Mit dem Tolino Vision zielt die deutsche Händler-Allianz schon seit einiger Zeit auf den erfahreneren Vielleser – und das mit einigem Erfolg. Insbesondere, seit der Tolino Vision 2 sich auch bei einem Sturz in die Badewanne nicht beschwert, ist das Modell zum ernsthaften Kindle-Konkurrenten geworden. Jedenfalls bis Amazon beim Paperwhite 3 ein neues, hochauflösendes Display eingeführt hat.

Mit dem Tolino Vision 3 HD zieht dieses nun auch bei der deutschen Konkurrenz ein, und zwar in besonders eleganter Form: mit einem planen Display (1448 x 1072 Punkte) ohne erhabenen Rand, das zudem auch sehr gut ausgeleuchtet ist. Hard- und Software sind den Weg mitgegangen, denn obwohl nun deutlich mehr Punkte aufzufrischen sind, funktioniert das flotter als noch bei den Vorgängern. Vom Tolino Vision 2 übernommen hat das neue Modell auch Tap2Flip, das Blättern durch Tippen auf die Rückseite.

Nachdem Sony das E-Reader-Geschäft eher konservativ-zögerlich betreibt und Kobo im deutschen Markt nicht so richtig durchstartet, ist inzwischen PocketBook zum Geheimtipp der auf Unabhängigkeit bedachten Leser und Buchhändler geworden. Der Hersteller hält nicht nur im Produktzyklus locker mit den Großen mit (Tolino könnte sich davon eine Scheibe abschneiden), er hat etwa mit dem Cover Reader oder dem Color Lux innovative Modelle im Angebot, die die Konkurrenz nicht zu bieten hat.

Der neue PocketBook Touch Lux 2 zielt allerdings eher auf die ganze Breite des Markts. Dafür spricht schon der Preis von 111 Euro, der unter dem des Kindle Paperwhite liegt. Dafür bekommt der Leser, wie von PocketBook gewohnt, nicht nur einen vernünftigen E-Reader, sondern auch jede Menge Funktionalität. Verzichten muss der Nutzer allerdings auf die Audiofunktionen, die noch der Vorgänger Touch Lux besaß. Das ist schade, weil damit die von kaum einem anderen Anbieter integrierte Vorlese-Funktion verloren geht.

Die im wesentlichen einzige Neuerung des Firmware-Update 1.3 des eReaders Tolino shine besteht in einer Funktion, die die Tolino-Allianz eigentlich schon längst versprochen hatte: Es ist nun möglich, bei verschiedenen Anbietern des Verbundes gekaufte eBooks auf demselben Lesegerät zu öffnen. Das funktioniert auf Basis der Cloud-Anbindung, die von der Telekom bereitgestellt wird.

Der Nutzer braucht dabei weiterhin einzelne Zugänge zu Thalia, Weltbild, Hugendubel, buecher.de und so weiter. Diese Accounts sind jeweils mit einem eigenen Speicherbereich in der Tolino-Cloud verknüpft. Daran ändert sich nichts – allerdings haben Sie nun die Möglichkeit, dem Tolino shine Zugang zu all diesen Cloud-Accounts zu geben. Praktisch heißt das, dass Sie bei allen Anbietern gekaufte eBooks auf Ihrem Reader lesen können.

Kein Hersteller, der etwas auf sich hält, kommt heute noch mit einem E-Reader-Modell aus, das nachts dunkel bleibt. Allenfalls am unteren Ende der Preis-Skala sind sie noch zu finden, die unbeleuchteten Geräte (und, aus quasi-religiösen Gründen, bei Sony, siehe PRS-T3). Doch auch diese Domäne will Trekstor nun erobern: mit dem Pyrus 2 LED, der nächtliches Lesen ohne Zusatzlicht erschwinglich machen könnte. Bei seinem Preis von 80 Euro dürfte aber klar sein: So ganz ohne Verluste kann die Abmagerungs-OP nicht abgegangen sein.

