Ein deutsches Start-up will Bücher gegen Werbeeinblendung verfügbar machen – zunächst unter Android, ab Sommer auch mit iOS. Frank Großklaus von Readfy hat uns ein paar Fragen beantwortet.

Readfy will kostenloses, werbefinanziertes Lesen von eBooks ermöglichen. Ist das nicht dasselbe wie Bücher zu verschenken?

Ich finde Geschenk ist nicht das richtige Wort. Wir verschenken keine Bücher. Jedes Buch hat seinen Wert. Es ist doch so dass man in einer anderen Währung bezahlt: Aufmerksamkeit und Zeit.

Der Leser hat ein Interesse das Buch zu lesen. Dabei gibt er seine Aufmerksamkeit auch freiwillig für die Werbung her und nimmt diese in Kauf. Das bezahlt das Buch und nützt allen drei Interessenten: Leser, Verlag/Autor und dem Werbetreibenden.

Wenn die Leser jedoch am Ende trotzdem das Gefühl haben, dass sie die Bücher geschenkt bekommen, dann haben wir vieles richtig gemacht.

Analog zu den Kindle-Singles führt die deutsche Firma BoD heute die eBook-Variante “E-Short” ein. Dabei handelt es sich im Grunde um ganz normale eBooks, die auf allen Plattformen lesbar sind – doch mit einer maximalen Länge von 80 Seiten (144.000 Zeichen). Der Nutzer kann die Titel in einem Online-Editor eingeben, der jedoch auch bestehende ePub-Dateien öffnen kann. Dabei ist DRM optional wählbar.

Interessant ist der Preis: Zum einen lassen sich auch Titel für 0 Euro einstellen. Zum anderen zahle BoD über alle Zielplattformen einheitlich 50% vom Netto aus, bei 0,99 Euro Verkaufspreis also 42 Cent, bei 2,99 Euro sind es 1,26 Euro und bei 11,99 Euro bleiben dem Autor 5,04 Euro.

Die Kölner Verlagsgruppe Rudolf Müller, eigentlich als Fachinformationsanbieter auf die Bereiche Bauen, Immobilien und Handelsmarketing spezialisiert, versucht sich mit der Plattform podbook.de als Self-Publishing-Dienstleister. Die Plattform selbst macht einen soliden Eindruck.

Die finanziellen Bedingungen, die Autoren dort vorfinden, sind allerdings wenig attraktiv: Ein Taschenbuch mit 300 Seiten muss zum Beispiel mindestens 15,90 Euro kosten, damit beim Autor ein Betrag von einem Euro hängen bleibt. Verlagstitel dieses Umfangs kosten in der Regel unter 10 Euro; der Self Publisher ist damit im Buchhandel nicht konkurrenzfähig. Niedrigere Preise bietet der Kalkulator gar nicht erst an.

Die Konurrenz etwa von BoD ist allerdings teilweise noch ein paar Prozent teurer, BoD berechnet bei 300 Seiten 17,90 Euro, bei ePubli braucht man einen VK von über 15 Euro, damit 1 Euro übrig bleibt. Nur CreateSpace kann konkurrenzfähige Preise garantieren.

Es müsste ja auch in den Amazon-Abrechnungen zu sehen sein, aber dank des KDP-Newsletters ist es mir heute erst aufgefallen: Die Auszahlungen für die Kindle-Leihbücherei sind im Dezember extrem nach unten gegangen: Von vorher noch gut 1,80 Euro auf nur noch 1,37 Euro.

Da hat Amazon also entweder das Weihnachtsgeschäft nicht geahnt (der weltweite Fonds, den sich alle Autoren teilen, wurde jedenfalls nicht vergrößert, während man im Dezember 2012 mal eben auf 1,4 Millionen aufstockte) – oder man hat es eben einfach darauf ankommen lassen. Zum Ausgleich gibt es im Januar einen leicht erhöhten Fonds, der die Zahl zumindest nicht weiter absinken lassen dürfte.

Vergangene Woche hat mich Sebastian Posth auf eine interessante Untersuchung aus den USA aufmerksam gemacht: Auf Techcrunch hat die Preis-Vergleichseite Luzme vorgerechnet, bei welchen Preisen in den USA und in Großbritannien die höchsten eBook-Umsätze gemacht wurden.

Kurzfassung: während nach Verkaufszahlen die meisten eBooks zwischen 1 und 2 Dollar verkauft wurden, lag die Umsatzspitze bei 9 bis 10 Dollar. In Großbritannien hingegen lagen sowohl nach Anzahl als auch nach Umsatz Titel unter 1 Pfund deutlich vorn.

