Der neue Abrechnungs-Modus im Test: Wie Amazon die Seiten zählt – und was Sie in Zukunft pro Buch erhalten (Update)

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Seit heute rechnet Amazon über KindleUnlimited und die Kindle-Leihbücherei gelesene eBooks nicht mehr nach geliehenen Einheiten ab, sondern nach gelesenen Seiten. Was heißt das für die Autoren? Jedenfalls nicht das, was die meisten Medien daraus gemacht haben

Zunächst mal die optischen Änderungen: die Angabe der gelesenen Seiten erfolgt seit heute direkt im KDP-Dashboard unter “Berichte”. Sie können sich die Angaben insgesamt anzeigen lassen oder auch pro Werk. Allerdings erfahren Sie nicht, welcher Leser wieviel gelesen hat.

Wie dick ihr Buch nach dem neuen Maßstab “KENPC” ist, gibt Amazon im Buchregal an, wenn Sie auf den Button “Werbung schalten” klicken. Bei den meisten Titeln ist es etwa ein Drittel mehr als bei der eBook-Seitenangabe auf den Amazon-Seiten. Abweichungen gibt es vor allem dann, wenn ein gedrucktes Buch Quelle der Umfangsangabe ist. Dann hängt der KENPC-Umfang davon ab, ob Sie großzügig oder knapp layoutet haben.

Was heißt das nun für Ihre Einnahmen? In einer E-Mail an alle KDP-Nutzer gibt Amazon an, dass im Juni weltweit insgesamt 1,9 Milliarden Seiten in Leihbüchern gelesen wurden. Wenn diese Zahl im Juli um etwa 10 Prozent steigt (wie sonst von Monat zu Monat die Leihraten kletterten), ergibt das bei einem Fonds von 10 Millionen Euro pro gelesener Seite einen Betrag von 0,5 Cent.

Damit können Sie dann rechnen:

  • 400 Seiten Umfang – 2 Euro
  • 300 Seiten Umfang – 1,50 Euro
  • 200 Seiten Umfang – 1 Euro
  • 100 Seiten Umfang – 0,50 Euro

Übrigens berücksichtigt Amazon, wie ein erster Test ergab, bei der Zählung der gelesenen Seiten die Blättergeschwindigkeit nicht. Ein Buch gilt auch dann als komplett gelesen, wenn Sie ganz schnell durchblättern.

Dazu haben mehrere Nutzer ein Test-Buch geliehen und langsam (> 10 Sekunden pro Seite) bis 25 Prozent geblättert, während sie das andere Test-Buch geliehen und schnell (<1 Sekunde pro Seite) bis 100 Prozent geblättert haben. Das Ergebnis:

  • Buch 1: 79 gelesene Seiten, Bestseller-Rang 2098 (vorher: 252.000)
  • Buch 2: 240 gelesene Seiten, Bestseller-Rang  1772 (vorher: 459.000)

Keines der Bücher wurde gekauft.

Einen Tag später sind übrigens alle drei Titel ungefähr auf dem selben Platz. Hinzu kommt auch noch ein Titel, der zuvor gar keinen Rang hatte und von den Probanden nur geliehen, aber nicht geöffnet wurde. Auch dieses Buch hat nun ein Ranking.

  • Buch 3: 0 gelesene Seiten, Bestseller-Rang 3900 (vorher: keiner)
  • Buch 1: 79 gelesene Seiten, Bestseller-Rang 4100 (vorher: 252.000)
  • Buch 2: 240 gelesene Seiten, Bestseller-Rang  3899 (vorher: 459.000)

Das spricht dafür, dass die Leihen wie früher sofort beim Ausleihvorgang für das Ranking gerechnet werden. Das werde ich aber noch genauer testen.