Nachdem der erste Teil meiner Auswertung zum Self Publishing 2013 so gut ankam, habe ich meine Top-1000-Datenbank noch einmal nach interessanten Zahlen durchforstet. Das Faszinierende an so einem Berg Zahlen ist ja, dass die Datenmenge allein zunächst überhaupt nichts sagt. Stellt man aber die richtigen Fragen, ergeben sich neue Erkenntnisse.

Das bestbewertete eBook bei Amazon.de kommt von Halo Summers und heißt Feuersang und Schattentraum. Es liegt – bei einer großen Anzahl an Rezensionen – am nächsten an der magischen 5.0-Grenze.

Der subjektive Verdacht, dass mit zunehmendem Erfolg auch der Anteil der Neider wächst, die schlechte Rezensionen verteilen, bestätigt sich zumindest in der Statistik nicht. Tatsächlich wächst mit steigendem Charterfolg die mittlere Bewertung eines eBooks sogar leicht von 4,23 für die Top 1000 über 4,26 für die Top 100 auf 4,35 für die Top 10. Die Neider sind also wohl gegen die zufriedenen Leser in der Unterzahl.

Nachdem in der vergangenen Woche die Charts urlaubsbedingt ausfielen, geht es heute wie gewohnt weiter. Mit all den Weihnachts- und Neujahr-Promotions von Amazon ist schön zu beobachten, wie diese die Platzierungen unabhängig erschienener eBooks beeinflussen. Auf den ersten Blick scheint es, als dominierten Verlagstitel die Amazon-Top-100. Der zweite Blick ergibt ein anderes Ergebnis: 48 der 100 Top-Titel kommen auch in dieser Woche von Self Publishern.

Dabei zeigt sich eine hübsche Mischung aus alten Bekannten (etwa Nika Lubitschs 7. Tag oder Carina Bartschs Romanen) als auch von Neueinsteigern. “Das Leben ist (k)ein Brautstrauß” oder “Five Stars” zeigen, dass auch bisher unbekannte Namen Chancen auf eine hervorragende Platzierung haben. Sonderpreise von 99 Cent sind dabei gar nicht unbedingt nötig – tatsächlich ist in dieser Woche der mittlere Preis im Vergleich zur Zeit vor Weihnachten sogar leicht auf 2,34 Euro gestiegen.

Die Daten im einzelnen:

Lässt sich aus der Vergangenheit die Zukunft vorhersagen? Das ist das große Thema von “Big Data“: Unternehmen weltweit versuchen, Muster in großen Datenmengen zu finden, um daraus Vorhersagen zu konstruieren.

Unsere Amazon-Top-1000 sammeln nun schon seit Monaten genau das: große Datenmengen; Informationen über Bücher, die sich zahlenmäßig erfassen lassen. Hier geht es nicht um die Qualität des Inhalts, des Covers oder der Klappentexte, sondern um all das, was der Computer erkennen und messen kann. Bei uns sind das natürlich die tagesaktuellen Rankings, aber auch Faktoren wie Preis, Kategorien, Autor, Verfügbarkeit in der Leihbücherei, Vorhandensein von DRM (Kopierschutz), Anzahl der Leser-Rezensionen und der Mittelwert der Bewertungen.

Insgesamt etwa 150.000 Datensätze sind auf diese Weise zusammengekommen, die wir nun mathematisch analysiert haben. Daraus ist ein Modell entstanden, das mit bemerkenswerter Genauigkeit künftige Platzierungen vorhersagen kann. Wir sind gerade dabei, das in die Top 1000 zu integrieren. Die Genauigkeit der Vorhersage für den kommenden Tag liegt dabei bei:

Es wird ja allmählich schwer, neue Überschriften für die Self-Publisher-Charts zu finden: Die Superlative sind längst ausgereizt, Steigerungen kaum noch möglich. In dieser Woche kommen 56 der 100 meistverkauften Titel bei Amazon von unabhängigen Autoren – immerhin noch vier mehr als in der vergangenen Woche. Auch ganz oben tummeln sich die Indies; sieben der Top 10 stammen nicht aus einem Verlag.

