eBook-Distributoren: Was Self Publisher wirklich ausgezahlt bekommen – erweiterte Version [Update]

Was ist mehr: 70 Prozent vom Nettoerlös oder 60 Prozent vom Nettoverkaufspreis? Wer die Prospekte von eBook-Distributoren studiert, sollte sich gut an das Thema “Prozentrechnung” aus dem Mathematikunterricht erinnern. Dabei interessiert den Autor doch eigentlich nur: Wieviel Geld bekomme ich für ein zu einem bestimmten Preis verkauftes Exemplar? Die Firmen machen die Antwort darauf nicht leicht, deshalb diese kleine Übersicht.

Nach der letzten Aktualisierung im Herbst 2014 hat sich einiges getan. Narcissus hat sich wieder zurückgezogen, andere haben das Abrechnungsmodell geändert. Feiyr befindet sich derzeit nach Aussage der Firma in Verhandlungen über die Distributionskanäle und kann deshalb keine Zahlen für die Zukunft nennen. Vor allem aber sind nun auch die Tolino-Shops von jedem Autor selbst belieferbar. Wer sich die Mühe macht, kann damit beinahe 100 Prozent des Marktes selbst beliefern. Diese Mühe lohnt sich zumindest finanziell immer: 70 Prozent vom Nettopreis sind eben mehr als 70 Prozent vom Nettoerlös (der oft bei 70 Prozent vom Nettopreis liegt). Wie sieht das nun bei den unterschiedlichen Preisgruppen aus?

  1. Bei einem Preis von 99 Cent ist es finanziell gesehen am schlauesten, mit Xinxii alle Kanäle außer Amazon und Apple zu beliefern. Für Amazon lohnt sich hier jeder andere Distributor. Apple macht man am besten selbst – allerdings benötigt man dazu einen Apple-Computer. Wer keinen hat und auch keine Cloud-Emulation nutzen will, fährt ebenfalls mit Xinxii am besten.
  2. Liegt der eBook-Preis bei 2,99 Euro (das gilt bis maximal 9,99 Euro), erreicht man mit Eigeninitiative das höchste Honorar. Wer alles aus einer Hand möchte, fährt finanziell mit Xinxii am besten.
  3. Bei eBooks, die teurer als 9,99 Euro sind (in der Tabelle habe ich 11,99 Euro gewählt), dürfte in den meisten Fällen die Eigen-Belieferung aller Kanäle die rein finanziell beste Lösung sein. Theoretisch wäre es noch lukrativer, Amazon über einen Distributor beliefern zu lassen. Das funktioniert aber in der Praxis nicht, denn es ist bei keinem Distributor möglich, nur Amazon zu beliefern (ausschließen kann man Amazon meist schon). Außer bei Xinxii – aber dort gibt es bei mehr als 9,99 Euro Verkaufspreis für Amazon nur noch 15 Prozent.

Die Ergebnisse im einzelnen finden Sie in der Tabelle. Achtung: BoD und ePubli geben im eBook-Kalkulator nur Durchschnittspreise an (deshalb das Sternchen am Preis). Tatsächlich liegt das Honorar, abhängig vom Shop, mal höher und mal niedriger. Wer primär in einem bestimmten Shop gut verkauft, erzielt also unter Umständen insgesamt ein höheres Honorar – oder auch ein geringeres. Das weiß man jedenfalls nicht vorher. Bei BoD sind die erzielten Honorare in der Abrechnung auch nicht den einzelnen Shops zuzuordnen, bei ePubli aber durchaus. Diese Information hilft insofern, als dass man die zukünftige Strategie fundierter überdenken kann. Weder bei BoD noch bei ePubli ist es möglich, gezielt einzelne Shops an- oder abzuwählen.

Weitere Einnahmen ergeben sich aus der Belieferung von eBook-Flatrates. Neobooks, Bookrix, ePubli und BoD haben diese im Programm. Ein eBook für 2,99 Euro erbringt z.B. bei Skoobe ca. 0,41 Euro. Wer nur über Amazon veröffentlicht, kann KindleUnlimited nutzen und wird dann nach gelesenen Seiten bezahlt.

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