In dieser Woche promotet Amazon anscheinend die eigenen Amazon-Crossing-Titel besonders. So finden sich in den Top 100 diesmal ungewöhnlich viele dieser von Self Publishern veröffentlichten, aber von Amazon selbst übersetzten Werke. Insgesamt 15 sind im Ranking vertreten. Rechnet man dann noch die 53 “normalen” Self-Publishing-Titel hinzu (üblicherweise betrachte ich Crossing hier als Verlag), dann kommt aus dritter Hand nur noch weniger als ein Drittel aller Bestseller. Das kann man gut finden – aber irgendwie auch erschreckend…

Ein großer Teil dieser eBooks ist ja exklusiv bei diesem Online-Händler zu haben – das ist für Kunden schon ein spannendes Argument. Zumal ja alle anderen eBooks ebenfalls bei Amazon erhältlich sind; deutsche Verlage dürften gar nicht einzelne Händler exklusiv beliefern. Damit hat sich der Online-Buchhandel aus deutschen Landen irgendwie in eine missliche Lage manövriert, fürchte ich.

Auch in dieser Woche ist übrigens Rekordhalterin Poppy J. Anderson wieder mit sieben Titeln vertreten. Die Daten im einzelnen:

Ein Distributor aus den USA könnte – neben Smashwords – auch für deutsche Autoren interessant werden: Bookbaby hat gerade die bisher kassierte Einstellgebühr gestrichen. Damit bietet der Distributor die derzeit höchsten Autoren-Anteile, nämlich 85 Prozent der Netto-Einnahmen (100 Prozent, wenn man einmalig 249 Dollar zahlt).

Amazon bzw. KDP kann man dabei trotzdem noch selbst bedienen, denn die Distributionskanäle darf der Autor selbst auswählen. Die Zahlung der Honorare erfolgt per Paypal. ISBNs kosten 19 Dollar, man darf aber auch eigene ISBNs mitbringen.

Nachteil für deutsche Autoren ist, dass der Preis nur in US-Dollar eingegeben werden kann. Währungskurs-Schwankungen führen dann auf dem deutschen Markt automatisch zu krummen Preisen. Zudem werden die rein deutschen Anbieter (Tolino) nicht unterstützt.

Nachdem der erste Teil meiner Auswertung zum Self Publishing 2013 so gut ankam, habe ich meine Top-1000-Datenbank noch einmal nach interessanten Zahlen durchforstet. Das Faszinierende an so einem Berg Zahlen ist ja, dass die Datenmenge allein zunächst überhaupt nichts sagt. Stellt man aber die richtigen Fragen, ergeben sich neue Erkenntnisse.

Das bestbewertete eBook bei Amazon.de kommt von Halo Summers und heißt Feuersang und Schattentraum. Es liegt – bei einer großen Anzahl an Rezensionen – am nächsten an der magischen 5.0-Grenze.

Der subjektive Verdacht, dass mit zunehmendem Erfolg auch der Anteil der Neider wächst, die schlechte Rezensionen verteilen, bestätigt sich zumindest in der Statistik nicht. Tatsächlich wächst mit steigendem Charterfolg die mittlere Bewertung eines eBooks sogar leicht von 4,23 für die Top 1000 über 4,26 für die Top 100 auf 4,35 für die Top 10. Die Neider sind also wohl gegen die zufriedenen Leser in der Unterzahl.

Self Publishing boomt – das wissen inzwischen auch die Feuilletons der großen Zeitungen. Aber was haben Self Publisher im vergangenen Jahr tatsächlich mit eBooks auf Amazon und anderen großen Plattformen eingenommen? Ich versuche mich im folgenden an einer kleinen Abschätzung, die selbstverständlich mit jeder Menge Unsicherheiten behaftet ist und auf einigen Annahmen aufbaut:

  1. Der Tages-Umsatz der Top-100-eBooks bei Amazon entspricht ungefähr einem Viertel der gesamten täglichen eBook-Umsätze. Das ergibt jedenfalls eine Abschätzung über die Amazon-Top-1000 – die eine interessante Folgerung erbringt: Die Titel auf den Plätzen 101 bis 1000 bringen insgesamt deutlich mehr Umsatz als die ersten 100 eBooks. Die Midlist ist damit im Vergleich zu 2012 deutlich gewachsen.
  2. Unabhängige Autoren hatten nach Anzahl der Veröffentlichungen über das ganze Jahr 2013 einen Anteil von rund 50 Prozent an den Top-100-Titeln. Wegen ihrer im Mittel deutlich niedrigeren eBook-Preise (meist um 2,30 Euro) lag ihr Umsatzanteil bei etwa 20 Prozent.
  3. Im Mittel liegt der Umsatz eines Top-100-Titels bei Amazon bei 500 Euro pro Tag – dabei ist der Amazon-Anteil schon abgezogen.
  4. Über die Markanteile der anderen Plattformen ist leider wenig bekannt. Distributoren setzen diesen gern bei 40 Prozent und mehr an – allerdings sind etwa zwei Drittel der KDP-Veröffentlichungen Amazon-exklusiv. Self Publisher dürften deshalb insgesamt über andere Plattformen höchstens 20 Prozent zusätzliche Einkünfte erwirtschaften – zumal Indies dort oft nicht wirklich präsent sind.

Mit diesen Annahmen komme ich dann auf ca. 4,4 Millionen Euro Umsatz (exklusive Amazon-/Distributoren-Anteil), die Self Publisher 2013 in Deutschland erwirtschaftet haben.

