Amazon ändert Regeln für Leih-Boni in KDP Select

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Mit dem kommenden Monat (also ab 1. Juli) ändert Amazon die Regeln zur Berechnung der Leihboni bei KindleUnlimited und Kindle-Leibücherei. Wie eine Mitteilung verrät, zählt in Zukunft nicht mehr die Anzahl der Leihen, sondern die Anzahl der gelesenen Seiten. Dabei wird der gesamte Fonds durch die Anzahl der insgesamt gelesenen Seiten geteilt – und danach bekommt jeder Autor Auszahlungen entsprechend der aus seinen Select-Titeln gelesenen Seiten.

Was heißt das in der Praxis?

  • Die Strategie, kurze Serientitel für 99 Cent zu platzieren, geht nicht mehr auf.
  • Umfangreiche und kurze Romane werden in gleicher Weise entlohnt.
  • Sachbuch-Autoren werden benachteiligt.

Damit dürften auf mittlere Sicht die Preise im Selfpublishing-Segment wieder steigen. Gleichzeitig wird allerdings Belletristik einseitig bevorteilt – Sachbücher, die nicht ihres Umfangs wegen wertvoll sind, werden wegen ihrer oft höheren Preise zwar öfter ausgeliehen werden, aber der Autor wird weniger davon haben, weil der Nutzer vielleicht nur die entscheidenden zehn Seiten liest, die sein Problem lösen.

Amazon will das Prinzip auch bei den AllStar-Boni einführen. Auf der Website zur neuen Regelung heißt es wörtlich: “Auch die KDP Select All-Stars-Boni für Autoren und Titel basieren künftig auf den insgesamt gelesenen KU- und KOLL-Seiten.” Das hieße, dass die Verkäufe der Select-Titel dann gar keine Rolle mehr spielen.

Wie zählt Amazon die gelesenen Seiten?

Auf einer eigenen Hilfeseite hat Amazon inzwischen spezifiziert, wie man die Anzahl der gelesenen Seiten erfasst. Dazu hat man eine KENPC (Kindle Edition Normalized Page Count) genannte Maßeinheit entwickelt, die auf Standardeinstellungen bezüglich Schriftart, Zeilenhöhe und Zeilenabstand basiert und von den Angaben auf der Detailseite eines Titels abweichen kann.

Die Schriftgröße hochzusetzen oder ein Print-Layout in Großschrift zu erstellen, vergrößert die Seitenzahl in KENPC also nicht. Danach zählt Amazon, wieviele Seiten der Leser von der Startleseposition (SLP, beim ersten Öffnen in der Regel das 1. Kapitel) bis zum Ende des Buchs blättert. Die Seitenerfassung erfolgt dabei geräteunabhängig, also auch in Apps. Eine Internetverbindung ist allerdings Voraussetzung, damit der Kindle die Anzahl gelesener Seiten melden kann.

Nach dem Abschluss der Umstellung am 1. Juli werden Autoren den KENPC-Umfang ihres Buches auf der Seite “Werbung schalten” im Dashboard sehen können. Die Anzahl insgesamt gelesener Seiten wird danach in den Berichten im Verkaufs-Dashboard angezeigt, und zwar getrennt nach Marktplatz (D / USA / …) und Titel.