Wer klickt wann und wo? Anatomie einer KDP-Select-Aktion

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nie ein eBook zu verschenken. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel – und es schien mir Zeit für eine solche Ausnahme, um mit Hilfe meines Thrillers Beisha-Getötet einmal systematisch den Zeitablauf einer KDP-Select-Aktion erfassen zu können. Eher zufällig ergab sich, dass auch Kollege Michael Meisheit mit seinem Irgendwas ist immer dieselben Gratistage nutzte – so konnte er ebenfalls noch interessante Zahlen liefern.

Zuerst zur Technik: Weil ich wissen wollte, woher die Amazon-Kunden von einem kostenlosen Titel erfahren, habe ich den Test vorher mit allen relevanten Portalen (siehe Die wichtigsten Adressen für Werbeaktionen mit kostenlosen eBooks) abgesprochen. Ich musste den Anbietern für die Werbung für mein eBook Spezial-Links zuteilen. Diese stellt praktischerweise und ganz legal Amazon selbst bereit, über den offiziellen Amazon-Link-Verkürzer amzn.to. Der wird unter anderem im Amazon-Partnernet angeboten, ist aber auch über bit.ly erreichbar. Bit.ly liefert zusätzlich auch noch die Statistik, die ich brauchte – nämlich sowohl, auf welchen Websites geklickt wurde (“Referrer”) als auch welcher Link wie oft angeklickt wurde (“Clicks”).

Zunächst der allgemeine Zeitablauf einer KDP-Select-Verschenkaktion – beginnend am Freitag. Die Umschaltung auf “kostenlos” erfolgte relativ spät, erst nach 10 Uhr. Die Zahlen im Diagramm basieren auf KDP-Zahlen von Michael Meisheits eBook. Ich habe sie auf “pro Stunde” umgerechnet. Wann kaufen die Amazon-Kunden also am liebsten ein?

Käufe bei Amazon

Am Freitag ging es demnach eher gemächlich los. Freitagabend gab es den ersten Rush, der Samstag lief relativ gleichmäßig, am Sonntag waren vor allem der Vormittag und der frühe Nachmittag verkaufsstark.

Wie haben sich demgegenüber die Klickraten entwickelt, also wann wurden die Websites der getesteten Anbieter frequentiert?

clicks-freitag

Am Freitag (oben) bestätigt sich der frühe Abend als Zeit hauptsächlicher Aktivität.

clicks-samstag

Auch am Samstag gab es am frühen Abend die meisten Clicks – zur Erinnerung: das sind alles Clicks auf externen Webseiten.

clicks-sonntag

Am Sonntag – Überraschung – ein ganz ähnliches Bild wie am Sonnabend. Allerdings gab es da schon insgesamt weniger Klicks.

Woher kamen die Käufer? 1745 Verkäufe (zu 0 Euro) wurden bei meinem Titel über irgendeine Art externer Werbung vermittelt. Das entspricht knapp einem Fünftel der insgesamt verschenkten eBooks (knapp 7800). Die Werbung ist also allenfalls ein Anschub. Für die eigentlichen Verkaufszahlen sorgt dann die Top-Liste von Amazon. Anders ausgedrückt: Vier Fünftel der Käufer haben von meinem Titel nicht bei Facebook oder XTME gelesen.

Welchen Anteil hatten die einzelnen Plattformen? Die Grafik sagt schon alles:

Klicks gesamt

Das große, dunkelblaue Tortenstück gehört zu XTME.de, von hier kamen 1114 Klicks. Zu drei Vierteln kamen diese von der XTME-Website, das verbliebene Viertel hatte einen Newsletter o.ä. von XTME gelesen. Die Zahlen im Einzelnen:

XTME 1114
Gratis-e-books.de 146
best-ebook-finder.de 111
E-literati.de 68
Amazon-Forum Kindle 67
Mein Facebook 65
ebookninja.de 56
Legale kostenlose eBooks 36
e-reader-forum.de 28
Buchregen 27
Mein Google+ 12
Mein Twitter 11
Amazon-Forum eBooks 7

Enttäuschend ist, welch geringe Rolle soziale Netzwerke spielen. Ich habe über Facebook, Twitter und Google+ rund 3000 Kontakte. Trotzdem führte meine eigene Werbung dort nur zu insgesamt 88 Verkäufen. Am wichtigsten war dabei noch Facebook. Twitter und Google+ kamen nur auf sehr wenige Klicks, obwohl zum Beispiel mein Tweet auch mehrfach retweetet wurde.

Die Amazon-Foren sind zur Werbung für ein kostenloses eBook ebenfalls nicht sehr effizient. Allenfalls das Kindle-Forum kann hier empfohlen werden.

Zur Ergänzung hier noch die Referrer. Sie verraten, WIE die Käufer auf einen Link geklickt haben – also auf welcher Website oder auch in ihrem E-Mail-Programm.

referrer

Der Anteil von XTME ist hier geringer, da E-Mail-Newsletter oder Facebook-Seiten in der Referrer-Statistik unter “Direkt” beziehungsweise “Facebook” auftauchen.

Einschränkungen des Verfahrens: Natürlich könnte es sein, dass die Anbieter ihre Zahlen mit eigenen Klicks geschönt haben. Das kann ich nicht verhindern oder überprüfen. Es deutet aber auch nichts darauf hin. Buchregen.com hat zunächst den falschen Link verwendet, deshalb sind die Zahlen für diesen Anbieter sehr wahrscheinlich zu niedrig.