Was Amazons Kindle MatchBook für Autoren bedeutet

Mit der Einführung von Kindle MatchBook überträgt Amazon das Autorip-Prinzip seines MP3-Marktplatzes auf Bücher: Ein Kunde, der ein gedrucktes Buch gekauft hat, bekommt kostengünstig die digitale Version dazu. Nicht andersherum übrigens – und MatchBook ist derzeit nur in den USA verfügbar.

Doch auch deutsche KDP-Nutzer bekommen die Teilnahme an dem Programm bereits angeboten. Die Umsetzung ist denkbar einfach: Unter “Rechte, Tantieme und Preise” braucht der Autor nur ein Häkchen zu setzen und einen Preis zwischen 0 Cent und 2,99 Dollar festzulegen. Amazon zeigt dann sofort die pro Verkauf anfallende Tantieme an.

Die Umsetzung von MatchBook in KDP ist vorbildlich einfach gelöst

Die Teilnahme an Kindle MatchBook ist grundsätzlich für jeden bei KDP eingestellten Titel möglich. Das eBook muss nicht bei KDP Select angemeldet sein – Sie können Ihr eBook also auch über andere Anbieter verkaufen. Es muss nicht einmal eine gedruckte Ausgabe existieren. Falls keine gedruckte Version mit dem eBook verknüpft ist, hat Kindle MatchBook keinerlei praktische Auswirkungen, da nur bei der gedruckten Version auf das Vorhandensein einer günstigen Digital-Ausgabe hingewiesen wird.

Der Nutzen von Kindle MatchBook

Wer nur in deutscher Sprache publiziert, für den ist MatchBook derzeit natürlich noch beinahe irrelevant, weil es nur auf Amazon.com angezeigt wird. Deshalb müssen Sie sich auch (noch) keine Gedanken um die Preisbindung machen. Die gilt in den USA ja nicht. Beinahe – weil man sich als Autor natürlich schon überlegen sollte, was das Feature für das eigene Schaffen bedeutet, falls Amazon es auch hierzulande einführt.

Auf den ersten Blick scheint MatchBook für den Autor ein Zuschussgeschäft. Entwertet es nicht das eBook, wenn es die digitale Version künftig als billige Dreingabe zum gedruckten Buch gibt? Die Betrachtungsweise ist etwas kurzsichtig. Sie imitiert das Denken der Verlage.

Natürlich ist es kommerziell interessant, mehrere Versionen desselben Produkts verkaufen zu können. Das haben sich auch Film- und Musikbranche lange gedacht, die erst Videos, dann DVDs und schließlich Blu-rays des gleichen Films an den Käufer bringen wollten. Das hat, rückblickend, stets nur die Akzeptanz des jeweils neueren Mediums gebremst. Und genau daran ist Amazon nicht interessiert. In diesem Fall gehen die Interessen des Autors konform mit denen von Amazon: Ein Self Publisher hat nichts davon, wenn eBooks nur gebremst angenommen werden, im Gegenteil.

Kindle MatchBook wird, davon bin ich überzeugt, die Akzeptanz des eBooks verbessern. Wer sich einen neuen eReader zulegt, hat plötzlich bereits eine Menge Lesematerial, die vorher in seinem Regal stand. Der Leser kauft in Zukunft ein Buch – und nicht mehr eine konkrete Existenzform dieses Buches. Gleichzeitig wertet das Programm aber das gedruckte Buch auf. Es lohnt sich wieder mehr, sowohl digitale als auch Papierversion eines Titels herzustellen.

Es ist dem Autor beziehungsweise Verlag vorbehalten, welchem gedruckten Buch er eine Digital-Version mitgibt. So wäre es zum Beispiel möglich, den Wert eines (profitableren) Hardcovers zu erhöhen, indem man es in MatchBook einträgt – das später erscheinende Taschenbuch aber nicht. Kunden, die gern auf das Taschenbuch warten, greifen so vielleicht eher zu.

KDP-Autoren bekommen von Amazon zwei Boni: Erstens erhält der Titel insgesamt mehr Sichtbarkeit, denn es wird eigene Regale für MatchBook-Bücher geben. Zweitens kann der Autor nun das Schnäppchen-Bedürfnis der Leser aktivieren: Erstmals wird die Preissenkung nämlich auch auf der Detailseite des Buchs angezeigt, ähnlich wie bei den Kindle-Deals, die Amazon zusammenstellt. Wer Einnahme-Ausfälle fürchtet, könnte einfach einen gewissen Betrag auf den Preis des gedruckten Buchs aufschlagen. Dieser muss vermutlich gar nicht so groß wie die Preisdifferenz beim eBook ausfallen, denn sicher nimmt nicht jeder Kunde die MatchBook-Offerte an.

Ob die in Deutschland geltende Preisbindung die Einführung hierzulande erschwert, steht in den Sternen. Tatsächlich sind Bundles aus Print- und e-Book bereits jetzt möglich und üblich. Problematisch könnte nur das nachträgliche Bundling sein. In den USA soll man ja Bücher seit Gründung von Amazon mit MatchBook digital ergänzen können. Falls Amazon in Deutschland darauf verzichtet und nur neu erscheinende Titel zulässt, dürfte das die Preisbindung nicht verletzen. Dass bei anderen Anbietern MatchBook nicht möglich ist, stört auch nicht: Die Preisbindung zwingt niemanden, ein Produkt (also das Bundle) überall anzubieten. Es muss nur überall, wo es angeboten wird, dasselbe kosten.