Pünktlich zur Buchmesse hat Amazon in diesem Jahr zwölf Indie-eBooks für je 1,49 Euro beworben – und es dauerte genau 48 Stunden, bis sich all diese Titel in den Top 100 wiederfanden. Dieser Sonder-Kindle-Deal, der die üblichen Tages- und Wochen-Rabatte ergänzte, zeigt sehr schön, wie mächtig die Vermarktung durch Amazon ist. Selbst mein Sachbuch “Schöner Sterben – Kleine Mordkunde für Krimifans” hat es auf diese Weise bis auf Rang 60 gebracht – Sachbücher verirren sich seit Monaten nur noch sporadisch in die Gesamt-Charts.

Zu den zwölf Titeln, die teilweise ihre Geschwisterbücher ebenfalls mitgezogen haben, kamen auch noch ein paar Neueinsteiger – deshalb ist in dieser Woche eine ungewöhnlich hohe Fluktuationsrate zu verzeichnen. Insgesamt sind 58 der 100 Top-Titel verlagsunabhängig erschienen. Die Deals haben den mittleren Preis etwas gesenkt, auf nunmehr 2,08 Euro, gleichzeitig haben sie den Anteil der nur bei Amazon erhältlichen Titel deutlich erhöht.

Nur 59 Prozent aller Befragten haben in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos für die Schnäppchenseite Deals.com angegeben, sie würden “nie” eBooks lesen. eBooks liegen mit 41 Prozent nur noch knapp hinter Hörbüchern, die 44 Prozent der Menschen nutzen, und elektronischen Zeitschriften, die auf 49 Prozent kommen.

Wer elektronisch liest, benutzt dazu meist den PC (26 Prozent), knapp gefolgt vom Kindle (25 Prozent). eBook-Reader anderer Hersteller sind weit abgeschlagen; der Tolino kommt zum Beispiel nur auf 5 Prozent. Immerhin 18 Prozent der 1005 Befragten griffen einmal pro Woche oder öfter nach einem eBook. “Zu teuer” fanden eBooks weniger als ein Viertel der Antwortenden. Dass eBooks auf Dauer das gedruckte Buch ersetzen, glaubt aber auch nur jeder Fünfte.

Über ein Software-Update (14.3.2.1 für HDX 8.9, 13.3.2.1 für HDX 7) haben Amazons Kindle-Fire-HDX-Tablets (und der Kindle Fire HD, Jahrgang 2013) heute neue Funktionen erlernt. Unter “Videos” ist nun nicht mehr LoveFilm zu finden, sondern das neue “Instant Video” mit seiner speziellen Kostenlos-Abteilung für Prime-Mitglieder.

Doch auch für Leser gibt es interessante Neuigkeiten: In eBooks kann man nun nämlich auch externe Wörterbücher verwenden – was bisher nur auf den Kindle-eReadern wie dem Paperwhite, mit der iOS-Kindle-App und (mit Tricks) auch unter Android möglich war. Dazu einfach ein Wort markieren und im Erklärungs-Kasten “Wörterbuch wechseln” antippen. In der Liste erscheinen dann auch die (gekauften) externen Wörterbücher (sofern sie aus der Cloud auf das Gerät heruntergeladen wurden).

Es scheint sich inzwischen zur Normalität zu entwickeln, dass 60 der 100 bestplatzierten Titel in den Kindle-Charts von Self Publishern kommen. Nachdem man das in der vergangenen Woche noch auf ein paar Deals schieben konnte, sind diesmal vor allem Verlagstitel durch Rabatte nach oben geschossen. Trotzdem hat sich an der Indie-Dominanz nichts geändert.

Zwei Titel fallen besonders auf. Zum einen ist mal wieder ein Sachbuch vorn dabei, und zwar ein Diätbuch. Es kostet 7,52 Euro – da muss also wohl eine starke Community dahinter stehen. Ebenfalls ein Zeichen der Zeit ist “Männer unerwünscht” von Karin Köster. Das ist nämlich zuerst, 1999, bei Lübbe erschienen – und nun überarbeitet von der Autorin selbst auf den Markt gebracht worden. eBooks werden eben auch nach 15 Jahren nicht schlecht, wenn das Verlags-Taschenbuch längst geschreddert ist.

Die Zahlen im einzelnen:

Offiziell lassen sich externe Wörterbücher nur auf den Original-Kindles und in der Kindle-App für iOS benutzen. Doch es gibt einen Trick, wie sich diese nützliche Funktionalität auch der Kindle-App für Android entlocken lässt. Das funktioniert mit den meisten aktuellen Smartphones und Tablets und der aktuellen Kindle-App 4.x. Dazu müssen Sie Sie wie folgt vorgehen:

  1. Öffnen Sie in der Android-App ein eBook. Tippen Sie länger auf ein Wort, sodass die Definition angezeigt wird. Tippen Sie auf das kleine Wörterbuch – daraufhin öffnet sich eine Liste weiterer zur Verfügung stehender Sprachen.
  2. Wählen Sie aus der Liste eine Sprache aus, für die Sie das von Amazon bereitgestellte, einsprachige Wörterbuch nicht benötigen. Die App lädt dieses Wörterbuch nun herunter. Beenden Sie die Kindle-App, und zwar komplett, also über den Taskmanager (Programmliste).
  3. Schließen Sie das Handy oder Tablet an den Computer an und suchen Sie die letzte heruntergeladene Datei mit der Endung .prc in sdcard/android/data/com.amazon.kindle oder (wenn Sie hier nichts finden) in /android/data/com.amazon.kindle/files. Merken Sie sich den Namen der Datei, und zwar exakt. Das portugiesische Wörterbuch heißt bei mir zum Beispiel B005EOCESI_EBOK.prc.

