Bald wird Tolino Media dort hochgeladene Titel auch an die Skoobe-Leihbibliothek ausliefern – wenn Nutzer das freigeben. Bei Skoobe zahlen Leser einen festen Betrag pro Monat und können dafür kostenlos eine bestimmte Zahl von E-Books lesen. Die Vergütung erfolgt nicht wie bei KindleUnlimited auf Basis der gelesenen Seiten, sondern berücksichtigt auch den Preis. In den dafür angepassten AGB beschreibt Tolino Media das so:

Wer mal Urlaub in einem All-Inclusive-Hotel gemacht hat, kennt den Anblick: Gäste, die mit überfüllten Tellern an ihren Platz zurückkehren. Dass danach die Hälfte im Müll landet, liegt nicht an der Gier oder Verfressenheit der Urlauber – das Flatrate-Geschäftsmodell des Gastgebers legt ihnen einen Rechtfertigungszwang auf. Sie haben es doch bezahlt!

Nun stellen wir uns den rein hypothetischen Fall vor, ein eBook-Händler würde seinen Gästen anbieten, zu einem monatlichen Pauschalbetrag so viele Titel auszuleihen, wie auf den Teller passen. Der Rechtfertigungszwang ist derselbe: Der Kunde wird versuchen, mit möglichst wenigen Ausleihen bereits die Monatsgebühr gefühlt wieder hereinzubekommen. Deshalb sind die Leihquoten hochpreisiger eBooks deutlich höher als die von Billigtiteln.

Der deutsche Flatrate-Anbieter Skoobe ist nun auch offiziell auf einem eReader vertreten: In Form des Icarus Illumina Skoobe Edition. Das Gerät, das intern mit Android 4.2 arbeitet, unterstützt die Skoobe-App schon länger. Nun ist sie aber auch direkt im Hauptmenü verankert.

Aus Lesersicht bietet ein eReader mit seinem augenschonenden, nicht spiegelnden und akkusparenden eInk-Display wesentliche Vorteile gegenüber einem Tablet. Der Illumina kostet 120 Euro und besitzt einen Sechs-Zoll-Touchscreen mit 758 x 1024 Pixeln und Frontbeleuchtung, ist also mit dem alten Paperwhite vergleichbar. Er unterstützt ansonsten auch ePub-Dateien (inkl. DRM), lässt sich also mit allen Tolino-eBooks ebenfalls verwenden.

Die Flatrate-Angebote von Amazon (Kindle Unlimited) und Skoobe oder Readfy unterscheiden sich aus Autorensicht in einem wesentlichen Punkt – und ich spreche dabei nicht vom Honorar, das bei Amazon deutlich höher ausfällt. Vor allem bietet eine Präsenz bei Kindle Unlimited den eigenen Büchern einen deutlichen Vorteil bei der Sichtbarkeit. Dieses Plus fehlt bei Skoobe oder Readfy komplett.

Der Hamburger Dienstleister BoD liefert eBooks nun auch an die eBook-Flatrate-Anbieter Scribd und PaperC sowie an die Onleihe der deutschen Bibliotheken – die deutsche Plattform Skoobe war schon länger im Programm. Das Erscheinen eines eBooks in der Onleihe geschieht allerdings nicht automatisch, wie die Pressemitteilung erklärt: “Künftig können die Titel von BoD-Autoren bei Bibliotheken zur Aufnahme in das Leihangebot vorgeschlagen werden.” Die Bibliotheken entscheiden auf regionaler Basis selbst und entsprechend ihres Budgets, welche Titel sie anbieten.

Ab Anfang Dezember will eBook-Distributor Neobooks nun auch Titel an den deutschen Flatrate-Anbieter Skoobe liefern. Autoren können demnach auf Einzeltitel-Basis entscheiden, ob ihre Werke dort erscheinen. Die eBook-Bibliothek gehört wie Neobooks zum Holtzbrinck-Konzern. Bisher lieferten nur ePubli und BoD eBooks an Skoobe.
Zu den Verdienstmöglichkeiten wollte sich bisher noch keiner der Beteiligten äußern. “Bei Skoobe handelt es sich um eine Online-Bibliothek, deshalb werden hier auch keine Verkäufe erzielt, sondern Lizenzen zur Nutzung vergeben.”, argumentiert Neobooks im eigenen Blog

Einen “Ausverkauf der Literatur” erkennt die AutorInnengruppe Das Syndikat in Amazons geplanter eBook-Flatrate KindleUnlimited. Nun kann man diese Flatrate durchaus kritisch sehen: Fordert Amazon doch von unabhängigen Autoren, die sich daran beteiligen wollen, unbedingte Exklusivität. Allerdings entzündet sich die Kritik nicht an dieser Bedingung, sondern am lieben Geld.
“Die AutorInnen werden beleidigend niedrig für ihre Leistung honoriert” zitiert Buchmarkt.de die Bestsellerautorin Nina George. Tatsächlich erhalten beteiligte Verlage jedoch je nach individuellem Vertrag einen hohen Prozentsatz des Netto-Verkaufspreises (bis zur Hälfte, hört man) pro Ausleihe. Und kauft der Kunde das betreffende Buch später, weil er es behalten will (maximal zehn Titel können gleichzeitig ausgeliehen werden), wird der verbliebene Differenzbetrag zum Kaufpreis ausgezahlt.

Ob nun Skoobe, Readfy oder KindleUnlimited: die neuen Lese-Flatrates verändern die Art und Weise, wie eBooks ausgesucht und gelesen werden. Das zeigt eine aktuelle Studie des Anbieters Skoobe, die auf einer Befragung der eigenen Kunden basiert. Die wesentlichen Punkte daraus:

Mehr lesen: Flatrate-Nutzer verbringen mehr Zeit mit Lektüre. 84 Prozent der Befragten gaben an, etwa ein Viertel mehr zu lesen. Auch der Stellenwert dieser Freizeitbeschäftigung veränderte sich, Computerspiele und TV wurden weniger genutzt.
Vielfältiger lesen: Die Nutzer lesen auch Titel an, die sie sonst nicht gekauft hätten. 84 Prozent trauen sich, neue Autoren abseits der Bestsellerlisten zu testen, die Hälfte probiert es mit neuen Genres. Fast ein Drittel gibt aber auch an, Bücher seltener zu Ende zu lesen.