Der Kindle Oasis ist nicht einfach nur ein neuer E-Book-Reader. Der Kindle Oasis ist eine Wette, und wer Amazon auch nur ein bisschen kennt, weiß, dass es eine Wette von Jeff Bezos persönlich ist. Die Behauptung, die Amazons neues Luxusmodell aufstellt, lautet: E-Reader sind keine Billigst-Tablets. Sie werden nicht verschwinden wie die Pferdekutsche, als irgendwann Autos eine mindestens ebenso bequeme Fortbewegung ermöglicht haben. Es existiert eine wachsende Zahl von Menschen, die elektronisch lesen – und dazu ein Gerät bevorzugen, das nur diese eine Funktion bietet. Die dann auch noch bereit sind, für eine besonders komfortable Ausprägung dieser Funktion so viel Geld zu bezahlen wie andere für ein Multifunktions-Tablet.

Der Tolino shine stellte den gemeinsamen Einstieg der deutschen Buchhändler in die digitale Welt dar – 2,5 Jahre ist das nun her. Das Gerät hat zwar nicht alle Erwartungen erfüllt, wurde aber software-seitig kontinuierlich weiterentwickelt und ist bis heute im Verkauf. Tatsächlich verkauft es sich nicht einmal schlecht, wie ich auch an meinem inoffiziellen Tolino-shine-Handbuch sehe.

Ende Oktober ist aber trotzdem eine Ablösung fällig – in Form des Tolino shine 2 HD. Dafür haben sich die Tolino-Händler einen guten Zeitpunkt ausgesucht: Die neuen, hochauflösenden eInk-Panels (1448 x 1072 Pixel) sind offenbar günstig genug geworden, auch in den Einstiegsmodellen ihren Platz zu finden. Derzeit ist der finale Preis des Shine 2 zwar noch unbekannt, aber damit das Gerät seine Funktion erfüllen kann, darf es nicht wesentlich mehr als 100 Euro kosten. Im Vergleich zu den Kindle-Modellen ist hier allerdings immer zu berücksichtigen, dass die günstigeren Kindle-Preise werbefinanziert sind – ohne Werbung sind 15 Euro Aufschlag zu zahlen.

Mit dem Tolino Vision zielt die deutsche Händler-Allianz schon seit einiger Zeit auf den erfahreneren Vielleser – und das mit einigem Erfolg. Insbesondere, seit der Tolino Vision 2 sich auch bei einem Sturz in die Badewanne nicht beschwert, ist das Modell zum ernsthaften Kindle-Konkurrenten geworden. Jedenfalls bis Amazon beim Paperwhite 3 ein neues, hochauflösendes Display eingeführt hat.

Mit dem Tolino Vision 3 HD zieht dieses nun auch bei der deutschen Konkurrenz ein, und zwar in besonders eleganter Form: mit einem planen Display (1448 x 1072 Punkte) ohne erhabenen Rand, das zudem auch sehr gut ausgeleuchtet ist. Hard- und Software sind den Weg mitgegangen, denn obwohl nun deutlich mehr Punkte aufzufrischen sind, funktioniert das flotter als noch bei den Vorgängern. Vom Tolino Vision 2 übernommen hat das neue Modell auch Tap2Flip, das Blättern durch Tippen auf die Rückseite.

Seit Tausenden von Jahren schläft der Mensch, wenn es dunkel wird, und wacht vom Licht des neues Morgens wieder auf. Dieser Schlaf-Wach-Rhythmus wird vor allem von dem Hormon Melatonin geprägt, das deshalb auch als Anti-Jetlag-Medikament genutzt wird. Die Melatonin-Ausschüttung wiederum erfolgt nach Lichtintensität; insbesondere kurzwelliges Licht (typisch für Sonneneinstrahlung, untypisch für Kerzen oder Lagerfeuer) verringert die Melatonin-Ausschüttung.

Der Mensch lebt schon lange nicht mehr in Höhlen. Der moderne Alltag hat dazu geführt, dass sein Schlaf-Wach-Rhythmus in vielen Aspekten gefährdet ist: Schichtarbeit, Flugreisen, Alkohol bringen ihn durcheinander – und offenbar auch E-Reader. Das zeigt jedenfalls ein Experiment, das US-Forscher im Magazin PNAS beschreiben. Die Wissenschaftler haben zwölf gesunde Erwachsene am Abend jeweils vier Stunden lang in einem abgedunkelten Raum mit einem beleuchteten E-Reader oder in einem normalen Buch (mit Leselampe) schmökern lassen.

Das auf der Buchmesse angekündigte Update für den Tolino-E-Reader kommt “im November” in den Handel – rechtzeitig dafür hat mich nun ein Testgerät erreicht. Die Unterschiede zum Vormodell sind beim Tolino Vision 2 trotz der erhöhten Versionsnummer auf den ersten Blick nur schwer zu finden. Am besten funktioniert noch der Blick auf die Rückseite: Die ist nun schwarz und besitzt einen eingeprägten, glänzenden Tolino-Schriftzug.

Vor ein paar Jahren hat Amazon den Kindle DX vorgestellt – einen Kindle mit größerem Bildschirm, der sich gerade bei Lesern wissenschaftlicher Literatur großer Beliebtheit erfreut hat. Das Gerät blieb entsprechend lange im Programm, wurde aber nie durch einen Nachfolger ersetzt. Bei E-Readern scheinen nur 6-Zoll-Displays massenkompatibel zu sein. Zwar haben es auch andere Firmen mal kurzzeitig mit größeren Bildschirmen probiert, doch von Dauer waren diese Versuche nie.

Der chinesische Hersteller Onyx (in Europa von der polnischen Firma Arta-Tech vertreten) bietet nun endlich mal wieder eine interessante Alternative. Spannend ist das Onyx Boox M96 Universe schon deshalb, weil es mit einem einigermaßen aktuellen Android-System läuft (4.0.4). Sogar der Google Play Store ist vorinstalliert. Das heißt, Sie können Ihre Lieblings-Leseapps installieren und sind nicht auf ein bestimmtes System angewiesen. Ob Amazon oder Tolino, hier sind alle eBooks friedlich vereint.

eReader-News: Tolino-Allianz stellt wasserdichten Tolino vision 2 vor

Wie immer im Herbst ist es Zeit für einen neuen eReader der Tolino-Allianz: Über den “Tolino vision 2” war ja schon vorher fast alles durchgesickert, insofern kommt die Ankündigung nicht überraschend. Der neue eReader sieht dem alten Tolino vision zum Verwechseln ähnlich, allerdings bringt er einen wesentlichen Vorteil mit: Er ist wasserdicht. Der Hersteller verspricht, dass das Gerät dadurch ruhig mal in die Badewanne fallen darf.

Das werde ich natürlich testen, wenn das neue Modell ab November (nähere Angaben gibt es nicht) verfügbar ist. Ebenfalls praktisch ist “tap2flip”: Das ersetzt zwar keine echte Blättertasten, erleichtert aber trotzdem die Einhandbedienung, weil man nur noch mit dem Finger auf die Rückseite tippen muss.