Amazons Wochen-Deals geben anscheinend den Self Publishern Aufwind: In dieser Woche sind 48 von 100 eBooks der Kindle-Top100 verlagsunabhängig erschienen (Vorwoche: 46). Das ist der höchste Anteil, seit ich diese Charts erhebe. 33 davon sind Amazon-exklusiv.

Gleichzeitig steigt auch der Durchschnittspreis auf nunmehr 2,38 Euro (Vorwoche: 2,18 Euro). Vielleicht geben die Verlags-Deals ja den unabhängigen Autoren den Mut, auf Preise jenseits der 99 Cent zu setzen? Oder der Leser lernt durch die Deals, dass auch schon 2,99 Euro ein Schnäppchenpreis sind… Unter den 48 Titeln sind übrigens sechs echte Neueinsteiger und drei Wiedereinsteiger.

Die Zahlen im einzelnen:

In einer Pressemitteilung zum ersten Quartal 2013 gibt der eReading-Anbieter Kobo ein zweistelliges Wachstum seiner weltweiten Verkaufszahlen im Vergleich zum ersten Quartal 2012 bekannt – was sich in einem Gewinnzuwachs von 98 Prozent äußere. Kobo hat nun weltweit 14,5 Millionen registrierte Nutzer, die im Mittel um 34 Prozent mehr lesen als noch im ersten Quartal 2012.

Konkrete Zahlen für Deutschland liefert die Meldung nicht, aber eBook-Charts für das erste Quartal mit den fünf meistverkauften Titeln:

Vor genau zwei Jahren habe ich ein kleines Experiment gestartet, von dem ich damals noch nicht wusste, dass es mein Leben verändern würde: Ich habe ein eBook bei Amazons KDP-Programm eingestellt, das damals gerade erst in Deutschland gestartet war. Angeregt hatte mich eine Pressemitteilung von Rainer Wolf, Chef des Apple- und Gadget-Versandhändlers Arktis.de, der zu dieser Zeit mit einem selbst geschriebenen Thriller die Bestsellerlisten stürmte (“Haarp”, sein Buch, läuft im iBookstore noch immer ganz gut).

Mein Versuch hieß “Kindle – das inoffizielle Handbuch“. Es wies, wie ich heute weiß, die typischen Anfängerfehler auf, vor denen ich heute jeden Einsteiger warne: Kein Lektorat, ein selbst gebasteltes Cover – trotzdem besetzte es binnen weniger Tage die Spitzenposition der Amazon-Top-10. Und dort blieb es, monatelang – erst im Herbst 2012 rutschte das Buch nach über 500 Tagen endgültig aus der Bestenliste, nachdem es 2011 der offizielle Amazon-Bestseller des Jahres war. Die französische, italienische und spanische Übersetzung verkauften sich ebenfalls sehr gut und konnten in Frankreich, Italien und Spanien die Charts erobern. Die englische Übersetzung hingegen wurde ein Flop. Auch die chinesische Version verkaufte sich nicht – das lag jedoch daran, dass Amazon sie nicht freischaltete (genausowenig wie mein Russisch-Wörterbuch). KDP erlaubt nur Bücher in den Sprachen, in denen Amazon offiziell vertreten ist. Inzwischen hat das Kindle-Handbuch seine sechzehnte Auflage erlebt, es besitzt ein schickes Cover und erfreut sich noch immer vieler Fans.


Noch 2011 habe ich es mit Wörterbüchern für den Kindle ergänzt – Handwerkszeug, das jeder Kindle-Besitzer braucht (Französisch-Deutsch und Deutsch-Französisch kommen in diesen Tagen neu in den Handel). Hinzu kamen Kindle-Kalender (erstmals am PC editierbar) und schließlich mein erstes Sachbuch, eine Reportage über meine Reise nach Fukushima, die mir den von ePubli ausgerichteten Neuen Buchpreis 2011 einbrachte. Natürlich brachte es nicht jedes Experiment zum Bestseller. “Kindle für Kinder” etwa, der “Familienratgeber zum elektronischen Lesen” fand kaum Publikum. Blackberry gelang es nicht, das Playbook-Tablet zu verkaufen – entsprechend lief auch mein Handbuch dazu nicht. Als Dauerbrenner erwies sich hingegen “Kobo – das inoffizielle Handbuch“, von dem inzwischen einige Tausend verkauft wurden.

Ausnahmsweise nicht am Sonntag-, sondern am Montagabend das wöchentliche Update der selbst publizierten Bestseller bei Amazon. Im Vergleich zur Vorwoche hat sich einiges an Bewegung ergeben – Titel, die lange unter den ersten 100 waren, sind abgestiegen, dafür sind andere erneut eingestiegen (immerhin 12 sind letzte Woche nicht in der Liste gewesen). Auffällig ist die zunehmende Häufung der 99-Cent-Titel. Der Sonderpreis wird allmählich zum beliebten Werbeinstrument – mit dem Nachteil, dass sich dieses Werkzeug vielleicht bald abgenutzt haben wird. Mehr als die Hälfte (24) der Indie-Titel kostet diese Woche wemiger als einen Euro! Der Durchschnittspreis ist diesmal auf 2,09 Euro gesunken – von 2,37 Euro in der Vorwoche.

Die Quote der Self-Publisher-Titel hat sich nicht verändert: 45 von 100, also knapp die Hälfte, sind keinem Verlag zuzuordnen. Die Nummer 1 hat sich allerdings seit langem wieder einmal ein Verlagstitel erobert, der neue Dan Brown nämlich.

Basierend auf meinen wöchentlichen Self-Publisher-Charts und einer umfangreichen Auswertung von Smashwords-Gründer Mark Coker für den US-Markt lässt sich überschlagen, was verlagsunabhängige Autoren pro Woche in Deutschland verdienen – und wie sich diese Einnahmen auf die Preisstufen verteilen.

Zunächst meine Annahmen, die natürlich nur grob gelten:

  • Ein eBook auf Platz 1 verkauft pro Tag etwa 500 Stück
  • Ein eBook auf Platz 100 verkauft pro Tag etwa 50 Stück
  • Ein eBook auf Platz 10 verkauft pro Tag etwa 100 Stück
  • Für die Datenübertragung zieht Amazon im Mittel 3 Cent von den Nettoeinnahmen ab

Durch die Ränge dazwischen lässt sich eine Exponentialkurve legen. Ich habe die Funktion Verkäufe pro Tag = 2^(0.09*(100-Salesranking))+50 verwendet. Daraus ergeben sich die oben genannten Fixpunkte.