Was mir diesmal besonders auffiel, aber wohl schon länger nachweisbar ist: Frauen sind unter den Autoren absolut in der Überzahl. 42 der 56 Top-Titel wurden von Frauen zumindest mitverfasst (BC Schiller ist ein Autoren-Paar). Dabei kann ich nur bei zwei oder drei Pseudonymen nicht ausschließen, dass sich ein Mann dahinter versteckt. Dabei haben Autorinnen oft gleich mehrere Titel ganz oben: Roxann Hill und Natalie Rabengut kommen auf drei, Poppy J. Anderson sogar auf vier eBooks unter den ersten 100.

Bei den Kategorien stehen Herz&Schmerz (auch in erotischer Hinsicht) an erster Stelle, dann folgen die Krimis, wo auch noch ein paar Männer punkten können. Fantasy scheint derzeit nicht sonderlich populär, jedenfalls bei selbst verlegten Titeln.

Der mittlere Preis ist in dieser Woche übrigens wieder gestiegen; er liegt nun bei 2,50 Euro. Die Daten im Einzelnen:

In dieser Woche wird die Bedeutung der Self Publisher für Amazon mal wieder besonders deutlich: Immerhin sieben der zehn Erstplatzierten sind nicht bei einem Verlag erschienen. Die neue Nummer 1 ist gar in den Genuss eines “Kindle-Deals” gekommen, wie er bisher nur Verlagstiteln angeboten wurde. Doch auch über die ersten 100 dominieren die Self Publisher mit 52 eBooks.

Deutlich zurückgegangen ist allerdings der mittlere Preis. Hat bereits eine Art Weihnachts-Ralley begonnen, und jeder versucht, seinen Titel mit einem günstigen Preis in Stellung für die beste Saison des Jahres zu bringen? Jedenfalls gibt es gerade ungewohnt viele 99-Cent-Aktionen, sodass der mittlere Preis auf 2,24 Euro (Vorwoche: 2,54 Euro) sinkt.

Erneut haben es übrigens ein paar Titel via Neobooks und Bookrix unter die Top 100 geschafft. Die beiden Distributoren scheinen derzeit zu den engagiertesten in diesem Bereich zu gehören.

Die Zahlen im einzelnen:

In dieser Woche fallen in den Amazon-Top-100 besonders die vielen Neueinsteiger auf – etwa “New York für Anfängerinnen” von Susann Remke, das es bis auf die 20 geschafft hat. Zudem tauchen die Distributoren Neobooks und Bookrix öfter auf als bisher – was Amazon ein wenig Exklusivität kostet. Man muss offenbar nicht mehr KDP auf ewig verfallen, um mit einem neuen Titel Erfolg zu haben.

Insgesamt sind genau 50 der 100 meistverkauften eBooks verlagsunabhängig entstanden. Kein Rekord, aber eine stabile Mehrheit. Der mittlere Preis sinkt, bedingt durch die Einführungs-Aktionen, leicht von 2,64 auf 2,54 Euro. Jetzt, im Fast-Winter, dominieren Titel mit Romantik- und Erotik-Note eindeutig vor den Krimis, die etwas verloren haben.

Die Daten im einzelnen:

Es tut sich was in den Charts: Von den 53 selbst publizierten eBooks, die in dieser Woche die Amazon-Top-100 bevölkern, sind acht Neu- oder Wiedereinsteiger. Wer oder was ist schuld? Zum einen heizt sich der Markt zu Weihnachten hin anscheinend langsam auf.

Zum anderen hingegen sind die Kindle-Deals der Verlage wohl eine Art Durchlauferhitzer: Sie schießen kurz an die Spitze und rutschen dann wieder ab – wobei sie neuen eBooks den Weg in die Charts frei machen.

Recht konstant ist inzwischen der mittlere Preis der Indie-Titel: Er lag in dieser Woche bei 2,64 Euro. Einige Preisaktionen ziehen den Schnitt nach unten, andere, die in der vergangenen Woche noch mit 99 Cent geworben haben, sind mit dem Preis wieder nach oben gegangen.

