“Jetzt bietet Amazon Publishing dem Buchhandel seine Bücher aus dem eigenen Verlag zum Verkauf an”, schreibt Christian Riethmüller, einer der beiden Geschäftführer der mittelständischen Buchhandelskette Osiander, in einem Posting auf der Facebook-Seite des Buchhändlers. Und fragt dann die Kunden: “Sollen wir Bücher aus dem Amazon-Verlag verkaufen? Nein? Aber dann jammern, wenn immer mehr Menschen bei Amazon einkaufen, weil wir diese Titel nicht haben? Ja? Und damit Amazon unterstützen, unseren größten Wettbewerber?”
Riethmüller selbst, schreibt er, habe eine klare Meinung dazu. Trotzdem sind die Kunden aufgerufen, bis Freitag, den 26. Mai, ebenfalls ihre Meinung zu äußern. Unter allen, die das tun, verlost Osiander zehn Einkaufsgutscheine im Wert von 10 Euro. Der Vorgang ist auch deswegen spannend, weil Osiander noch einen zweiten Geschäftsführer hat. Der heißt Heinrich Riethmüller und ist schon in zweiter Amtszeit Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Nun gibt es natürlich eine Trennung von Amt und Geschäft – aber trotzdem beobachtet die Branche sehr genau, wie sich das Unternehmen seines Vorstehers verhält.
Doch auch Amazons Bestrebungen, die stets mit dem Hauptquartier in Seattle abgesprochen sind, sind spannend. Dem Verlagsarm Amazon Publishing (“APub”) hat man gern die Funktion zugesprochen, vor allem zur Beschaffung exklusiver Inhalte für den Amazon-Buchladen zuständig zu sein. Der Akzeptanz unter Autoren hat das eher nicht geholfen, auch wenn die Bedingungen ganz gut sind. Könnte APub die Titel seiner Autoren nun auch in den Buchhandel bringen, wäre das ein enormer Reichweiten-Sprung.
Update: Zumindest Osiander-GF Christian Riethmüller sieht die positive Reaktion von 80 Prozent der Kunden als wichtigen Anstoß, den Vertrieb von Amazon-Publishing-Titeln positiv zu sehen. “jetzt diskutieren wir intern”, sagt er in einem Facebook-Kommentar, und ergänzt: “ich bin mal gespannt, wie der Deutsche Buchhandel samt Dachverband da Position bezieht”.
Hinweis: es geht ausdrücklich nicht um Bücher von Selfpublishern, die via KDP oder CreateSpace hochgeladen wurden – nur um Bücher des Verlagsarms von Amazon.