amazon selbst beliefern. Das verbleibende Fünftel der Autoren wäre also prinzipiell offen für Kobo, Beam und die anderen eBook-Shops.

Noch ist die Auswertung der Studie nicht komplett abgeschlossen. Das kann zwar nur noch wenige Tage dauern – trotzdem wollen wir schon einmal die ersten Ergebnisse vorstellen. Alle Daten werden künftig komplett und kostenlos im Excel- und PDF-Format hier abrufbar sein, die Studienergebnisse sind unter CC-Lizenz freigegeben. Außerdem wird es die eBook-Version der Studie kostenlos bei allen eBook-Anbietern in Deutschland zum Download geben.

Über die Umfrage

Zuerst die nackten Daten. Die unabhängige Umfrage fand vom 22. Mai bis zum 16. Juni unter http://selfpublishing.limequery.com/index.php/756156/lang-de statt. Limequery ist ein unabhängig entwickeltes Umfragetool, das sich in der Forschungslandschaft großer Beliebtheit erfreut.

Die insgesamt 50, in deutscher Sprache formulierten Fragen befassten sich mit der Arbeit der Self Publisher, mit ihren Motiven und ihrer Person. Entwickelt wurden sie von Hilke-Gesa Bußmann (Goethe-Universität Frankfurt) und Matthias Matting (selfpublisherbibel.de). Es erfolgte keinerlei Finanzierung von außen.

Die Dienstleister BoD, Bookrix, epubli, Neobooks und Xinxii (bitte teilen Sie uns mit, wenn wir entsprechende Meldungen verpasst haben!) unterstützten die Umfrage, indem sie den Link dazu per Newsletter und über Social-Media-Kanäle an ihre Kunden weitergaben. Vielen Dank dafür! Die Initiatoren der Studie selbst teilten den Link über ihre eigenen Kanäle sowie in der Gruppe “Self Publishing” bei Facebook.

Gleich auf den Plätzen 1 und 3 finden sich in den Amazon-Charts dieser Woche zwei Autorinnen, von denen ich noch nichts gehört hatte: Karola Löwenstein und Hannah Kaiser. Einmal Fantasy, einmal Liebe. Neu in den Top 100 ist aber auch einer meiner persönlichen Favoriten, und zwar gleich doppelt: Bela Bolten zeigt, dass nicht nur mit den üblichen Rezepten Leser zu finden sind, sondern auch mit gut recherchierten Krimis.

Insgesamt sind 45 der Top 100 und 6 der Top 10 verlagsunabhängig erschienen. Der mittlere Preis der SP-Titel liegt wie letzte Woche bei 2,52 Euro. 28 der 45 Titel gibt es nur bei Amazon.

Eins. Du hast ein Buch geschrieben. Lange gebraucht, ein paar Stipendien aufgegessen, eine Agentur mit der Verlagssuche beschäftigt. Du bist bereit, deinen Teil zu tun, damit das Buch unter die Leute kommt. Einige Verlage sind auch wirklich interessiert.

Zwei. Du bist jemand, der Bücher herumträgt, liest, liebt, überall aufstapelt und manchmal sogar streichelt. Im technischen Leben bist du das Gegenteil eines early adopter: Du trägst die alten Tchibo-Handys deiner Patchworkkinder auf und hast noch nie geskypt. Nachdem sich kein Verlag für deinen Roman gefunden hat – wir schreiben in schwierigen Zeiten – entschließt du dich, für dieses Mal unter die Selfpublisher zu gehen. Es als E-Book zu machen. Die Amazon-Plattform verstehst sogar du. Du nimmst die Produktionsmittel selbst in die Hand. Das fühlt sich gut an.

Drei. Professionell soll es sein. Sich auf würdevolle Art von Schund und Schublade unterscheiden. Du hast eine Lektorin, eine Grafikerin, eine Fotografin und einen Social-Media-Berater beschäftigt. Ein paar Abende, und dein Buch ist im Shop. „Weltroman“ heißt es nun. Über den Einzelnen in der globalisierten Welt, seine begrenzte Wahrnehmung, über die größten Städte der Welt und verlassene Landstriche hier bei uns. Es ist schön geworden, findest du, und überall auf der Welt kann man den „Weltroman“ von Tanja Schwarz als E-Book kaufen.