Die Daten im einzelnen:

Der Anteil unabhängiger Autoren in den Amazon-Top-100 bleibt konstant hoch: Auch in dieser Woche bildeten Self Publisher mit 55 von 100 Titeln eine regierungsfähige Mehrheit. Die Charts blieben insgesamt erstaunlich ruhig. Zwar sortierten sich wie üblich ein paar Kindle-Deals oben ein, doch insgesamt gab es mehr Wieder- als Neueinsteiger.

Der mittlere Verkaufspreis liegt trotz einiger Aktionen wieder bei 2,67 Euro. Die Charts im Detail:

In den Self-Publisher-Charts hat sich in dieser Woche eine Menge getan: Es gibt nicht nur einen neuen Spitzenreiter, sondern auch dreizehn neu in den Amazon-Top-100 vertretene Titel. Außerdem sind nun auch zwei US-Indie-Autoren dabei, die ihre Bücher selbst haben übersetzen lassen, statt sich von Amazon Crossing nach Deutschland bringen zu lassen.

Nach wie vor werden die Top 100 von Self Publishern dominiert: 52 von 100 Titeln haben keinen Verlag gebraucht. Fünf der Top-10-eBooks sind unabhängig publiziert. 37 der SP-Titel sind exklusiv bei Amazon erhältlich. Der mittlere Preis hat sich bei 2,57 Euro eingependelt.

Alle Daten en detail:

Etwa die Hälfte der Amazon-Top-100 werden regelmäßig von Self Publishern eingenommen. Ob Indie- oder Verlagsautor: Hohe Verkaufszahlen zu erreichen, hat offensichtlich längst nichts mehr mit einem Verlagsvertrag zu tun. Doch wie sieht es bei den Umsätzen aus? Das habe ich mir mit Hilfe des Amazon-Top-1000-Tools der Selfpublisherbibel für den Monat Oktober angesehen.

Eine Automatik für solche Auswertungen ist noch in Arbeit. Deshalb musste ich mich auf die aktuellen Top 50 beschränken. In der Tabelle unten finden Sie die Ergebnisse: Die umsatzstärksten eBooks des Monats Oktober 2013 bei Amazon.

Hauptergebnis: Beim Umsatz dominieren die Verlagstitel nach wie vor. Hinzu kommt ja dort auch noch der Umsatz der gedruckten Versionen, der bei dieser Auswertung keine Rolle spielte. Unter den ersten zehn eBooks finden sich aber auch schon zwei selbst publizierte Titel.

Was ist mir bei der Auswertung aufgefallen?

  • Erstens – Kindle-Deals (der Verlage) tauchen in der Liste so gut wie nicht auf. Der kurzzeitige Discount bringt die Titel für ein paar Tage in die Top 100, doch dann verschwinden sie auch wieder. Unter die umsatzstärksten Bücher schaffen sie es in der Regel nicht.
  • Zweitens – Amazon ist derzeit noch nicht sehr erfolgreich, Titel der eigenen Marke Amazon Crossing dauerhaft oben zu platzieren. Obwohl diese eBooks regelmäßig von Amazon promoted werden, sind sie unter den umsatzstärksten Titeln in der Minderzahl.
  • Drittens – Die umsatzstärksten Bücher kommen eher aus dem Mittelfeld. An der Spitze herrscht ein solcher Verdrängungswettbewerb, dass dort platzierte eBooks von ihrer guten Platzierung oft nicht wirklich profitieren.
  • Viertens: Unter Self Publishern taucht sehr häufig dieses Muster auf: Start mit 99-Cent-Preis. Vordringen in die Top 10. Hochsetzen des Preises. Absturz. Meine Stichprobe unter den derzeit ersten 50 ist noch nicht repräsentativ, aber es könnte sich abzeichnen, dass zumindest unter dem Umsatz-Gesichtspunkt die 99-Cent-Aktionen weniger erfolgreich sind, als es die kurzzeitig gute Platzierung signalisiert.
  • Fünftens: Was als gedrucktes Buch ein Bestseller ist, verkauft sich auch als eBook gut. Da stören selbst Preise von 8,99 oder 12,99 Euro nicht.