Es ist nicht einfach, im E-Book-Markt gegen Amazon zu bestehen. Amazon hat in KDP mit “KDP Select” ein cleveres Programm eingeführt, das eine exklusive Veröffentlichung belohnt. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, ohne Select und die dadurch mögliche Teilnahme an der Leihbibliothek Kindle Unlimited erfolgreich zu sein. Damit muss auch Tolino Media klarkommen, der Selfpublishing-Dienstleister der deutschen Tolino-Allianz.

Smashwords, der Inbegriff des eBook-Distributors, weitet sein Verteilnetz aus. Ab Anfang Januar 2016 liefert die Firma die Titel ihrer Autoren nun auch an die deutschen Tolino-Stores aus. Die Ankündigung enthält auch zwei interessante Zahlen: Den Marktanteil von Tolino beziffert sie mit 37 Prozent. Und etwa 30 Prozent aller Tolino-eBook-Verkäufe sollen über die Tolino-eReader erfolgen. 70 Prozent der bei Tolino verkauften eBooks werden demnach auf Tablets, Smartphones oder Computern gelesen, ein nicht geringer Anteil.

Was der Blogeintrag leider nicht verrät, ist der Anteil, den der Autor pro Verkauf erhält, anders als beim zweiten neuen Partner: Die spanische Firma Odilo versorgt Bibliotheken weltweit mit Lesestoff. Hier erhalten Autoren 45 Prozent des Listenpreises. Odilo ist in 43 Ländern in Europa (1000 Büchereien), Lateinamerika (1000) und Nordamerika (100) vertreten.

Der eBook-Distributor Smashwords hat die Verkaufszahlen aller darüber verteilten eBooks analysiert – und zieht daraus ein paar spannende Schlussfolgerungen. Das Datenmaterial besteht aus über 25 Millionen Dollar Umsatz bei den verschiedensten Anbietern. Es bezieht sich zwar vorwiegend auf die USA, doch einige der Erkenntnisse dürften auch hierzulande anwendbar sein.

Zu den Schlüssel-Erkenntnissen gehören demnach:

Smashwords-Gründer Mark Coker hat im März in einem interessanten Beitrag auf seinem Blog begründet, warum Indie-Autoren in den USA bis 2020 etwa die Hälfte des kompletten Buchmarkts erobert werden haben. Coker begründet das systematisch. Er stellt sogar ein Excel-Dokument online, in das jeder Leser seine eigenen Vorhersagen eintragen kann.

Wie sieht es in Deutschland aus? Die Voraussetzungen sind hier etwas anders. Zwar belegen Self Publisher mehr als die Hälfte der Kindle-eBook-Bestsellerlisten. Doch bei anderen Händlern als Amazon besitzen sie diese Präsenz nicht. Perspektivisch dürfte der Anteil von Amazon am eBook-Geschäft hierzulande dazu eher sinken als steigen. Hinzu kommt, dass das eBook noch nicht so akzeptiert ist wie in den USA. Gerade meldete eine Studie von PwC, dass für 2017 mit einem Anteil von 16 Prozent zu rechnen sei.

Smashwords-Gründer Mark Coker hat im Smashwords-Blog ein paar interessante Gedanken zusammengetragen – und zwar zu der Frage: Was heißt es, Self Publisher (oder auch Indie-Autor) zu sein? Zehn Thesen sind dem Branchen-Urgestein dabei eingefallen, die er in die Form eines Manifests gegossen hat:

1. Ich bin ein Indie-Autor.

2. Ich habe die Freude und Befriedigung erfahren, die Self Publishing bringt.

3. Ich habe ein Recht zu veröffentlichen.

4. Es ist mir wichtig, die kreative Kontrolle zu haben. Ich entscheide, wann, wo und wie aus meinen Worten ein veröffentlichtes Buch wird.

5. Als Indie bin ich nicht allein. Ich suche meine Partner aus.

Ein Distributor aus den USA könnte – neben Smashwords – auch für deutsche Autoren interessant werden: Bookbaby hat gerade die bisher kassierte Einstellgebühr gestrichen. Damit bietet der Distributor die derzeit höchsten Autoren-Anteile, nämlich 85 Prozent der Netto-Einnahmen (100 Prozent, wenn man einmalig 249 Dollar zahlt).

Amazon bzw. KDP kann man dabei trotzdem noch selbst bedienen, denn die Distributionskanäle darf der Autor selbst auswählen. Die Zahlung der Honorare erfolgt per Paypal. ISBNs kosten 19 Dollar, man darf aber auch eigene ISBNs mitbringen.

Nachteil für deutsche Autoren ist, dass der Preis nur in US-Dollar eingegeben werden kann. Währungskurs-Schwankungen führen dann auf dem deutschen Markt automatisch zu krummen Preisen. Zudem werden die rein deutschen Anbieter (Tolino) nicht unterstützt.

Der eBook-Distributor Smashwords hat seinen Autoren jetzt Details zu den finanziellen Konditionen für via Oyster ausgelieferte Titel mitgeteilt. Oyster bietet in den USA eine eBook-Flatrate an: Für 9,95 Dollar pro Monat können Kunden so viel lesen, wie sie wollen, ähnlich etwa wie Spotify das für Musik anbietet. Zugriff auf die Bibliothek besteht jedoch nur, solange der Kunde zahlendes Mitglied ist.

Für Autoren zahlt sich dieses Modell durchaus aus. Sobald ein Oyster-Nutzer mehr als zehn Prozent eines eBooks gelesen hat, erhält der Autor von Smashwords 60 Prozent des Listenpreises. Ein wirklich fairer Deal – ob allerdings Oyster unter diesen Bedingungen lange durchhalten kann? Nimmt man einen mittleren eBook-Preis von 3 Dollar an, müsste Oyster bei all den Kunden drauflegen, die sechs oder mehr Bücher im Monat lesen. Verwaltungs- und Zahlungskosten sind dabei nicht mitgerechnet.

Für alle, die die Mutter aller eBook-Distributoren noch nicht nutzen: Smashwords hat einige neue Features eingeführt, an denen sich deutsche Konkurrenten gern ein Beispiel nehmen dürften.

Vorabbestellungen für eBooks

Bei Apple, Kobo und Barnes & Noble können Smashwords-Kunden nun ihre eBooks vorbestellen lassen. Während der Nutzen dieses Features bei Amazon (wo einige Top-Autoren bereits diese Möglichkeit haben) und B&N eher gering ist, hat es bei Apple und Kobo große Auswirkungen: Alle Vorab-Bestellungen werden nämlich zusammengerechnet und am Erstverkaufstag summiert. Wer genügend Fans mitbringt, kann sich damit einen Sprung in die Bestseller-Listen wirklich vereinfachen

Distribution an Flipkart

Zwar kann man auch via Amazon seine eBooks in Indien verkaufen – doch dort ist mit Flipkart längst ein anderes Unternehmen Marktführer, und zwar mit angeblich 80 Prozent Anteil an allen eBook-Verkäufen. Smashwords liefert eBooks seiner Nutzer nun auch an diesen Anbieter und zahlt dabei 60 Prozent vom Nettopreis aus.