Das Jahr ist fast vorüber – Zeit zum Innehalten. Was haben die vergangenen Monate gebracht? Sind meine Hoffnungen und Wünsche als Selfpublisher und Autorin erfüllt worden? Und was erwarte ich für das kommende Jahr? Wird es den Durchbruch bringen – oder sind die Bedingungen eher schlechter geworden? Bitte beteiligen Sie sich an dieser kurzen Umfrage.

Vor ein paar Tagen hat der US-Distributor Smashwords Zahlen vorgelegt, die Trends aus eBook-Verkäufen zwischen April 2014 und März 2015 aggregieren. Die Ergebnisse sind nicht uninteressant, aber für den deutschen Markt kaum relevant. Das liegt unter anderem daran, dass Smashwords nur einen kleinen Teil seiner Titel bei Amazon verkauft. Bis auf iBooks spielen die anderen von Smashwords belieferten eBook-Stores für deutschsprachige Werke zudem kaum eine Rolle.

So ist es kein Zufall, dass die Studie zu Erkenntnissen kommt, wie der, dass Vorbestellungen (die sich bei Amazon nicht auf die Charts auswirken) wesentlich für den Erfolg seien oder unglaublich viele Gratis-Titel geladen wurden. Was bei Apple daran liegt, dass der iBookstore seit vergangenem Herbst auf iPhones vorinstalliert ist und deshalb von vielen Nutzern ausprobiert wurde. Apple ist hier auf ähnlichem Stand wie Amazon vor drei Jahren.

Der allerletzte Teil unserer Frage- und Wunschrune befasst sich mit den Firmen im eBook-Markt. Was sollte Amazon besser machen, wo drückt bei Tolino der Schuh? Wo brauchen Selfpublisher Hilfe, wo wollen sie Gleichberechtigung?

Amazon Publishing sollte man unter die Lupe nehmen. Die kaufen ja alles auf, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Gibt es bald überhaupt noch erfolgreiche Indies?
Tolino ist wie die Telekom.
eBooks von Self-Publishern sollten weiterhin gleichberechtig neben Verlagsbüchern gelistet werden. Der Leser sollte unbeeinflusst selbst entscheiden können, was ihn interessiert. Die Such-Mechanismen der Shops sollten transparent und gerecht sein, z.B. durch gesetzliche Vorgaben.
Tolino sollte zu Potte kommen, sodass es tatsächlich eine weitere Option ist. Momentan steckt es ja noch in der Beta-Phase und die angegliederten Shops gehen mit den SP-Titeln unterschiedlich um. Das sollte unbedingt vereinheitlicht werden.
Amazon sollte endlich feste Beträge für KOLL und KU einführen und die Teilnahme an KOLL und KU nicht von der Exklusivität abhängig machen.

Gestern haben wir uns angesehen, was sich Selfpublisher von ihren Kollegen wünschen. Heute ist ein anderer Teil der Branche an der Reihe: der Buchhandel! In sehr vielen Antworten tauchten sie auf, die Wünsche an die Menschen, die hinter der Kasse stehen, Bücher verkaufen, Regale befüllen – oder für die Infrastruktur dahinter zuständig sind.

Der Buchhandel sollte sich Möglichkeiten überlegen, Selfpublisher zu präsentieren. Z. B. Selfpublisher-Regale.
Eine Dienstleister-Marktentwicklung hinsichtlich Vertrieb in Buchhandlungen (nach einem “Qualitätscheck”, wie ihn z.B. Agenturen vornehmen) wäre wünschenswert.

Bücher anderer Selfpublisher lesen die Teilnehmer an der Umfrage zu zwei Dritteln “regelmäßig” oder “manchmal”. Allerdings ist die Quote hier um ein paar Prozentpunkte zurückgegangen, verglichen mit 2014.

