Der ehemals kanadische eBook-Händler Kobo (inzwischen Teil des japanischen eCommerce-Giganten Rakuten) gilt unter seinen Nutzern als besonders Indie-freundlich. In Deutschland allerdings ist der Durchbruch nicht geglückt – “schuld” ist vor allem Tolino. Normalerweise versucht Kobo nämlich, Verträge mit einer größeren lokalen Buchhandelskette zu schließen. Doch die fanden sich in Deutschland alle zu Tolino zusammen…

Als eBook-Händler kommt Kobo in Deutschland denn auch nur auf einen Anteil von unter 5 Prozent. Trotzdem kann es interessant sein, eigene Werke dort einzustellen. Kobo zahlt 70 Prozent (ab 1,99 Euro), ist leicht bedienbar und akzeptiert Standard-ePub-Dateien. Vor allem aber erreicht man darüber in anderen Ländern ein deutlich breiteres Publikum – was wichtig ist, wenn Sie in anderen Sprachen veröffentlichen.

Vielleicht ist es mir bisher auch nur entgangen, aber ich habe ein neues Feature bei Kobo Writing Life entdeckt, an dem sich Amazon gern ein Beispiel nehmen dürfte: ein spezielles Menü zum Einstellen von Preisaktionen. Dieses befindet sich im Schritt “Preis festlegen” beim Editieren der eBook-Details.

Der Anwender klickt einfach auf den Button “Aktionspreis festlegen” und kann dann tagesgenau definieren, von wann bis wann der ermäßigte Preis gelten soll. Danach wird er automatisch wieder durch den Listenpreis ersetzt. Die Gefahr, das Ende des Zeitraums zu verpassen (Buchpreisbindung!), besteht also nicht mehr.

Michael Tamblyn ist Chief Content Officer bei Kobo. Er ist “verantwortlich für den Vertrieb, die Verlags- und Firmenbeziehungen, die Akquise von Inhalten sowie den eBook-Shop auf allen webbasierten und mobilen Services von Kobo”. Am Rande der Frankfurter Buchmesse beantwortete er uns im Gespräch einige Fragen.

Kobo scheint Probleme zu haben, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen? Warum?

Unser Modell funktioniert in vielen europäischen Ländern und in der ganzen Welt sehr gut. Im deutschen Markt haben wir dafür noch nicht alle Bestandteile zusammen. Sobald uns das gelungen ist, werden wir auch denselben Erfolg erreichen wie anderswo. In der Zwischenzeit hatten wir sehr erfolgreiche Geräteverkäufe über Saturn, wir bauen eine großartige Bibliothek mit deutschen Inhalten auf und brachten eine überzeugende Publishing-Plattform auf den Markt. Damit haben wir in Deutschland schon sehr gute Kunden angelockt, die eine hohe Kauf- und Lese-Frequenz aufweisen.

Der fehlende Bestandteil wäre eine Buchhandelskette, die Ihre Geräte vertreibt?

Ja, das ist das Partnerschafts-Modell, das wir am liebsten nutzen, wenn wir in ein neues Land kommen. Bei FNAC in Frankreich, Mondadori in Italien oder La Central in Spanien ist uns das gelungen. So erreichen wir Kunden, für die das Buch in der Mitte des Alltags steht.

Die deutschen Buchhändler scharen sich derzeit aber wohl eher um den Tolino.

Wir werden sehen, was kommt. Es ist nicht einfach, als Buchhändler für längere Zeit eine Gerätestrategie zu fahren. Die Frage ist, ob das Tolino-Konsortium das schafft. Wir wissen, aus den vielen Ländern, in denen wir aktiv sind: Es ist eine echte Herausforderung, und es ist teuer, selbst in einem Markt, der so groß wie Deutschland ist.

Der Self-Publishing-Dienst des Buchhändlers Kobo (gehört zum japanischen Internethändler Rakuten) wartet mit einer Neuigkeit auf: Bei Writing Life muss man nun nicht mehr unbedingt fertige ePub-Dateien hochladen, sondern kann das eigene Buch auch gleich im Online-Texteditor schreiben.

Dabei erwartet den Nutzer einiger Komfort. Nicht nur ist der Upload von Bildern möglich (die sich auch rechts- oder linksbündig ausrichten lassen, jedoch nicht zentriert). Man kann auch sehr bequem Tabellen anlegen, ohne seine HTML-Kenntnisse bemühen zu müssen. Auf Wunsch hilft eine Rechtschreibprüfung schon während der Eingabe, die auch in deutscher Sprache verfügbar ist und sogar Benutzer-Wörterbücher erlaubt. Man kann mit vordefnierten Absatzstilen arbeiten (aber keine hinzufügen), nummerierte und Punkt-Listen nutzen, verschiedene Text-Ausrichtungen einstellen oder die Suchen-und-Ersetzen-Funktion nutzen.

In einer Pressemitteilung zum ersten Quartal 2013 gibt der eReading-Anbieter Kobo ein zweistelliges Wachstum seiner weltweiten Verkaufszahlen im Vergleich zum ersten Quartal 2012 bekannt – was sich in einem Gewinnzuwachs von 98 Prozent äußere. Kobo hat nun weltweit 14,5 Millionen registrierte Nutzer, die im Mittel um 34 Prozent mehr lesen als noch im ersten Quartal 2012.

Konkrete Zahlen für Deutschland liefert die Meldung nicht, aber eBook-Charts für das erste Quartal mit den fünf meistverkauften Titeln: