Doch kein neuer Tolino shine: Die Tolino-Allianz hat heute auf der Frankfurter Buchmesse neue Geräte vorgestellt. Ein neuer eReader, den die Gerüchteküche erwartet hatte, war allerdings nicht dabei*. Stattdessen gibt es zwei neue Tablets in 7 und 8,9 Zoll Bilddiagonale, die zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen sollen.

Während das Tolino Tab 7 mit 1440 x 900 Punkten nicht ganz die Auflösung etwas des neuen Kindle Fire HD mitbringt, hat das 8,9-Zoll-Modell FullHD-Auflösung (1920 x 1200). Mit der Konkurrenz von Amazon und Kobo können die Tolinos damit nicht ganz mithalten. Beide Modelle kommen noch mit Android 4.2.2. Preise sind noch nicht bekannt – ab Mitte November beginnt der Verkauf.

Angetrieben werden die Tablets von einem Quadcore-Prozessor (1,6 GHz). Insgesamt vier Lautsprecher sollen brillanten Klang garantieren. Der Hersteller verspricht eine “extralange Akkulaufzeit” um die zwölf Stunden. Über dem gewohnten Android liegt eine Tolino-Software, die der Nutzer problemlos verlassen kann. Die Tolino-App wird für “Lesen, Hören, Sehen” zuständig sein. Musikpartner ist 7 Digital. Einen Videopartner gibt es derzeit noch nicht.

Wenige Wochen vor der Frankfurter Buchmesse verdichten sich die Gerüchte, dass auch die Tolino-Allianz aus Thalia, Weltbild, Hugendubel, Pageplace und Club Bertelsmann die Hardware des Tolino shine erneuert – und tatsächlich bestätigen mir Insider der beteiligten Unternehmen glaubwürdig, dass in Frankfurt etwas Neues gezeigt würde. Das wäre schon deshalb sinnvoll, weil der Tolino-eReader sonst gegenüber Kindle Paperwhite arg ins Hintertreffen geriete.

Denn der nutzt die neueste Version der eInk-Displays, E-Ink Carta, die mit einem deutlich verbesserten Kontrast und der die hässlichen Ghosting-Effekte vermindernden Regal-Technik aufwartet. Allerdings nutzt Amazon die neue Technik angeblich exklusiv – womöglich muss Tolino deshalb auf ein verbessertes eInk-Pearl-Display zurückgreifen, wie es auch im Kobo Aura eingesetzt wird.

Endlich bin ich dazu gekommen, meinen Tolino shine auf die neueste Software zu aktualisieren. Was gibts Neues? Die Programmierer haben sich der wichtigsten Kritikpunkte angenommen, die ich noch beim ersten Test des Tolino shine genannt hatte. Also: interne Links im Text funktionieren nun.

Man kann Markierungen und Notizen anfertigen, die gemeinsam mit den Lesezeichen abrufbar sind. Wo der Tolino den Inhalt der Markierungen speichert, habe ich noch nicht herausgefunden. Zeilenrand und -abstand sind nun einstellbar, dito die Formatierung. Bei Büchern auf SD-Karte vergisst der eReader die Lesezeichen nicht mehr, wenn man die Karte entfernt.

Lesezeichen (oben rechts), interner Link (3. Zeile), Notiz (7. Zeile) und Markierung (letzte Zeilen) in einem Tolino-eBook.

Anlässlich der Vorstellung des Kobo Aura (Test hier) beantwortete mir Kobo-Manager Wayne White, Executive Vice President and General Manager, Devices, ein paar Fragen – zum Tolino, zum Markt, über das Self Publishing – und über den neuen Kobo Aura HD.

Was gibt es Neues bei Kobo?

Wir wachsen noch immer sehr stark: 190 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben jetzt 13 Millionen Kunden und 3,4 Millionen eBooks in 68 verschiedenen Sprachen. Writing Life, unser Self-Publisher-Angebot in 13 Ländern, macht zehn Prozent unserer weltweiten Verkaufszahlen aus. Der Markt für eInk-Geräte wächst weltweit in attraktivem Ausmaß: 2015 sollen es 18 Millionen Geräte werden. Menschen, die unsere Geräte kaufen, gehören zu den aktivsten Lesern. Sie kaufen im Mittel vier Bücher pro Monat, das ist extrem viel. Im Vergleich zu den Nutzern unserer Apps kaufen eReader-Besitzer fünfmal so viel. Vielleser greifen in der Regel offenbar lieber zu einem speziellen Lesegerät als zu einem allgemeinen Tablet.

Der geschätzte Kollege Andreas Winterer fragte mich gestern (im Zuge der Recherche für einen Beitrag im Hyperland-Blog des ZDF, Link folgt!), ob ich das Self Publishing schon für einen Wirtschaftsfaktor hielte. Eine interessante Frage – immerhin wird so viel darüber geschrieben, dass man diesen Verdacht gewinnen könnte…

Ich konnte nicht anders und habe mal nachgerechnet. Natürlich brauchte ich dafür ein paar Annahmen, die ich bewusst konservativ gewählt habe:

  • Self Publishing spielt vor allem bei eBooks eine Rolle
  • Bei Amazon tummelt sich der Großteil der Selbstverleger
  • Amazon hat 40 Prozent Marktanteil am eBook-Markt

Laut Weltbild-Chef Carel Halff hatten eBooks 2012 einen Anteil von 4 Prozent am 4,2 Milliarden Euro schweren deutschen Publikums-Buchmarkt. Das ergibt 168 Millionen Euro Umsatz mit eBooks. 40 Prozent davon dürfte dann Amazon für sich verbuchen – also 67 Millionen Euro.

Eine Meldung in eigener Sache: Mein Handbuch zum Tolino shine ist jetzt verfügbar. Lohnende Lektüre, finde ich, die deutlich über die mitgelieferte Anleitung hinausgeht.