Auf den ersten Blick fallen die Einbußen jedoch nicht auf. Der Pyrus 2 LED wirkt zwar nicht besonders elegant, liegt aber durch seine beschichtete Oberfläche gut in der Hand. Als erstes schalten wir natürlich das Licht ein – und das scheint hell und ziemlich ausgeglichen.

Der Bildschirm des Pyrus 2 LED (links) leuchtet heller als der des Kindle Paperwhite

Zumindest mit der Lieferung des neuen Kindle Paperwhite hat sich Amazon wieder einmal selbst übertroffen – überpünktlich und dank Prime-Mitgliedschaft für 99 statt 129 Euro kam er bei mir an. In den vergangenen Tagen konnte ich das neue Modell dank längerer Zugfahrten zur Buchmesse ausführlich testen – hier mein erster Eindruck.

Optisch sind die beiden Modelle sehr ähnlich. Das Gehäuse ist identisch. Der Kindle-Schriftzug unter dem Display besteht beim neuen Kindle Paperwhite aus etwas gedrungeneren Buchstaben. Auf der Rückseite prangt statt des Kindle-Logos nun ein glänzendes Amazon-Logo.

Neuer (links) und alter Paperwhite im Vergleich

Nach dem Einschalten bemerkt man wirklich sofort, dass Amazon das Display ausgewechselt hat. Während das alte Modell beleuchtet leicht bläulich schimmert, ist das neue nun wirklich papierweiß, wie es der Name verspricht. Für meine Augen ist das angenehmer. Amazon hat wohl auch die maximale Helligkeit erhöht – das Foto unten ist bei jeweils höchster Stufe aufgenommen. Die Beleuchtung ist angenehm ausgeglichen, subjektiv fallen mir keine verschieden hellen Flecken auf. Im Helligkeitsregler gibt es nun auch einen “Max”-Knopf, der automatisch auf die höchste Stufe schaltet.

Es ist ziemlich mutig von Sony, heute noch einen neuen eReader ganz ohne eingebaute Beleuchtung auf den Markt zu bringen. Und das nicht etwa zum Einstiegspreis, sondern für einen knappen Hunderter, jedenfalls wenn man den Reader PRS-T3 günstig beim Kooperationspartner ebook.de (ehemals libri.de) kauft. Bei Sony selbst werden inklusive Hülle gleich 139 Euro fällig, und für ein Cover mit eingebautem Licht kassiert die japanische Firma noch einmal 49 Euro.

Der Sony Reader PRS-T3 in schickem Dunkelrot

Gibt es denn am Reader PRS-T3 irgend etwas, das diesen Preis rechtfertigt? Frisch aus der Packung macht das Gerät jedenfalls einen sehr guten Eindruck. Hervorragende Verarbeitung, die Hülle in dunklem Rot passt perfekt zum ebenfalls roten Testmodell (Sony verkauft auch eine schwarze und eine weiße Variante). Das Cover versetzt den Reader in den Schlafzustand beziehungsweise weckt ihn aus dem Schlummer, und zwar in Rekordzeit. An der Geräte-Rückseite kann man betrachten, wie genau das Cover sich ans Gerät klammert: Es wird nämlich zum Teil der Rückwand, die sich bequem austauschen lässt.

Wenige Wochen vor der Frankfurter Buchmesse verdichten sich die Gerüchte, dass auch die Tolino-Allianz aus Thalia, Weltbild, Hugendubel, Pageplace und Club Bertelsmann die Hardware des Tolino shine erneuert – und tatsächlich bestätigen mir Insider der beteiligten Unternehmen glaubwürdig, dass in Frankfurt etwas Neues gezeigt würde. Das wäre schon deshalb sinnvoll, weil der Tolino-eReader sonst gegenüber Kindle Paperwhite arg ins Hintertreffen geriete.

Denn der nutzt die neueste Version der eInk-Displays, E-Ink Carta, die mit einem deutlich verbesserten Kontrast und der die hässlichen Ghosting-Effekte vermindernden Regal-Technik aufwartet. Allerdings nutzt Amazon die neue Technik angeblich exklusiv – womöglich muss Tolino deshalb auf ein verbessertes eInk-Pearl-Display zurückgreifen, wie es auch im Kobo Aura eingesetzt wird.