Die große Selfpublishing-Umfrage 2018: Steigende Einnahmen, zunehmende Professionalisierung

Creative team; Flat design

Bis zum 30. Juni waren selbst publizierende Autorinnen und Autoren dazu aufgerufen, an der traditionellen Umfrage der Selfpublisherbibel teilzunehmen (frühere Umfragen: 20132014, 2015 und 2016). Diese umfasst insgesamt 50 Fragen, ist also nicht mal eben zwischen Tür und Angel zu beantworten. Trotzdem haben insgesamt 843 Schreibende ihre Antworten abgegeben. Vielen Dank dafür!

In den kommenden Wochen werde ich die Antworten hier schrittweise auswerten. Es ist eine Menge Material zusammengekommen, das natürlich auch erst ausgewertet und in Grafiken gegossen werden will. Beginnen wir heute mit den ersten zehn Fragen.

1. Seit welchem Jahr nutzen Sie die Möglichkeiten des Self Publishings?

Seinen Durchbruch hatte Selfpublishing in Deutschland 2011 mit dem hiesigen Start des Kindle und des Kindle Direct Publishing. Der Anteil der Selfpublisher, der vorher schon aktiv war, liegt noch immer stabil bei fünf Prozent. Was allerdings auffällt, ist ein Einbruch für das aktuelle Jahr. Obwohl es in der Laufzeit der Umfrage schon fast zur Hälfte vorüber war, liegt der Anteil der absoluten Neulinge nur bei einem Drittel der Zahl von 2017 oder 2016. Möglicherweise hat ein großet Teil der potenziellen Selfpublisher diesen Veröffentlichungsweg inzwischen für sich ausprobiert. Nur 15 Prozent der Selfpublisher mit 2500 Euro Monatsverdienst und mehr haben erst in den letzten drei Jahren angefangen – 85 Prozent sind also länger dabei.

2. Wieviele Titel haben Sie bereits veröffentlicht?

Die Entwicklung der letzten zwei Jahre zeigt sich in dieser Frage sehr deutlich – fast 15 Prozent der Selfpublisher haben inzwischen schon mehr als zwanzig Titel verfasst, während der Anteil der Erstveröffentlicher sich halbiert hat. Die größte Gruppe ist inzwischen die der AutorInnen mit drei bis fünf Veröffentlichungen.

3. Wie hoch sind Ihre monatlichen Einnahmen aus selbst veröffentlichten Büchern / eBooks?

Das mittlere Einkommen eines Selfpublishers hat sich erneut erhöht – es liegt nun bei 1048 Euro. Das passt zum Trend: 2016, also vor nun zwei Jahren, waren es noch 683 Euro gewesen (2015: 512 Euro, , 2014: 494 Euro, 2013: 312 Euro). Gefallen ist der Anteil der AutorInnen, die mit Selfpublishing fast nichts einnehmen, er liegt nur noch bei einem guten Drittel. Das kann daran liegen, dass der Markt gewachsen ist – oder aber diese Gruppe hat inzwischen das Selfpublishing zum Teil wieder aufgegeben.

4. Welche Summe geben Sie für eine Buchveröffentlichung typischerweise aus (inkl. Marketing)?

Den Einnahmen stehen im Selfpublishing natürlich auch Ausgaben gegenüber. Diese kann man durchaus auch als Maß dafür sehen, wie professionell Selfpublisher vorgehen. Die durchschnittliche Ausgabe eines selbst publizierenden Autors liegt demnach heute bei 854 Euro, jeder dritte Selfpublisher leistet sich dabei ein Lektorat – vor zwei Jahren war es nur jeder fünfte. Man kann also mit Sicherheit von einer zunehmenden Professionalisierung sprechen. Bei den erfolgreichen Selfpublishern (Einnahmen > 2500 € im Monat) liegen die mittleren Ausgaben pro Buch bei 1460 Euro. Man könnte also sagen: so gut wie jeder erfolgreiche Indie-Autor leistet sich ein Lektorat.

