Die Idee, mit Blogtexten Geld zu verdienen, indem man sie in Form eines eBooks verkauft, ist nicht ganz neu. Am Jahresanfang habe ich schon mal sechs Wege aufgeschrieben, aus einem Blog ein eBook zu erzeugen. Auch das Jahrbuch 2013 zur Selfpublisherbibel ist auf diesem Weg entstanden.
Ein neuer Versuch in diese Richtung kommt nun aus Stuttgart. You-Publish.com verspricht “eine Plattform mit deren Hilfe Du Dein Experten Wissen innovativ, kreativ für die E-Book Erstellung nutzen und monetarisieren kannst.” Ich muss gestehen, dass mich die textlichen Fehler auf der Homepage etwas skeptisch gestimmt haben: Hier geht es doch schließlich um Bücher?
Der erste Blick ins Innere stimmt allerdings versöhnlich. You-Publish teilt sich die Login-Daten mit dem MairDumont-Verlag (Falk), wo der Gründer auch zuvor gearbeitet hat. Wer der Eigentümer der Plattform ist, wird nicht ganz klar. Jedenfalls funktioniert die Anmeldung reibungslos, und auch die erste Begegnung mit dem System ist vielversprechend.
Der Nutzer darf zunächst unter verschiedenen Vorlagen wählen, etwa für eine Reisebuch (für Reiseblogger), ein Expertenbuch, einen Roman, ein Kinderbuch oder einen Gedichtband.
Im nächsten Schritt sind ein paar grundlegende Angaben zu machen und ein Cover hochzuladen. Dabei treten die ersten Probleme auf. Unabhängig von der Art der Vorlage ist zum Beispiel stets eine “Destination” einzutragen. Und wenn man ein Feld nicht ausfüllt, kommt man zu der Seite zurück, aber das hochgeladene Cover ist wieder weg.
Danach ist der Inhalt an der Reihe. Der Editor ist sinnvoll aufgebaut. Ich kann Texte aus meinem Blog einlesen, aber auch neue Texte formulieren und Bilder hochladen. Blogtexte werden inklusive Bild (so im Blog vorhanden) übernommen. Links erzeugt man kapitelweise die Struktur des eBooks, in die man dann einzelne Elemente hineinzieht. Ab und zu erscheinen bei Blogtexten Fehlermeldungen, die aber auch wieder verschwinden.
Das “Montieren” des eBooks dauert ein bisschen, erlaubt aber einen hohen Grad der Kontrolle über den Inhalt. Es steckt keine Automatik dahinter, und man sollte sich noch ungefähr erinnern, was man in den Blogtexten geschrieben hat. Man kann die vom Blog eingelesenen Texte hier auch noch nachträglich bearbeiten.
Im nächsten Schritt, der Vorschau (die sich hier “Korrektur” nennt), erscheint leider auch der nächste Bug: Das System blendet über dem Cover stets auch den Titel des eBooks ein (siehe Bild). Das ist ja nun gerade nicht Sinn eines vorgestalteten Covers. Man kann sich das eBook als PDF, ePub oder Mobi anzeigen lassen. Fehler korrigiert man durch Rückkehr in Schritt 2.
Klickt man “Validieren / Speichern”, landet man in der Liste der eigenen eBooks. Hier kann man diese im gewünschten Format herunterladen (erneut ePub, Mobi oder PDF). Außerdem lassen sich von hier aus öffentliche Links zum eBook teilen, die dann für Jedermann kostenlos herunterzuladen sind.
Das Amazon-eBook sieht auf dem Kindle vernünftig aus, auch das Inhaltsverzeichnis ist aktiv.
Das ePub-File validiert nicht, braucht also eine Nachbearbeitung – von iTunes & Co. würde es abgelehnt. In den Metadaten ist als Publisher MairDumont eingetragen, mit der Jahreszahl 2013.
Das PDF ist auf A4 formatiert, lässt sich also nicht als Eingabe für eine Print-on-Demand-Dienst nutzen. Seine Metadaten verraten, dass auf dem Server die Konvertiersoftware Calibre arbeitet.
Wer möchte, kann sein eBook nun auch von You-Publish an Händler liefern lassen. Dann erhält der Autor 60 Prozent des Nettoerlöses, also weniger als bei anderen Plattformen. Die ISBN ist allerdings inklusive. Trotzdem wäre es rein rechnerisch günstiger, das eBook kostenlos von You-Publish.com erzeugen zu lassen, um es dann via Neobooks für 70 Prozent vom Erlös vertreiben zu lassen. Ob das Geschäftsmodell der Firma so funktionieren kann?
Es gibt allerdings auch weitere Tarife speziell für Firmen, die auch mit eigenen Vorlagen arbeiten können. Vielleicht steckt hier das wahre Potenzial (nachdem die Bugs entfernt wurden).
Fazit
You-Publish.com ist derzeit noch mit einigen Fehlern behaftet. Wenn es weiterhin kostenlose eBook-Erstellung ermöglicht, ist es als Tool interessant. Zur Monetarisierung des Blogs sollten wenigstens 70 Prozent geboten werden.