Es müsste ja auch in den Amazon-Abrechnungen zu sehen sein, aber dank des KDP-Newsletters ist es mir heute erst aufgefallen: Die Auszahlungen für die Kindle-Leihbücherei sind im Dezember extrem nach unten gegangen: Von vorher noch gut 1,80 Euro auf nur noch 1,37 Euro.

Da hat Amazon also entweder das Weihnachtsgeschäft nicht geahnt (der weltweite Fonds, den sich alle Autoren teilen, wurde jedenfalls nicht vergrößert, während man im Dezember 2012 mal eben auf 1,4 Millionen aufstockte) – oder man hat es eben einfach darauf ankommen lassen. Zum Ausgleich gibt es im Januar einen leicht erhöhten Fonds, der die Zahl zumindest nicht weiter absinken lassen dürfte.

Lange Zeit waren externe Wörterbücher ausschließlich auf den eInk-Varianten der Kindles verfügbar, also auf Paperwhite, Touch, Keyboard und so weiter. Auf Kindle Fire HD, Fire HDX und den anderen Amazon-Tablets funktionieren sie noch immer nicht – aber auf dem iPad! Amazon hat die Neuerung ohne große Werbung angekündigt und so gut versteckt, dass sie mir erst bei Version 4.0 der iOS-App auffiel, obwohl sie schon seit Version 3.9 enthalten ist.

Um ein Kindle-Wörterbuch auf dem iPad zu nutzen, gehen Sie wie folgt vor:

  1. Falls Sie noch kein externes Wörterbuch besitzen, müssen Sie es zunächst kaufen, klar… Probieren Sie es doch mit meinem Englisch-Deutschen Wörterbuch für den Kindle 😉
  2. Laden Sie das Wörterbuch aus der Cloud in Ihre Kindle-App auf dem iPad oder iPhone, indem Sie in der Bibliothek auf “Cloud” tippen und dann auf das Cover des Wörterbuchs.
  3. Öffnen Sie ein Buch und markieren Sie per Fingertipp ein Wort.
  4. Im Definitionsfenster sehen Sie rechts ein kleines “i” im Kreis. Tippen Sie darauf.
  5. Wählen Sie aus der (langen) Liste das gewünschte Wörterbuch.

Bisher hat Amazon in den USA 20 Millionen Kindle-Geräte verkauft. Das schätzt eine Beratungsfirma, basierend auf einer Umfrage unter Kunden von Amazon.com. Immerhin 40 Prozent der (allerdings nur 300) Befragten waren demnach Besitzer irgendeiner Kindle-Hardware. 19 Prozent hatten sich ein Fire-Tablet zugelegt, 12 Prozent einen Kindle-eReader und der Rest besaß gar beide Gerätetypen.

Vor vier Wochen wusste ich noch nicht, was ein Selfpublisher ist, jetzt bin ich selbst einer. Stimmt nicht ganz, aber so ähnlich fühlt sich das für mich an, wie ich dazu gekommen bin, meine Erzählung „Vater, Mutter, Kind“ für die Amazon-Singles Edition beizusteuern, die jetzt endlich mit der lange angekündigten Werbekampagne gestartet ist.

Als einer, der schon diverse Bücher, bislang vorwiegend Übersetzungen, veröffentlicht hat, verfolge ich seit längerem die Entwicklung auf dem Selfpublisher-Markt. Ich komme auch in den Gesprächen mit Kollegen, die selber selfpublishen, immer wieder zu dem Schluss, dass diese Option zwar reizvoll ist, die Algorithmen aber, auf die ich auch im Zuge meiner Selbstveröffentlichung gestoßen werde, eine schöne mathematische Umschreibung dafür sind, dass der Teufel immer auf den dicksten Haufen scheißt.

Nun soll meiner also ein solcher werden. Angefangen hat das aber vor Längerem. In meiner virtuellen Schublade, dem Ordner „Prosa“ stauen sich fertige Erzählungen, mehr als ein Dutzend, von denen ich immerhin zwei bereits für Anthologien absetzen konnte, nahezu unbezahlt – man muss fast bitten, sie gedruckt zu finden. Nicht jede Judith Herrmann findet ihren Reich-Ranitzki, zumal dieser leidenschaftliche Verteidiger kurzer Prosa ja nicht mehr lebt. Selbst Daniel Kehlmann soll von Rowohlt dazu überredet worden sein, die Erzählungen von „Ruhm“ zu einem Roman zu runden. Wer „Novelle“ über seinen Roman schreibt, muss schon Hennig von Lage heißen, um das Werk zu verkaufen. Ansonsten ist das Etikett „Roman“ das einzige, dem die verunsicherten Prosa-Verlage vertrauen, am liebsten mit Untertitel Autobiographie.