Im zweiten Teil der Auswertung der Selfpublishing-Umfrage 2019 haben wir gesehen, dass die meisten TeilnehmerInnen in der Woche etwa vier Stunden für das Marketing aufwenden. Das ist relativ wenig – am Anfang dürfte der nötige Aufwand eher in der Größe der Schreibzeit liegen. Welche Marketing-Maßnahmen werden genutzt, und was wird evtl. vergessen?
Frage 19: Wie vermarkten Sie Ihr Buch?
Nur gut sieben Prozent der Teilnehmer gibt an, überhaupt kein Marketing zu betreiben. Aber das ist wohl nicht ganz ehrlich, denn wenn die einzige genutzte Option “Mund-zu-Mund-Propaganda” (Spitzenreiter mit 50 Prozent) und die sozialen Netzwerke (48 Prozent) sind, dann ist das sehr nah am “kein Marketing”. Das zweifellos wichtigste Hilfsmittel (na, welches?) nutzen im Mittel nur 16 Prozent; auch Preisaktionen sind mit 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (28 Prozent) unbeliebter geworden.
Bei den kommerziell erfolgreichen AutorInnen werden plötzlich bezahlte Werbung mit 55 Prozent, Preisaktionen mit 51 Prozent und der Newsletter mit 52 Prozent sehr wichtig. Hier dürfte dann schon keine reine Korrelation mehr vorliegen, sondern eine Kausalität.
Frage 20: Wie gewinnen Sie Rezensionen für Ihr Werk?
Oma fragen? Ich bin immer dafür, mit den Großeltern zu sprechen, aber nicht über Rezensionen. Immerhin jeder neunte fragt Verwandte und Freunde.
Bei den Gutverdienern wartet weniger als ein Drittel auf die Leser. Leserunden, die Fans bitten, feste Testleser und die Arbeit mit Bloggern liegen mit 15-20 Prozent hier gleichauf. Kein Profi lässt sich auf Rezensionstausch ein.
Frage 21: Welche dieser Arbeiten lassen Sie von Dritten ausführen?
Outsourcing – meist ein Zeichen professionellen Arbeitens. Es muss nicht einmal das Budget belasten, wenn man Arbeit tauscht. Korrektorat, Lektorat und Cover-Erstellung werden am häufigsten genannt. Allerdings maximal von der Hälfte der Befragten. Der Anteil hat sich über die Jahre kaum geändert.
Auch hier gilt für die, die wenigstens 2000 Euro monatlich einnehmen, wieder eine andere Rechnung; 80 bis 90 Prozent geben die drei genannten Aufgaben an Dritte.
Frage 22: Wie arbeiten Sie mit Buchhändlern zusammen?
Der Buchhandel hat immer noch den Ruf einer kulturellen Instanz, und die meisten Selfpublisher wollen dort vertreten sein, selbst wenn im Jahr 80.000 Verlagstititel und 40.000 SP-Titel darum kämpfen. Was heißt das für die eigene Arbeit? Die Hälfte der Befragten insgesamt würde gern mit Buchhändlern arbeiten. Tatsächlich gelungen ist das erst einem Viertel.
Unter den kommerziell erfolgreichen SP-AutorInnen strebt hingegen nur jede zehnte eine Zusammenarbeit mit dem Buchhandel an.
Frage 23: Welche Bezeichnung würden Sie sich selbst geben?
Wer bin ich? Das ist hier die Frage. Traue ich mich, mich als Selfpublisher einfach “Schriftsteller” zu nennen? Fakt ist: “Indie-Autor/in” ist out. Nannten sich noch fast ein Drittel der Befragten so, ist es jetzt nur noch jeder zehnte. Aber auch “Schriftsteller/in” traut sich nur ein Viertel zu. Am populärsten ist immer noch “Autor/in”.
Bei dieser Frage spielt das Monatseinkommen keine Rolle. Unter den weiblichen Befragten war “Schriftstellerin” allerdings noch deutlich unpopulärer als im generellen Mittel.
Frage 24: Wie informieren Sie sich über Self Publishing?
Natürlich auf der Selfpublisherbibel. Aber “Internet / Blogs” kommt trotzdem nicht auf 100 Prozent. Es gibt also Menschen, die auf diese Umfrage gestoßen sind, ohne je auf der Selfpublisherbibel gelesen zu haben. Oder nicht bewusst. Versuch & Irrtum sind auch 2019 noch für ein Drittel der Befragten das Mittel der Wahl.
Frage 25: In welchem dieser Netzwerke / Verbände sind Sie / wären Sie gern Mitglied?
Der Verband mit der größten Mitgliederzahl heißt “keine Antwort”. Danach folgt auf dem zweiten Platz der Selfpublisher-Verband e.V. (Disclaimer: bin Mitgründer). Daneben zeigen die Befragten aber auch signifikantes Interesse an einer Mitgliedschaft beim VS oder beim FDA.
Frage 26: Welches dieser sozialen Netzwerke nutzen Sie?
Wir wissen ja schon, dass Selfpublisher viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringen. Natürlich rein beruflich! Aber wo findet man sie? Spitzenreiter bleibt Facebook, wo zwei Drittel der AutorInnen vertreten sind. Gewinner ist hier eindeutig Instagram, Verlierer ist Twitter.
Frage 27: In welcher Preiskategorie veröffentlichen Sie Ihre E-Books überwiegend?
Ist “Selfpublishing” gleichbedeutend mit “billig”? Der mittlere Preis in den E-Book-Charts steigt seit Jahren allmählich. Aber wo ordnen die Befragten ihre Preise selbst ein? Tatsächlich stellen nur 2 Prozent der Befragten ihre Titel vorwiegend zu 99 Cent ein (Preisaktionen sind hier nicht mit eingerechnet). Fast ein Drittel aller E-Books kostet sogar mehr als 5 Euro.
Kommerziell erfolgreiche Autoren konzentrieren sich auf die Preisstufen 2,99 und 3,99 Euro. Nur neun Prozent verlangen mehr als 5 Euro. Aber auch nur 6 Prozent lassen sich grundsätzlich mit 99 Cent abspeisen.
Der erste Teil der Umfrage befasst sich mit Umsätzen, Erfahrung und Ausgaben. Im zweiten Teil geht es um Dienstleister und ihre Bewertung. Der vierte Teil folgt hier.