Selfpublisher lesen am liebsten auf Kindle (mit deutlichem Vorsprung), Computer (Anteil deutlich gesunken) oder Smartphone. Tolino ist in dieser Gruppe noch nicht bei 10 Prozent angekommen. Sowohl Kindle als auch Tolino konnten dabei zulegen – auf Kosten von Sony, Kobo und PocketBook. Immerhin jeder neunte Indie-Autor liest keine eBooks.

Wie werben Selfpublisher für ihre Werke? Welche sozialen Netzwerke nutzen sie, in welchen Genres schreiben sie und zu welchen Preisen verkaufen sie ihre Bücher?

Wie werben Selfpublisher für ihre Titel? Die am meisten genannten Kanäle sind Facebook und die eigene Website. Im Vergleich zu 2014 sind auch andere Plattformen gewachsen – insbesondere bezahlte Werbung, Preisaktionen und Pressearbeit. Unterschätzt wird nach wie vor der Newsletter. Verschenkaktionen stagnieren auf dem Niveau von 2014.

Bei der Nutzung sozialer Medien steht nach wie vor Facebook an der Spitze. Gemeinsam mit Twitter, Google Plus und Xing sind hier die Nutzungszahlen allerdings gesunken. Wichtiger sind dafür die Social-Reading-Plattformen geworden – eine durchaus sinnvolle Entscheidung der Autoren.

Der dritte Teil der Auswertung der Selfpublishing-Umfrage zeigt deutlich, wie freie Autoren sich zunehmend professionalisieren.

Selfpublisher professionalisieren sich zunehmend – langsam, aber sicher. Der Anteil derer, die möglichst gar nichts ausgeben wollen, ist um zehn Prozentpunkte gesunken. Etwa die Hälfte der Teilnehmer leistet sich zumindest ein professionelles Cover (die Preisgrenze liegt hier wohl bei 300 bis 400 Euro). Mehr als 750 Euro geben immerhin schon über 15 Prozent aus – das ist ein Gebiet, wo auch schon ein Lektorat drin ist. Der Mittelwert (inklusiver derer, die gar nichts ausgeben) liegt bei 360 Euro. Nimmt man die Umsonst-Autoren heraus, steigt er auf 464 Euro. 2014 waren es im Mittel noch 261 Euro.

Nach 2013 und 2014 wollen wir (*) auch in diesem Jahr wieder mit Ihrer Hilfe herausfinden, wie es um verlagsunabhängiges Publizieren in den deutscsprachigen Ländern bestellt ist. Wer sind sie, die Self-Publisher, und wie arbeiten sie heute? Welche Probleme sehen sie, was hilft ihnen und womit sind sie besonders zufrieden? Dazu brauchen wir Ihre Mitarbeit.

Alles, was Sie investieren müssen, sind ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit. Wir geben zu: 50 Fragen, das ist ein ordentliches Stück Arbeit. Aber sie lohnt sich – nur aus einer ausführlichen Befragung entstehen so wertvolle Ergebnisse wie in den vergangenen beiden Jahren. Selbstverständlich werden all Ihre Daten absolut vertraulich behandelt.

Das Jahr ist noch jung genug, ein paar Vorhersagen zu wagen. Was wird 2015 den unabhängigen Autoren bringen? Kommt die große Marktbereinigung über uns? Werden Buch-Flatrates am Jahresende Geschichte sein? Eröffnet Thalia zur Frankfurter Buchmesse ein Selfpublishing-Angebot? Als Selfpublishing-Papst habe ich ja einen kurzen Draht zu allen Informationen, was die Zukunft betrifft – sollte sie nicht so eintreffen wie prognostiziert, lehne ich trotzdem jede Verantwortung ab.

Im Rahmen des Autoren@Leipzig-Programms bietet die Leipziger Buchmesse im kommenden März erstmals auch einzelnen Autoren die Buchung von Ständen an. Diese werden im Rahmen eines Autoren-Gemeinschaftsstandes zusammengefasst. Für eine Standfläche von zwei Quadratmeter sind knapp 400 Euro (brutto) fällig. Inbegriffen sind eine kostenlose Eintrittskarte für Aussteller und ein Eintrag im Veranstaltungs-Verzeichnis.