Der Berliner Selfpublishing-Dienstleister ePubli hat seine Preise deutlich gesenkt. Mit den neuen Druckkosten wird es erstmals möglich, über ePubli den Buchhandel (inklusive Amazon) zu konkurrenzfähigen Preisen zu beliefern. Bei einem Taschenbuch im Format 12,5 x 19 Zentimeter mit 200 Seiten Umfang bleibt zum Beispiel bei Lieferung in den Buchhandel noch ein Autorenhonorar von 1,53 Euro – das ist deutlich mehr als bei einem Verlag. Weitere Formate können Sie über den ePubli-Preisrechner selbst kalkulieren.
Die Amazon-Tochter CreateSpace ist dann zwar mit 2,59 Euro Honorar noch attraktiver (siehe CreateSpace-Preisrechner). Aber dort gedruckte Bücher sind im stationären Handel oder bei anderen Anbietern nur schwer unterzubekommen. Da CreateSpace und KDP nicht verknüpft sind, können Autoren auch ihre eBooks exklusiv bei Amazon anbieten, ihre gedruckten Bücher aber im gesamten deutschen Buchhandel verfügbar machen.
Ein Nachteil von ePubli könnte allerdings darin bestehen, dass die Firma zumindest bei Amazon als Drittanbieter auftritt. Wer hier bestellt, zahlt zusätzlich Versandkosten, was den Preisvorteil wieder aufhebt. Die beste Strategie bestünde also wohl darin, sowohl CreateSpace als auch ePubli zu nutzen.
Beim Hamburger Konkurrenten BoD ergibt sich bei identischer Ausstattung ein Honorar von minus 6 Cent: 9,99 Euro als Verkaufspreis sind so also nicht realisierbar (siehe BoD-Preisrechner).
Update: Nach Auskunft der Pressestelle bietet ePubli “Autoren nur das nicht-exklusive Vertriebsrecht für Plattformen, die nicht durch epubli beliefert werden.” Die Doppellösung mit CreateSpace wäre damit also ausgeschlossen. Das widerspricht zwar Paragraph 1 des Autorenvertrags von ePubli (“… überträgt der Autor epubli räumlich und inhaltlich unbeschränkt das nicht-exklusive Recht zur Vervielfältigung, Verbreitung und Vermarktung des Werks … über alle Vertriebswege von epubli”). Es würde aber vor allem zeigen, dass wieder einmal ein deutscher Anbieter an der eigenen Courage scheitert.
Statt einer eindeutigen, empfehlenswerten Alternative erhalten Autoren wieder ein “Ja, aber”-Angebot mit Haken und Ösen. Will ich, dass meine bei Amazon kaufenden Leser drei Euro mehr zahlen als alle anderen Kunden, also 12,99 statt 9,99 Euro, damit die im Buchhandel kaufenden Leser mein Buch nun für konkurrenzfähige 9,99 Euro bekommen? Oder verzichte ich auf den Buchhandel und nehme noch den einen Euro mehr Honorar von CreateSpace mit? Und werde ich überhaupt nennenswerte Zahlen im Buchhandel absetzen, wo schon meine eBooks kaum sichtbar sind und die Regale eh überfüllt?
Update 2: Andere Nutzer haben nun andere Auskünfte von ePubli bekommen. Solange man die ePubli-ISBN nicht verwende, stünde es jedem Autor frei, seine Bücher z.B. auch via CreateSpace anbieten zu lassen. Damit steht der Strategie nichts entgegen, ePubli für den Buchhandel zu nutzen und CreateSpace für Amazon. Das von ePubli gedruckte Buch würde dann zwar ebenfalls bei Amazon angeboten, doch wegen des Portos wird es dort eh nicht gekauft.