In Indien kostet ein Monatsabo von KindleUnlimited umgerechnet 2,70 Euro – und durch Wechselkurs-Schwankungen sind weltweit Amazons Einnahmen aus dem eBook-Service unterschiedlich. Deshalb passt man nun ab November die Auszahlungen “je nach Land und lokalen Faktoren an”.
Genauere Angaben macht Amazon derzeit leider nicht – außer dass der Fonds im November bei weltweit 10,8 Millionen Euro liegen soll: “Die Beträge, die Sie für die einzelnen Ländern verdient haben, finden Sie in Ihrem Tantiemenbericht.” – für November dann offenbar am 15. Dezember.
Die Auszahlungen werden nicht nur länder- und währungsspezifisch unterschiedlich, sondern auch genrespezifisch (!). Amazon besitzt intelligente Schreiberlinge, die das in ihren Ankündigungen raffiniert tarnen. Indien ist dieses Mal die Nebelkerze, die alle vom eigentlichen Kern ablenkt.
Aber wenn man genau liest, wird man feststellen, dass Amazon drei Gründe für die bevorstehende Umstellung nennt: unterschiedliche Landespreisniveaus, Währungswechselkurse und Leserverhalten (in der engl. email: customer reading behavior). In Anbetracht der Tatsache, dass bereits ein Flatrate-Anbieter seine Romance-Regale verboten hat, muss man kein Genie sein, um zu dem Ergebnis zu gelangen, dass Amazon ab November eine Seite aus einer Schnulze anders bepreisen wird als eine Seites eines Sachbuchs. Das wird einschlagen wie eine Bombe, aber lässt sich wohl selbst für den Gorilla im Raum nicht anders lösen, weil Schnulzenleserinnen einfach ein irrsinniges Lesetempo an den Tag legen.
Amazon könnte ein Orakel sein, so klar wie die sich gerne ausrücken.