Manipulationsvorwurf: Verwirrung um Amazon-E-Mail

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine solche E-Mail von Amazon: “Guten Tag, wir haben bemerkt, dass Sie möglicherweise einige Produktbewertungen manipuliert haben. Autoren bei amazon.de dürfen Bewertungen und Feedback nicht manipulieren. Wenn dieses Problem weiterhin auftritt, können wir Ihnen nicht erlauben, bei amazon.de zu verkaufen.Fiese Unterstellung und böse Drohung in drei Sätzen – und ohne Erklärung. Das passierte Michael Meisheit vor einigen Wochen, und auch jetzt sind wieder derartige E-Mails unterwegs.

Was steckt dahinter? Zunächst muss man dazu wissen, dass Amazon derzeit Prozesse gegen Nutzer des Fiverr-Dienstes führt, die gegen Geld Amazon-Rezensionen geschrieben haben. Dass Rezensionen manipuliert wurden und werden, steht außer Frage, und dass der Konzern dagegen vorgeht, ist beinahe überlebenswichtig. Allerdings schüttet eine solche Nachricht, wie sie nun an viele deutsche Autorinnen und Autoren ging und geht, das Kind mit dem Bade aus. Denn tatsächlich haben die Betroffenen keinerlei Rezensionen manipuliert. Sie haben etwas getan, was nach den Amazon-Richtlinien bisher völlig legal war: Nämlich Amazon-Gutscheine an Rezensenten verschickt, die sich ihr Rezensionsexemplar dadurch kostenlos herunterladen konnten. Das hat den Vorteil, dass es technisch weniger aufwändig und einfacher ist, als eine eBook-Datei per Mail zu versenden. Außerdem erscheint die Bewertung dann mit dem Vermerkt “bestätigter Kauf”, was die Glaubwürdigkeit erhöht.

Irgendwann, vermutlich im Zuge der Fiverr-Affäre, hat Amazon nun beschlossen, dass ein solches Vorgehen illegal ist. Aber statt das den betreffenden Autoren sachlich mitzuteilen, holt man gleich die große Keule heraus, den direkten Manipulationsvorwurf verbunden mit der Drohung, denjenigen aus der Plattform auszusperren. Das ist mindestens frech. Und es ist unverständlich, weil Amazon selbst mit dem Vine-Programm Produkttester mit kostenlosen Mustern versorgen lässt.

Was müssen Sie tun, wenn Sie eine solche E-Mail erhalten haben?

Das ist die gute Nachricht: Sie müssen nichts tun. Sie brauchen um Ihre Zukunft bei Amazon nicht zu fürchten. Natürlich sollten Sie in Zukunft keine eBook-Gutscheine an Rezensenten mehr verschicken. Die so zustande gekommenen Rezensionen löscht Amazon allerdings in der Regel, Widerspruch ist da unmöglich.

Was müssen Sie tun, um sich vor solchen Vorwürfen zu schützen?

Versenden Sie keine Gutscheine für eBooks an Rezensenten (oder auch Blogger). Sie dürfen aber:

  • Das eBook als Dateinanhang per E-Mail versenden.
  • Gedruckte Taschenbücher versenden.
  • Dem Blogger den Einkauf per PayPal oder Überweisung erstatten.

Alle drei Verfahrensweisen sind nach Amazon-Richtlinien legal, solange die Erstattung nicht höher als der Buchpreis ist (dass Rezensenten für ihre Rezensionsexemplare nicht bezahlen müssen, ist absolut branchenüblich). In den ersten beiden Fällen wird die Rezension zwar nicht als “bestätigter Kauf” erscheinen, aber zumindest bleibt sie erhalten. Nach aktuellem Stand jedenfalls – also bis das System erneut von bestimmten Nutzern missbraucht wird.