Gleich mit sieben Titeln in den Top 100 – das hat, so viel ich weiß, in der (kurzen) Geschichte Amazons in Deutschland noch niemand geschafft. Bis auf Poppy J. Anderson, der das in dieser Woche gelingt. Herzlichen Glückwunsch!

Ansonsten sind trotz zahlreicher Werbeaktionen erneut 51 der 100 meistverkauften eBooks bei Amazon verlagsunabhängig publiziert – ich schätze, das wird sich auch im gesamten vor uns liegenden Jahr nicht ändern.

Die Zahlen im einzelnen:

Das neue Jahr beginnt mit drei Anbieter-News, die für Self Publisher interessant sein könnten.

Das erste neue Projekt heißt “Dyfaro” – eine Abkürzung, die für “Dystopie, Fantasy, Romance” steht. Designer und Autoren haben sich hier zusammengeschlossen, um Neulinge, die in diesen drei Genres veröffentlichen wollen, beim Start in den Independent-Alltag zu unterstützen. Dazu gibt es Lektorat, Korrektorat, Coverdesign und diverse Werbematerialien bis hin zur Web- und Facebook-Seite kostenlos. Der Autor verpflichtet sich zu nichts – außer Dyfaro im Impressum zu nennen. Die Website des Projekts braucht zwar selbst noch ein Korrektorat – aber das muss nicht unbedingt etwas über die zu erwartende Qualität sagen.

Als Distributor interessant sein könnte GRIN. Die Firma, an der auch der bekannte Dienstleister BoD beteiligt ist, bietet recht gute Konditionen: 80 Prozent vom Umsatz werden ausgezahlt (anderswo gibt es meist 70 Prozent). Bedingung dürfte sein, dass bereits mehr als ein eigener Titel existiert. Einzelne Shops lassen sich auch ausschließen.

Die im wesentlichen einzige Neuerung des Firmware-Update 1.3 des eReaders Tolino shine besteht in einer Funktion, die die Tolino-Allianz eigentlich schon längst versprochen hatte: Es ist nun möglich, bei verschiedenen Anbietern des Verbundes gekaufte eBooks auf demselben Lesegerät zu öffnen. Das funktioniert auf Basis der Cloud-Anbindung, die von der Telekom bereitgestellt wird.

Der Nutzer braucht dabei weiterhin einzelne Zugänge zu Thalia, Weltbild, Hugendubel, buecher.de und so weiter. Diese Accounts sind jeweils mit einem eigenen Speicherbereich in der Tolino-Cloud verknüpft. Daran ändert sich nichts – allerdings haben Sie nun die Möglichkeit, dem Tolino shine Zugang zu all diesen Cloud-Accounts zu geben. Praktisch heißt das, dass Sie bei allen Anbietern gekaufte eBooks auf Ihrem Reader lesen können.

Nachdem in der vergangenen Woche die Charts urlaubsbedingt ausfielen, geht es heute wie gewohnt weiter. Mit all den Weihnachts- und Neujahr-Promotions von Amazon ist schön zu beobachten, wie diese die Platzierungen unabhängig erschienener eBooks beeinflussen. Auf den ersten Blick scheint es, als dominierten Verlagstitel die Amazon-Top-100. Der zweite Blick ergibt ein anderes Ergebnis: 48 der 100 Top-Titel kommen auch in dieser Woche von Self Publishern.

Dabei zeigt sich eine hübsche Mischung aus alten Bekannten (etwa Nika Lubitschs 7. Tag oder Carina Bartschs Romanen) als auch von Neueinsteigern. “Das Leben ist (k)ein Brautstrauß” oder “Five Stars” zeigen, dass auch bisher unbekannte Namen Chancen auf eine hervorragende Platzierung haben. Sonderpreise von 99 Cent sind dabei gar nicht unbedingt nötig – tatsächlich ist in dieser Woche der mittlere Preis im Vergleich zur Zeit vor Weihnachten sogar leicht auf 2,34 Euro gestiegen.

Die Daten im einzelnen:

Lange Zeit waren externe Wörterbücher ausschließlich auf den eInk-Varianten der Kindles verfügbar, also auf Paperwhite, Touch, Keyboard und so weiter. Auf Kindle Fire HD, Fire HDX und den anderen Amazon-Tablets funktionieren sie noch immer nicht – aber auf dem iPad! Amazon hat die Neuerung ohne große Werbung angekündigt und so gut versteckt, dass sie mir erst bei Version 4.0 der iOS-App auffiel, obwohl sie schon seit Version 3.9 enthalten ist.

Um ein Kindle-Wörterbuch auf dem iPad zu nutzen, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Falls Sie noch kein externes Wörterbuch besitzen, müssen Sie es zunächst kaufen, klar… Probieren Sie es doch mit meinem Englisch-Deutschen Wörterbuch für den Kindle 😉
  2. Laden Sie das Wörterbuch aus der Cloud in Ihre Kindle-App auf dem iPad oder iPhone, indem Sie in der Bibliothek auf “Cloud” tippen und dann auf das Cover des Wörterbuchs.
  3. Öffnen Sie ein Buch und markieren Sie per Fingertipp ein Wort.
  4. Im Definitionsfenster sehen Sie rechts ein kleines “i” im Kreis. Tippen Sie darauf.
  5. Wählen Sie aus der (langen) Liste das gewünschte Wörterbuch.