Der Buchreport widmet sich aktuell dem Thema “Perspektiven des E-Book-Geschäfts im Buchhandel“. Eine ganze Reihe interessanter Einwürfe lese ich da – primär von Buchhändlern, aber auch von anderen Branchenexperten. Über viele Punkte besteht dabei erstaunliche Einigkeit.
- Der Wandel des kompletten Kerngeschäfts ist nicht aufzuhalten. Das gedruckte Buch wird zwar nicht verschwinden, doch das eBook wird einen großen Teil der Umsätze übernehmen.
- Amazon setzt die Maßstäbe und wird kaum einholbar sein – dafür ist der Vorsprung zu groß. Durch die Kopplung der Inhalte an das Gerät, etwa auch bei Apple und Google, haben es unabhängige Anbieter schwer.
- Hartes DRM schadet dem Kunden und dem Händler. “Gut gemachte E-Books zu einem marktgerechten Preis (sind) der beste Schutz gegen Piraterie”, meint etwa Tobias Schmid von Osiander.
- Der Buchhändler der Zukunft verkauft Titel, keine Formate. Er berät den Kunden nach dessen Wünschen und Bedürfnissen. Der Kunde geht “an die Kasse und sagt ‘Diese Bücher bitte als E-Book’. Es wird kassiert, der Kunde geht heim und hat die Bücher ohne zusätzliche Aktivitäten als E-Book direkt auf seinem Reader”, so Robert Stöppel von der Buchhandlung Stöppel.
Was mir allerdings auffällt: Zwar nennen manche der Befragten noch die Verlage als wichtige Partner. Zwar wird die Vorreiter-Funktion von Amazon gern betont. Doch dass einer der Gründe für die Dominanz des US-Anbieters dessen spezielles Verhältnis zu Self Publishern sein könnte, auf diese Idee kommt niemand. Bedenkt man, dass der Buchreport ausdrücklich eBook-Experten befragt hat, mutet diese Ignoranz doch etwas seltsam an.
Woran liegt’s? Lässt sich das Modell nicht auf den stationären Handel übertragen? Könnte der Buchhandel vor Ort nicht der perfekte Partner für den Autor vor Ort sein, die Heimatbasis gewissermaßen?