Wie sieht es in Deutschland aus? Mein Amazon-Top-1000-Tool stellt als Datenbasis die eBook-Rankings des vergangenen halben Jahres zur Verfügung, genau so lange läuft es schon. Ich habe die Top 1000 für diese Auswertung in mehrere Ranking-Bereiche mit vergleichbaren Verkaufszahlen aufgeteilt und dann für jede Preisgruppe die Verkaufszahlen und daraus die Umsatzzahlen ermittelt. Die Werte sind um die Umsatzsteuer bereinigt, stellen aber den kompletten Nettopreis eines Buches dar, also das, was Amazon netto eingenommen hat.

Das Ergebnis ist teils vorhersehbar, teils überraschend. Bei den Verkaufszahlen lagen wie erwartet sowohl in den Top 100 als auch in den Top 1000 eBooks mit Preisen von 3,99 Euro vorn, gefolgt von 2,99 Euro.

Ein interessantes Vermarktungskonzept kommt aus den USA: PagePusher erlaubt Autoren, ihre Titel über all ihre sozialen Netzwerke zu verkaufen. Das Konzept funktioniert so: Der Autor lädt sein Werk bei PagePusher hoch, und zwar als ePub- und Mobi-Datei. PagePusher und der Autor informieren dann alle Kontakte beziehungsweise Fans des Autors über die Neuerscheinung (das funktioniert natürlich umso besser, wenn der Autor schon eine Fanseite aufgebaut hat).

Die Kontakte können dann kostenlos in das eBook reinlesen, und zwar direkt auf Facebook, auf iOS- und Android-Geräten oder im Webbrowser. Wenn ihnen der Text gefällt, können sie das Buch kaufen (der Autor erhält 70 Prozent Honorar). Oder sie empfehlen den Link IHREN Kontakten weiter. Wenn nur fünf dieser Kontakte dann das eBook kaufen, erhält der Empfehlende den Kaufpreis zurückerstattet, hat also effektiv umsonst gelesen. Das Buch verbreitet sich also, so die Hoffnung, viral über die sozialen Netzwerke (wobei der Autor an jedem Kauf mit 70 Prozent beteiligt ist).

PagePusher wirbt mit viralem Marketing

Hallo Thomas, du startest heute das Self Publisher-Forum. Was willst du mit der Seite erreichen?

Die Zahl der AutorInnen, die sich im deutschsprachigen Raum ans Self Publishing wagen, ist gerade letztes Jahr noch einmal deutlich angestiegen. Man merkt das ja auch an den Mitgliederzahlen der Gruppe auf Facebook.
Dabei zeigt sich, dass viele Fragen zur Technik, zur Umsetzung oder zum Vertrieb immer wieder aufkommen oder Themen auch über einen längeren Zeitraum diskutiert werden.
Ein Forum bietet hier die geeignetste Plattform, um diese Diskussionen und Informationen zu bündeln. Und neben den großen Themen auch Detailfragen ihr, ja, gleichberechtigtes Forum zu bieten, ohne dass Mitglieder befürchten müssen, dass sie im Strom aktueller Beiträge untergehen.

Wie kam es zu der Idee, wie lange hat die Umsetzung gedauert und wie hast du das technisch aufgebaut?

Die Idee dazu ist nicht einmal eine Woche alt. Wir haben in unsere NanoWriMo-Gruppe auf Facebook (die auch über den November hinaus Bestand hat) über die Möglichkeiten gesprochen, wie sich AutorInnen untereinander austauschen können.

Mir selbst gehen bereits seit einem Jahr Ideen für eine Plattform für Self Publisher durch den Kopf, und spontan war dann die gemeinschaftliche Idee für ein Forum geboren. Ich habe mich dann bereit erklärt, das Projekt zu hosten und die Kosten dafür zu tragen, sehe es aber ganz klar als Projekt der Gruppe an. Mein Name steht halt im Impressum.

Für das Forum nutzen wir Burning Board von Woltlab, das aufgrund seiner Features und seiner Skalierbarkeit viel Raum für die Zukunft bietet. Schön ist z. B., dass die Anmeldung über Twitter komfortabel und die Anmeldung über Facebook sehr komfortabel gelöst ist. Das spart den Aufwand, sich ein weiteres Kennwort zu merken.

Das Self Publisher-Forum