Vom Kindle-Deal der Woche auf den zweiten Platz verdrängt zu werden, ist nun wirklich keine Schande: Dass Vanessa Mansini aka Michael Meisheit nun endlich der Sprung ganz nach vorn gelungen ist, ist dem Autor wirklich zu gönnen – berichtet er doch transparent wie kaum jemand anders von seinen vielen Experimenten. Also am besten abschauen und lernen, das ist hier ausnahmsweise erlaubt…

Ansonsten fällt auf, dass der mittlere Preis der besten SP-eBooks selten gesehene Höhen erreicht: Mit 2,52 Euro erreicht er beinahe die magischen 2,99. Noch immer sind 47 der Top 100 an den Verlagen vorbei gegangen, 32 der Titel sind nur bei Amazon erhältlich. Drei eBooks in den Top 100 zu haben, ist ja fast schon normal: Diesmal schaffen das Marah Woolf (wie schon seit Monaten), aber auch Lesley Marie Milton, dem Autorenduo BC Schiller und Melanie Hinz. Dank Preisaktionen sind sogar gleich fünf Titel von Volker Ferkau vertreten. Die Zahlen im einzelnen:

Bei den Self-Publisher-Charts dieser Woche fallen zwei Besonderheiten auf: Erstens – Amazon drückt bei “Amazon Crossing” erschienene Titel ziemlich kraftvoll in den Markt, nämlich zu Preisen von 99 Cent. Es handelt sich dabei zwar um Werke von Self Publishern, doch die deutsche Übersetzung hat Amazons Verlagsarm verantwortet, deshalb zähle ich sie in den Charts nicht mit. In dieser Woche kommen zehn der Top100-Titel von Amazon Crossing.

Echte Self Publisher sind trotzdem gut vertreten, mit immerhin 43 von 100 Titeln. 30 davon sind exklusiv (die Crossing-Titel ebenfalls).

Zweite Besonderheit: Erfolgreichen Autoren/Autorinnen gelingt es häufig, auch noch weitere ihrer (durchaus älteren) Titel nachzuziehen. So in dieser Woche etwa Melanie Hinz oder BC Schiller (mit älteren Titeln) oder Lesley Marie Milton mit einem neuen Titel, der gleich gut einsteigt. Die kompletten Zahlen dieser Woche beim Klick auf Weiterlesen – hier gibt es aber auch die 1000 besten Amazon-Titel.

Kerstin Carlstedt will in der “Interview Lounge” Autoren ein Gesicht geben – selbstverständlich auch Self Publishern. Das Interview dazu haben wir dann doch lieber per E-Mail geführt. Wie wichtig sind Videos oder Trailer für die Vermarktung eines Buches – und was ist dabei zu beachten?

Welche Tipps habt ihr für Autoren, die sich in einem Video-Interview präsentieren möchten? Was gilt es in Sachen Selbstmarketing dabei zu beachten?

Das Wichtigste ist, locker zu bleiben. Nichts ist für den Zuschauer quälender, als wenn der Interviewpartner vor der Kamera 1000 Tode stirbt. Es ist ja keine Live-Situation, d.h. das Ergebnis, das online geht, ist immer ein „Best of“ aller Antworten.

Je mehr die Autoren plaudern und an Informationen anbieten, desto einfacher ist es natürlich, ein interessantes Stück zusammen zu schneiden. Auch Ehrlichkeit, Offenheit und (ein vielstrapaziertes Wort!) Authentizität ist essenziell für das Gelingen eines Interviews.

Über die Antworten können wir direkt nach dem Interview verhandeln. Was Autoren auf keinen Fall gesagt haben wollen, kommt natürlich auch nicht in die Endfassung. Wir wollen niemandem schaden, sondern Autoren und ihre Bücher für Zuschauer interessant machen und das Beste aus ihren Storys herausholen.

Wie kann ein solches Video-Interview die Bekanntheit und den Erfolg eines Autors steigern, gerade im Hinblick auf die Bedeutung des Buchmarketings bei Selfpublishern?

Nach unserer Erfahrung ist es mitnichten so, dass Verlage für jedes Buch, das sie drucken lassen eine große Kampagne starten. Viele „verlegte“ Autoren beklagen sich sogar darüber, dass sich ihre Verlage nicht genug oder gar nicht um die Vermarktung kümmern.