Jahresrückblick 2016: Meine Vorhersagen – und was wirklich passiert ist

Anfang des Jahres habe ich ein paar Vorhersagen abgegeben, was 2016 im Bereich des Selfpublishing passieren könnte. Wenn ich jetzt sage, dass nicht alles davon ganz ernst gemeint war, könnte ein kritischer Leser das für eine Ausrede halten – denn tatsächlich war die Erfolgsquote meiner Prognosen sensationell. Sensationell niedrig – sie beträgt exakt null Prozent. Das ist, finde ich, aber auch schon wieder bemerkenswert, und gleichzeitig ist es ein Glücksfall, denn meine Vorhersagen waren ja absichtlich grausam überzogen (“Ausrede, Ausrede”, schallt es aus den hinteren Rängen).

Aber gehen wir doch die Prognosen einzeln durch.

  1. Verlage und Selfpublishing: Suhrkamp hat den „SSS – Suhrkamp Selfpublishing Service“ – immer noch nicht vorgestellt. Verlage haben ihre Haltung zu ihren Autoren nicht wirklich geändert, streiten aber fleißig um die den Autoren zustehende VG-Wort-Abgabe.
  2. Gedruckte Bücher: Farbdruck ist nach wie vor nicht erschwinglich, das FAZ-Feuilleton hat Selfpublishing nur endeckt, um sich darüber aufzuregen.
  3. eBook-Flatrates: Hier lag ich zumindest nahe dran. Nur Skoobe und KU spielen in Deutschland eine echte Rolle. Die Quote der Verlagstitel in KindleUnlimited ist stark gesunken. Skoobe ist bei Tolino nicht erhältlich, die KU-Quote hat sich zum Jahresende stabilisiert.
  4. eReader: Den Paperwhite 4 mit den Augen folgender Kamera gibt es nicht, bei KindleUnlimited kann also weiterhin betrogen werden. Der Schriftstellerverband verurteilt die neue Technik trotzdem, irgendwie.
  5. Marktanteile der eBook-Shops: Am Jahresende beherrschen Tolino und Amazon gemeinsam den Markt – das ist tatsächlich so. Aber Kobo gibt es auch in Deutschland noch irgendwie, und Apple hat keine eBook-Flatrate eingeführt. Die Medien gratulieren der Firma trotzdem zu ihren großartigen, völlig neuen Ideen. Der Schriftstellerverband verurteilt natürlich die Verramschung des Kulturguts Buch.
  6. Selfpublishing-Dienstleister: Um die Abwanderung der Selfpublisher zu Tolino Media und Amazon zu verhindern, setzen Dienstleister tatsächlich verstärkt auf Service. Ghostwriting-Dienste haben sich aber noch nicht durchgesetzt.
  7. Beliebtheit von Selfpublishing: Der erste Selfpublishing-Titel ist noch immer nicht Nummer 1 der Spiegel-Bestsellerliste geworden. Die FAZ ignorierte das Selfpublishing weitgehend.

Was ist sonst noch passiert? Die eBook-Welt in Zahlen führt Ihnen eBookPreise.de vor Augen. Der Dienstleister Monsenstein & Vannerdat ist im Sommer in Konkurs gegangen. Die eBook-Flatrate Legimi ist nach Deutschland expandiert. Aldi hat einen eBookshop gestartet. Die Buchpreisbindung gilt nun auch explizit für eBooks. Fortschrift.net lässt Autoren vor den Augen ihrer Leser schreiben. Neobooks und KDP machen nun auch Taschenbücher. Lyx Storyboard ging in Bookrix auf. In KU wurde fleißig geschummelt. Insgesamt blieben die großen Überraschungen aber aus – 2016 war für das Selfpublishing damit ein eher ruhiges Jahr.

Und wie war das Jahr für Sie?

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