5. In welcher Form veröffentlichen Sie in welcher Häufigkeit?

Selfpublishing ist noch immer ein E-Book-Phänomen – auf dieses Format verzichtet fast niemand. Das Taschenbuch hat sich seit 2014 (damals gaben 31 Prozent beim Taschenbuch “immer” an) aber stetig herangearbeitet. Angesichts des weltweiten Hörbuch-Booms sind die Audiobook-Anteile sehr niedrig, das liegt vermutlich an der fehlenden Infrastruktur; ein Angebot wie ACX, bei dem sich Urheber und Produzent die nicht geringen Kosten und das Risiko teilen, fehlt hierzulande.

6. Warum nutzen Sie Self Publishing?

Freiheit und Kontrolle – das sind auch 2018 die Haupt-Motivationen, auf Selfpublishing zu setzen. Aber die anderen Faktoren sind wichtiger geworden – insbesondere die finanzielle Ursache. 39 Prozent meinen, dass sie so mehr Geld verdienen können. Fragt man allerdings nur die Selfpublisher, die mindestens 2500 Euro im Monat einnehmen, steigt der Anteil derer, denen dieser Aspekt wichtig ist, auf 91 Prozent.

Fast jeder fünfte hat schlechte Erfahrungen mit Verlagen gemacht. Nur noch jeder fünfte ist Indie, weil kein Verlag angebissen hat.

7. Haben Sie auch bei Verlagen veröffentlicht?

Die Antworten hier ergänzen die vorhergehende Frage gut. Der Anteil der Selfpublisher, die noch nie bei einem Verlag veröffentlicht haben, sinkt auf gut 50 Prozent. 28 Prozent haben sogar mehrere Verlags-Veröffentlichungen. Bei den Selfpublishern mit mehr als 2500 Euro Monatseinnahmen sinkt der Anteil der Verlags-Unerfahrenen auf weniger als ein Drittel.

8. Würden Sie gern bei einem Verlag veröffentlichen?

Und wie steht es um die Wünsche? Stoßen Verlage, die erfolgreiche Selfpublisher anheuern wollen, auf Begeisterung? Für die meisten AutorInnen gilt wohl: Es hängt davon ab. Es gibt aber einen zunehmenden Anteil, der auf keinen Fall ja zum Verlag sagen würde. Die Zahl der Selfpublisher, die jedem Verlagsvertrag zustimmen würde, hat sich seit 2013 halbiert. Unter denen, die mehr als 2500 Euro monatlich einnehmen, gibt es niemanden, der “unbedingt” bei einem Verlag unterschreiben würde.

9. Was würde Sie daran reizen, bei einem Verlag zu veröffentlichen?

Was spricht für die Verlage? Bei dieser Frage ist die Entwicklung über die Jahre ganz interessant. In Sachen Buchhandel macht sich anscheinend eine gewisse Ernüchterung breit. Dort im Regal zu stehen, ist zwar immer noch für die Hälfte der Befragten interessant, aber der Wert fällt langsam. Dafür steigt die Bedeutung der Reichweite des Verlags. Interessant: die kommerziell erfolgreichen Selfpublisher (> 2500 € / Monat) geben bei den meisten Punkten etwas niedrigere Zustimmungsraten an, sie interessieren sich also weniger für Lektorat, Vorschuss oder Rundumbetreuung.

10. Welche dieser Anbieter kennen Sie?

Mit dieser Frage kommen wir allmählich in den Bereich der Selfpublishing-Dienstleister. Die bekanntesten Plattformen sind KDP, BoD und ePubli. Doch auch Neobooks, Tolino Media und Bookrix sind noch drei Viertel aller Befragten bekannt. Bei wirtschaftlich erfolgreichen Selfpublishern rutscht ePubli ein bisschen ab, dafür spielen Tolino Media und Neobooks eine größere Rolle.

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