Wer als Hobby Socken für die Enkel strickt, wird sinnvollerweise ab und an probieren lassen. Wer über “Malen mit Ölfarben” schreibt, besitzt sehr wahrscheinlich eine Staffelei. Von Autoren jedoch, die selbst vor allem eBooks an ihre Leser verkaufen, höre ich immer wieder gern: “Ich habe keinen eReader, ich lese lieber auf Papier”. Das ist okay – für jemanden, der Bücher liest. Wer allerdings selbst eBooks veröffentlicht, ohne diese jemals auf einem eReader getestet zu haben, handelt sträflich leichtsinnig. Wie wollen Sie wissen, wie Ihr Buch wirklich beim Leser ankommt? Und nein, es genügt nicht, auf dem iPad probezulesen, denn das ist mit einem konventionellen eReader kaum zu vergleichen.
Einschränkungen und Vorteile
Ein eReader, das sollten Autorinnen und Autoren auf jeden Fall wissen, hat gegenüber dem gedruckten Buch Vor-und Nachteile. Der Bildschirm ist etwas kleiner als die Seite eines typischen Taschenbuchs. Blättern lässt sich jedoch nur deutlich langsamer, weshalb Inhaltsverzeichnis und Index deutlich wichtiger werden. Farbe stellen klassische eReader nicht dar.
Vor allem aber richten sie sich immer nach den Wünschen des Lesers, nicht des Autors, was die Gestaltung der Seite betrifft. Schriftarten, Formatierungen, Schriftgrößen, das kann und möchte der Leser so einstellen, wie es ihm passt. Hier muss der Autor also auf etwas Eitelkeit verzichten. Dafür kaufen eReader-Besitzer im Durchschnitt mehr Bücher als Papier-Leser – und sind damit die besseren Kunden.
Zu den eindeutigen Vorteilen des eReaders gehören lange Akkulaufzeit (im Vergleich etwa mit dem iPad) und Lesbarkeit im Hellen wie im Dunklen. Anders als beim gedruckten Buch braucht der Leser nachts keine Lampe!
Welches Modell?
Hier die schlechte Nachricht: Sie brauchen eigentlich zwei Geräte, wenn Sie wirklich vor Fehlern gewappnet sein wollen. Denn die einzelnen Modelle stellen dieselben Daten durchaus unterschiedlich dar. Genau genommen bräuchten sie so viele eReader, wie Ihre Leser besitzen. Aber in der Praxis können Sie sich auf die beiden großen Plattformen beschränken, Amazon und Tolino oder Tolino und Amazon. Zusammen haben beide etwa 90 Prozent des Marktes. Wenn ein eBook auf dem Tolino gut funktioniert, klappt es auch mit den meisten anderen eBook-Readern. Amazon ist eine Welt für sich.
Das Standard-Modell von Amazon heißt Paperwhite, das von Tolino hingegen hat einen komplizierteren Namen: Tolino shine 2 HD. Beide Geräte sind ungefähr gleich teuer – um die 100 Euro. Den Paperwhite bespielen Sie am besten mit der Mobi-Version Ihres eBooks, den Tolino mit dem ePub. Falls Sie diese Dateien nicht selbst erstellen – kein Problem, Sie können beim Anbieter Ihrer Wahl immer auch Preview-Dateien für eigene Tests herunterladen.
Worauf Sie beim Test achten sollten
Vor der endgültigen Freigabe sollten Sie Ihr eBook stets testen. Worauf sollten Sie dabei achten?
- Funktioniert das Inhaltsverzeichnis?
- Sind die Bilder erkennbar (Kontrast und Schärfe)?
- Gibt es Leerseiten?
- Kann ich als Leser Schriftgrößen etc. einstellen?
- Was passiert bei besonders großen Schriften?
- Sind Tabellen gut lesbar?
- Lässt sich das eBook flüssig durchblättern?
- Funktionieren die internen Links?
- Liegt der Lauftext in einer unformatierten Standard-Schrift vor, also nicht kursiv, nicht fett etc.?
- Haben Sie ein Impressum eingefügt (i.d.R. am Ende)?
- Gibt es Verweise auf die Konkurrenz (mögen die meisten eBook-Shops nicht)?
- Ist das Cover enthalten?
Wenn Sie all das mit “Ja” beantworten können, ist Ihr eBook reif für den Leser.