Bis 30. Juni konnten Selfpublisher und Selfpublishing-Interessenten die 50 Fragen der Ausgabe 2016 der Selfpublishing-Umfrage beantworten. 769 Teilnehmer haben sich komplett durchgearbeitet: Zeitaufwand dafür kaum unter einer halben Stunde. Allerherzlichsten Dank! Weitere 290 Nutzer haben zumindest einige der Fragen beantwortet. Mit insgesamt 1059 Teilnehmern aus dem deutschsprachigen Raum ist die Studie damit erneut repräsentativ.
Die Auswertung nimmt natürlich ein bisschen Zeit in Anspruch, deshalb werden wir sie in fünf Teilen veröffentlichen. Heute befassen wir uns mit den Fragen 1 bis 10, die vor allem eine Bestandsaufnahme unter den Teilnehmern darstellen.
Bei der Anzahl der bereits veröffentlichten Titel fällt vor allem die Zunahme im Einsteiger-Bereich auf. Mehr als ein Viertel der Teilnehmer hat ein Buch veröffentlicht. Über 60 Prozent haben zwischen einem und fünf Büchern. 29 Prozent können sich mit mehr als fünf Titeln schon als erfahrene Selfpublisher bezeichnen.
Dem Selfpublishing haftet der Ruf an, besonders schnellebig zu sein. Die Studienteilnehmer lassen sich davon offenbar nicht beinflussen. Der Anteil derer, die mehr als ein Jahr für ein Buch brauchen, ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Nur ein Fünftel publiziert ein Werk in weniger als vier Monaten.
Das mittlere Einkommen eines Selfpublishers ist im Vergleich zum Vorjahr von 512 Euro auf 683 Euro gestiegen (2014: 494 Euro, 2013: 312 Euro). Dabei kann man definitiv nicht davon sprechen, dass sich eine Kluft zwischen Arm und Reich öffnen würde: Tatsächlich ist in allen Bereichen ab 1000 Euro monatlich eine Zunahme zu verzeichnen, und eine entsprechende Abnahme bei den Wenigverdienern. Selfpublishing lohnt sich also mehr als 2015.
Bei den Veröffentlichungsformen sind gleich vier Trends zu erkennen. Erstens: der Anteil des Taschenbuchs nimmt leicht ab. Manche haben wohl Print getestet, aber es hat sich nicht gelohnt. Zweitens: Das Hardcover wird öfter genutzt – vermutlich gerade für Fans ein interessantes Format. Drittens: Es sind immer weniger Autoren bereit, in enhanced-eBook-Formate zu investieren. Und viertens: das Hörbuch erlebt ein zartes Wachstum.
Freiheit und Kontrolle – das ist auch 2016 die Hauptmotivation der Selfpublisher, diesen Weg zu wählen. Mit gewissem Abstand folgt die Einfachheit dieses Weges. Schlechte Erfahrungen mit Verlagen spielen kaum eine Rolle (und diese Rolle schrumpft auch noch). Aber es geht auch nicht ums Geld: nur etwa ein Viertel nutzt Selfpublishing wegen höherer Einnahmen.
Amazons KDP ist nun seit fünf Jahren in Deutschland – und entsprechend hat sich der Anteil der Selfpublisher erhöht, die bereits entsprechend lange dabei sind. Insgesamt ist jedoch keine Verschiebung der Anteile festzustellen; es kommen offenbar genauso regelmäßig neue Autorinnen und Autoren nach wie erfahrene die Lust verlieren oder aber schließlich doch in Verlagen landen.
Apropos Verlage: der Anteil derer, die bereits einmal oder mehrmals in einem Verlag veröffentlicht haben, steigt im Vergleich zum Vorjahr leicht.
Interessant ist, dass der Anteil der Selfpublisher, die unbedingt bei einem Verlag veröffentlichen möchten, ebenfalls etwas gestiegen ist. Offenbar ist der Ruf der Verlage besser, als sie es selbst von sich glauben. Nicht einmal jeder Zwanzigste würde auf keinen Fall einen Verlagsvertrag unterschreiben.
Spannend: Die Bereitschaft, sich immer und immer wieder bei Verlagen zu bewerben, sinkt von Jahr zu Jahr. Verlage sind nach wie vor attraktiv, aber die Bewerbungs-(Tor)Tour treibt Autorinnen und Autoren schneller als früher dazu, die Sache dann eben selbst in die Hand zu nehmen.
Die Bedeutung von Distributoren ist im Vergleich zu 2015 deutlich gesunken, und zwar um fast zehn Prozentpunkte – die Ursache dafür dürfte eindeutig der Markteintritt von Tolino Media sein. Über zwei Anbieter über 90 Prozent des Marktes zu erreichen, genügt offenbar einem wachsenden Teil der Selfpublisher.
Teil 5 der Umfrage