Irgendwann kommt für jeden Autor dieser Moment: man googelt sein Buch – und stößt plötzlich auf eine Kopie, die anscheinend jeder Internet-Nutzer kostenlos herunterladen kann. Das Buch, an dem Sie so lange gesessen haben, das Sie schlaflose Nächte gekostet hat, als Freiwild im Netz – das ist im höchsten Maße ärgerlich und wühlt die meisten Autoren zutiefst auf.
Schlagwort: Raubkopie
Dass jedes eBook irgendwann in Raubkopierer-Börsen landet, darüber rege ich mich schon lange nicht mehr auf. Ist schei…, aber so ist das Leben. 98 Prozent der Leser sind ehrlich – und den Rest erreiche ich sowieso nicht. Kopierschutz schadet nur den Guten.
Gestern hat die EU-Kommission in Brüssel ihre Agenda für die “digitalen Märkte in Europa” bis 2020 vorgestellt. Daraus ergeben sich auch für Autoren interessante Gesichtspunkte. Diese betreffen vor allem E-Books – aber auch der Online-Handel mit physischen Gütern soll neu reguliert werden. Ein EU-weit “einheitlicher digitaler Markt” ist das große Ziel. Wer regelmäßig E-Books bei verschiedenen Plattformen kauft und verkauft, weiß, dass wir davon noch ein ganzes Stück entfernt sind. Hier die für Autoren wichtigsten Punkte aus dem Programm (PDF):
Einige Verlage verkaufen ihre Titel inzwischen nur noch ohne harten Kopierschutz (DRM). Das ist sinnvoll – inzwischen sollte sich herumgesprochen haben, dass ein Kopierschutz nur den ehrlichen Lesern schadet. Denn er verhindert, dass die Käufer das eBook nutzen können, wie es ihrem Bedarf entspricht. Wenn ein eBook-Leser zum Beispiel von Amazon zu Tolino oder in entgegengesetzte Richtung wechselt, warum auch immer, kann er all seine mit DRM versehenen eBook-Käufe ab sofort vergessen: Diese sind auf dem neuen Gerät nicht lauffähig. Und das DRM zu entfernen, das verbietet in Deutschland das Gesetz.
Da gerade Beiträge zum Thema “Sicherheitslücke bei raubkopierten eBooks” die Runde machen: Das Problem ist seit gestern behoben. Welche praktische Bedeutung es hatte, können Sie vielleicht selbst einschätzen, wenn Sie die Voraussetzungen kennen:
Kaum erschienen – und schon ist auch das neueste Werk in den einschlägigen Raubkopierer-Börsen erhältlich. Irgendein (Sie entschuldigen den Begriff, aber hier passt er:) Arschloch hat das Ergebnis von Monaten harter Arbeit hochgeladen, sodass es nun weltweit umsonst bereitsteht.
Harte Diskussionen mit dem Lektor, Nachtschichten und die damit verbundene Müdigkeit am Arbeitsplatz, die Familie, die sich vernachlässigt gefühlt haben muss – und dann kommt ein Blödmann daher, stiehlt die Früchte und fühlt sich im schlimmsten Fall auch noch als eine Art Robin Hood. Ich gebe zu, das ist schwer zu verkraften.
Trotzdem gibt es im Grunde nur eine einzige passende Reaktion.