Gerade derzeit kommen sie wieder, die freundlichen E-Mails: “Ihre Bücher würden sehr gut in das Programm von … passen. Deshalb wollte ich Sie fragen, ob Sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen könnten…” Die meisten Publikumsverlage gehen inzwischen von sich aus aktiv auf erfolgreiche Selfpublisher zu – eine Nummer-1-Position ist dazu längst nicht mehr nötig, solange das veröffentlichte Buch offenkundig von professionellem Anspruch zeugt.

Kann man als SP-ler überhaupt in der Buchhandlung landen? Die Hürde ist nicht einfach, denn Buchhandel und Indiewelt sind leider kein Traumpaar. Was aber im Einzelfall einer Romanze nicht entgegenstehen muss. Dennoch machen viele SPler schon beim ersten Kontakt Fehler, die die Buchhandels-Kollegen abschrecken, manchmal prägen sie so gleich das Bild der ganzen Szene.

Ich mag dich. Wenn ich dich in diesem kleinen Ort besucht habe, der für eine eigene Buchhandlung eigentlich zu klein war, wusstest du schon, welches Buch ich als nächstes lesen wollte. Deine Empfehlungen haben besser funktioniert als die von Amazon, weil du eben auch wusstest, welche Art von Büchern ich für Frau und Kinder kaufe und welche für mich.

Spannende Neuigkeiten kommen von der Tolino-Allianz: Dem eBookhändler-Verband ist es gelungen, nun auch die Mayersche und Osiander einzubinden. Bei beiden Unternehmen handelt es sich um lokal recht starke Buchhändler mit 40 beziehungsweise 34 Fillialen in NRW respektive Süddeutschland, die bisher auf eine Kooperation mit PocketBook gesetzt haben. Sie bieten nun die Tolino-eReader exklusiv an. Insgesamt sind damit 1800 der 6000 Buchgeschäfte in Deutschland Teil der Tolino-Allianz.

Die Pressemitteilung zitiert übrigens noch eine andere interessante Tatsache: Neun Selfpublisher haben es demnach bisher in die Top 100 von Tolino geschafft.

Eine sehr nette Idee hatte die schottische Stadt Wigtown, “Schottlands nationale Buchstadt” (die allerdings nur 800 Einwohner hat). Der dort eröffnete Open Book Shop kann nämlich, wie der Guardian berichtet, von Interessierten gemietet werden – inklusive Wohnung direkt über dem Laden, und zwar via AirBNB für 150 Pfund pro Woche. Inklusive sind ein Laptop, WiFi und Fahrräder.

Erwartet wird allerdings, dass der Mieter den Buchladen auch aktiv mitbetreibt, und zwar für 40 Stunden pro Woche. Natürlich gibt es zuvor eine Einführung, und es stehen auch Helfer bereit. Autoren können den Laden in dieser Zeit gern auch für eigene Zwecke nutzen, die Vermieter machen da keine Vorgaben.

Gestern haben wir uns angesehen, was sich Selfpublisher von ihren Kollegen wünschen. Heute ist ein anderer Teil der Branche an der Reihe: der Buchhandel! In sehr vielen Antworten tauchten sie auf, die Wünsche an die Menschen, die hinter der Kasse stehen, Bücher verkaufen, Regale befüllen – oder für die Infrastruktur dahinter zuständig sind.

Der Buchhandel sollte sich Möglichkeiten überlegen, Selfpublisher zu präsentieren. Z. B. Selfpublisher-Regale.
Eine Dienstleister-Marktentwicklung hinsichtlich Vertrieb in Buchhandlungen (nach einem “Qualitätscheck”, wie ihn z.B. Agenturen vornehmen) wäre wünschenswert.

Hanni Münzers Roman “Honigtot” hat es (nach einigen Hundert Tagen in den Amazon-Kindle-Top10) als Piper-Taschenbuch nun auch in die SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft, und zwar von 0 auf Platz 22 (siehe Bild). Damit geht eine weitere meiner Prognosen über das Jahr 2015 für Selfpublisher in Erfüllung.

Da allein das Erscheinen in der Bestsellerliste erfahrungsgemäß die Verkäufe ankurbelt, setze ich einiges darauf, dass Honigtot nicht auf Platz 22 bleiben wird – in der kommenden Woche wird es dann wohl unter den Top 20 sein, denen die Buchläden der Bundesrepublik die besten Regalplätze freihalten.

Der Buchreport (gehört zur Spiegel-Gruppe) plant für das Herbstprogramm 2015 in seinem bisher auf unabhängige Verlage fokussierten Indie-Katalog auch einen Selfpublisher-Schwerpunkt. Darin werden außer einem kleinen redaktionellen Teil (zu dem auch die Selfpublisherbibel beitragen wird) erstmals Anzeigenplätze verkauft.

Der Selfpublishing-Schwerpunkt soll die Struktur eines künftigen eigenen Selfpublisher-Katalogs aufzeigen, und zwar mit:

In einem Kommentar zum Artikel “Wie bringe ich mein Buch in den Buchhandel?” fiel mir vor ein paar Tagen das Konzept des Belle Époque Verlag auf: Der Verlag kauft Autoren das Recht ab, ihre Bücher in den Buchhandel zu bringen, und zwar mit Kündigungsmöglichkeit und ohne Exklusivität. Ich bat deshalb um eine Beschreibung des Konzepts, die mir Christian Reichenbach lieferte:

“Das deutsche Verlagsgesetz, das das Verhältnis zwischen Autoren und Verlagen regelt, sieht ursprünglich die Übertragung eines Urheberrechts nur für die Dauer einer Auflage vor. In der Realität wird von den Autorinnen und Autoren heute aber bei Abschluss eines Verlagsvertrags die Abtretung aller Rechte für die gesamte Geltungsdauer des Urheberrechts verlangt – also bis 70 Jahre nach dem Tod. Es wird dabei davon ausgegangen, dass das Werk bei Vertragsschluss unveröffentlicht ist. Einen guten Einblick in die Vertragssituation gibt der von der Gewerkschaft Verdi gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegebene Mustervertrag: https://vs.verdi.de/recht-urheber/mustervertraege